Den Typ
Welter 2241 konnte ich in meiner Sammlung nun vervollständigen, da ich zwei Lose zu je zwei Münzen ersteigern konnte. Ich stelle sie euch als Gesamtpaket vor, der Erläuterungstext wird dadurch auch länger...
Es handelt sich bei diesem Typ um den in Jahren von 1716 bis 1727 geprägten 2/3 Taler aus der Prägestätte Zellerfeld: Auf der Vorderseite auch hier die vier Wappen ins Kreuz gestellt, auf der Rückseite der Wilde Mann.
Während die Vorderseite während dieser Prägeperiode gleich geblieben ist, haben sich auf der Rückseite durch den Wechsel der Münzmeister und die Aufnahme der Wertzahl 24 in das Feld neben dem Wilden Mann mehrere Veränderungen ergeben.
Zunächst war Heinrich Horst Münzmeister in Zellerfeld, so dass sich gekreuzte Zainhaken mit seinen Initialen H H auf den Münzen von
1716 bis
1719 finden lassen.
Im Jahr 1717 kam es für Heinrich Horst knüppeldick: Er wurde des Diebstahls von Silber und anderer Verfehlungen beschuldigt. Eine daraufhin ausgesprochene Suspendierung wurde zwar wieder aufgehoben, im Mai 1719 wurde er jedoch endgültig suspendiert und im Jahr 1721 sogar inhaftiert. Ende 1722 wurde er freigesprochen, seinen Job als Münzmeister war er jedoch los und bekam ihn auch nicht wieder.
Seit der Suspendierung im Mai 1719 wurde die Münze von einer Kommission verwaltet. Die Suche nach einem neuen Münzmeister zog sich hin. Erst im Oktober 1723 wurde Ernst Peter Hecht zum Münzmeister bestallt, tätig war er in der Münzstätte jedoch schon Monate vorher.
Eduard Fiala hat die Geschehnisse ausführlich in „Die Münzmeister der Herzoglich Braunschweig-Lüneburgischen Communion-Münzstätte zu Zellerfeld“ (in Zeitschrift für Numismatik, 24. Band, 1904, S. 145ff.) beschrieben – eine Leseempfehlung meinerseits.
Was folgt daraus nun für die Zellerfelder 2/3 Taler?
Im Jahr
1719 gibt es Münzen, auf denen dem Münzmeisterzeichen des Heinrich Horst noch ein C beigefügt wurde.
Fiala schreibt zu dieser Kombination in „Münzen und Medaillen der Welfischen Lande“: „Heinrich Horst verwaltet den Münzmeisterposten unter einem Kommissär bis zu seiner definitiven Suspendierung 1719“.
Für mich als Stempel- und Prägetechnik-Laie sieht es so aus, als ob der Stempel überarbeitet und eine das Münzmeisterzeichen flankierende Rosette überschnitten wurde.
Auch noch im Jahr
1719 wurde dazu übergegangen, die Münzen nur noch mit dem C für die Kommission zu prägen.
Dies ging so bis
1723. Aus diesem Jahr gibt es (wahrscheinlich) Münzen mit C, aber auch schon mit dem Zeichen E.P.H. für den neuen Münzmeister Hecht.
Unter Hechts Leitung kam es auch noch im Jahr
1723 zu einer kleinen Änderung im Design: Im Feld der Rückseite erscheint neben dem Wilden Mann die Wertzahl 24 (für 24 Mariengroschen) – und bleibt dort bis zur Einstellung der Münzprägung in Zellerfeld 1789.
Die Kombination der Zeichen von Heinrich Horst und Kommission im Jahr 1719 ist sehr selten. So selten, dass ich sie bisher nur von der Abbildung zu Fiala Nr. 3123 kannte. Umso mehr freue ich mich, diese Münze nun in meiner Sammlung zu haben.
Letzte Anmerkung: Meine beiden 2/3 Taler aus 1719 wurden mit demselben Avers-Stempel gefertigt. Möglicherweise habe ich in meiner Sammlung also die letzte (vielleicht auch einzige) Heinrich-Horst-Kommission-Ausgabe und die erste "reine" Kommission-Ausgabe.
Braunschweig-Calenberg-Hannover: 2/3 Taler 1717 - 1726, Welter 2241, Schön 109 (ohne 24) und A109 (mit 24), Smith 36