Neuzugänge in eurer Altdeutschland-Münzsammlung

Moin allseits! Lange nach einem bezahlbaren Exemplar dieses herrlichen Augsburger Motivs in der 500 Euro Klasse gesucht und nun fündig geworden. Die Stadtsilhouette zeigt meines Erachtens sogar überdurchschnittliche Details, das Portrait hingegen schwächelt allerdings am Bart (Prägeschwäche denkbar?) und wie meist an den Spitzen der Haarpracht. Im richtigen Licht zeigt sich beidseitig eine dezente Patina, die sich aber schwer einfangen lässt. Ganz unberührt sind die Felder leider nicht. Ich will nicht direkt von Bereibung sprechen, aber die ein oder andere Haarlinie findet man leider. Insgesamt bin ich aber zufrieden, auch wenn mir ein vollständig patiniertes Stück lieber gewesen wäre.
Schöne Münze :)
Kann mir Ahnungslosem (was diese Münzepoche angeht) sagen, was das da an seiner rechten Schulter ist?
Oder sehe nir ich da ein bärtiges Gesicht? :eek2:
 
Toll, jetzt sehe ich es wohl auch für ren Rest meines Lebens! Aber hat tatsächlich was... Womöglich Illuminatenbezug :p
 
Moin allseits! Lange nach einem bezahlbaren Exemplar dieses herrlichen Augsburger Motivs in der 500 Euro Klasse gesucht und nun fündig geworden. Die Stadtsilhouette zeigt meines Erachtens sogar überdurchschnittliche Details, das Portrait hingegen schwächelt allerdings am Bart (Prägeschwäche denkbar?) und wie meist an den Spitzen der Haarpracht. Im richtigen Licht zeigt sich beidseitig eine dezente Patina, die sich aber schwer einfangen lässt. Ganz unberührt sind die Felder leider nicht. Ich will nicht direkt von Bereibung sprechen, aber die ein oder andere Haarlinie findet man leider. Insgesamt bin ich aber zufrieden, auch wenn mir ein vollständig patiniertes Stück lieber gewesen wäre.
Alte Taler ist Erhaltungsgradmäßig und von der Beurteilung mit das schwierigste, was es gibt. Es sind große, breit geprägte Stücke aus einem sehr weichen Material (meist 800er Silber). Was ist Prägeschwäche, wo beginnt Abnutzung/Zirkulation. Welcher Anteil vermeintlicher Kratzer ist gar keiner, sondern war bereits auf den Rohlingen vor dem Prägen vorhanden und so weiter. Der Lichteinfallwinkel und die Art des Lichtes spielen eine Rolle, was die subjektive Beurteilung und aussagefähige Fotos angeht. Und so weiter.

Ich selbst habe einen Taler der Stadt Metz aus etwa dieser Zeit. Der wirkt zwar wie ein ss-vz, ist aber einfach nur dekorativ. Erst der zweite und dritte Blick offenbart, dass der besser sein könnte und teils schwach ausgeprägt ist.

Will sagen: Du hast lange gesucht und Dir so en Gefühl für diesen Typ von Münze erworben. Bei den Stücken kann man aufgrund der Vielzahl der Faktoren, die die Wirkung so einer Münze bestimmen sinnvoller Weise nur von Stück zu Stück vergleichen. Ich teile Deine Auffassung dahingehend, dass der für Prägungen dieser Zeit deutlich oberhalb des Durchschnittes liegt und dass die Oberflächen und auch die freien Felder nicht versaubeutelt sind. Da sieht man ganz andere Kaliber, bei denen man nur noch denkt: der Sammler, der das kauft, hat richtig Geld versenkt. Das ist hier nicht der Fall.
 
Ein Neuzugang in meiner Calenberg Sammlung.

Ein uneditierter Vierteltaler von 1575 (zumindest nicht bei Welter).

Vielleicht ist er ja woanders erwähnt, aber ich besitze nur den Welter.
 

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Die Grafen von Hoya hatten kein vom Kaiser erteiltes Münzrecht, was sie aber nicht davon abhielt, (meist minderwertige) Beischläge zu solchen Münzen prägen zu lassen, die in der Grafschaft umliefen.
Auch die beiden Münzen, die ich in der Künker-Auktion elive 84 aus dem Fund von Borstel erwerben konnte, haben recht eindeutig zu bestimmende Vorbilder.

Der Hoyaer Blaffert aus der Regierungszeit des Grafen Otto III. (gestorben 1428) ahmt den Blaffert des Wendischen Münzvereins (im Wert von 2 Pfennigen) nach, genauer gesagt die vor dem Jahr 1438 geprägten Blafferte der Städte Hamburg und Lüneburg. Zeigen kann ich euch diese Vorbilder leider nicht.

Auf dem Hoyaer Blaffert ist ein spitzer Giebel zwischen zwei schlanken Türmen zu sehen. Unter dem Giebel ein nach links geneigter Schild mit den Hoyaer Bärenklauen. Auf den Vorbildern waren
in Hamburg eine Stadtburg mit drei Türmen und in einem Tor ein Nesselblatt und
in Lüneburg eine Stadtmauer mit Zinnen und in einem Tor ein Löwe
abgebildet.

Niedergrafschaft Hoya, Graf Otto III.: Blaffert o. J., Giesen 32

Hoya Blaffert Hohlpfennig Johann V Giesen 32 1.webpHoya Blaffert Hohlpfennig Johann V Giesen 32 schr.webp


Auch die zweite Hoyaer Münze, ein Swaren, hat ein Vorbild, nämlich den Swaren der Stadt Bremen, der im Münzfund von Borstel allein 762 der insgesamt 937 Münzen ausgemacht hat (Jungk 390-397).

Auf der Vorderseite zeigt der Bremen Swaren den Heiligen Petrus mit aufrecht gehaltenem Schwert und Bremer Schlüssel, während der Hoyaer Swaren den Heiligen Martin mit liegendem Schwert zeigt.
Die Rückseiten der Münzen zeigen den jeweiligen Schild: Bremen mit Schlüssel, Hoya mit den beiden Bärenklauen.

Ich habe leider nur ein schlecht erhaltenes Exemplar ersteigern können. Beim Heiligen Martin muss man schon seine Fantasie spielen lassen. Etwas einfacher wird es, wenn man sich die Münze, die ich gerne für meine Sammlung gehabt hätte, anschaut.
Auf der Rückseite ist der Wappenschild mit den Bärenklauen immerhin gut zu erkennen.

Obergrafschaft Hoya, Graf Johann V.: Swaren o. J., Giesen 13

Hoya Swaren Otto III Giesen 13 Av.webpHoya Swaren Otto III Giesen 13 Rv.webp
 
Ein besonderes Stück hat den Weg zu mir gefunden.
Die kleinen Gedenk-Kreuzer von Baden haben es mir angetan.
Ende Januar habe ich einen Kreuzer auf die 'Niederkunft' der Großherzogin Sophie von Baden erworben.
Vorige Woche habe ich dann dazu passend einen Silberabschlag der Münze/Medaille erstanden:D.
Erhaltungstechnisch könnte das Stück besser aussehen. Aber bei einer Auflage von maximal 100 Exemplaren passt das schon;).
 

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Ein Blick in die Nachbarschaft in das Bistum Verden.

Auch dort wurden im 15. Jahrhundert noch Swaren geprägt. „Erfunden“ wurden sie (nein, nicht in der Schweiz) in Westfalen.
Die Münsteraner Swaren wurden mit Stempeln geprägt, die größer waren als der Schrötling, so dass die Umschrift nie ganz zu lesen ist. Auch die Münznachahmer hielten sich an diese Vorgehensweise.
Bei meiner Münze ist durch eine Dezentrierung auf der Vorderseite zumindest der Name des Bischofs, der Krummstab und Buch hält, teilweise lesbar: Es handelt sich um JOHANNES III. von Asel, der von 1426 bis 1470 Bischof von Verden war.

Asel liegt übrigens in der Nähe von Hildesheim und ist heute nur noch ein Ortsteil von Harsum.

Bistum Verden: Swaren o. J. (1426-1470), Sammlung Bonhoff 53

Bistum Verden Swaren oJ Bischof Johann III von Asel Grote 4 Av.webpBistum Verden Swaren oJ Bischof Johann III von Asel Grote 4 Avschr.webpBistum Verden Swaren oJ Bischof Johann III von Asel Grote 4 Rv.webpBistum Verden Swaren oJ Bischof Johann III von Asel Grote 4 Rvschr.webp
 
Ich komme nun zu Münzen, die etwas größer sind und mehr erkennen lassen als die drei bisher präsentierten Neuzugänge.

Die Sammlung Smith war sehr umfangreich und enthielt auch viele außergewöhnliche Münzen, die mein Besonderheiten- und Variantensammlerherz höher schlagen ließen. Einige davon kann ich euch in der kommenden Zeit präsentieren.

Richard Smith hatte in seiner Sammlung zwar auch einige Münzen aus der Zeit, als Herzog Georg Ludwig noch nicht König Georg von Großbritannien war, aber meine Neuerwerbe starten zu einer Zeit, als Georg Ludwig schon auf dem britischen Thron saß.

Es geht los mit einem 2/3 Taler aus der Prägestätte Clausthal: Avers die vier Wappen ins Kreuz gestellt, Revers das Sachsenross. Münzmeister war Heinrich Christian Bonhorst (H.C.B.).
So weit nichts Außergewöhnliches. Es handelt sich um den Typ Welter 2242 oder Schön 145 oder Smith 37.

Das Außergewöhnliche ist der Jahrgang. Alle drei von mir genannten Werke starten mit dem Jahr 1719, diese Münze ist jedoch schon von 1717. Sie tauchte (soweit mir bekannt) erstmals in der Künker-Auktion e61, die im August 2020 stattfand, auf.
Ich hoffe, dass der Jahrgang in dem neuen Buch von Richard Smith jetzt aufgenommen worden ist und dass Gerhard Schön sie in kommenden Auflagen des Deutschen Münzkatalogs 18. Jahrhundert aufführt.

Braunschweig-Calenberg-Hannover: 2/3 Taler 1717, Welter 2242, Schön 145, Smith 37

Hannover W 2242 1717 2.3 Taler Av.webpHannover W 2242 1717 2.3 Taler Avschr.webpHannover W 2242 1717 2.3 Taler Rv.webpHannover W 2242 1717 2.3 Taler Rvschr.webp


Hannover W 2242 1717 25 26 2.3 Taler Avbeschr.webpHannover W 2242 1717 25 26 2.3 Taler Rvbeschr.webp
 
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