Neuzugänge in eurer Altdeutschland-Münzsammlung

Ich komme bei der Präsentation meiner Neuzugänge aus der Frankfurter Auktion 158 zu den 2/3 Talern mit dem Wilden Mann.
In diesem Bereich habe ich zwei außergewöhnliche Exemplare ersteigern können, die sich in zwei Lots „versteckt“ hatten.
Dies ist das erste besondere Stück:
Braunschweig-Calenberg-Hannover: 2/3 Taler 1784, Welter 2812/2813, Schön 328, Smith 229

Hannover W 2812-3 1784 Übergang1 2.3 Taler Av.webpHannover W 2812-3 1784 Übergang1 2.3 Taler Avschr.webpHannover W 2812-3 1784 Übergang1 2.3 Taler Rv.webpHannover W 2812-3 1784 Übergang1 2.3 Taler Rvschr.webp

Was macht es für mich so besonders?
Welter unterscheidet zwei Typen der 2/3 Taler mit dem Wilden Mann.
Der erste bis 1784 geprägte Typ (Welter 2812) hat auf der Vorderseite ein Wappen mit geschwungenen, verzierten Kanten; die Jahreszahl befindet sich in der Umschrift.
Beim zweiten Typ (Welter 2813) hat das Wappen gerade Kanten und keine Verzierungen; die Jahreszahl befindet sich im Feld neben dem Wappen.
Der Übergang vom ersten zum zweiten Typ erfolgte allerdings nicht abrupt, sondern mit drei Zwischenschritten. Und die von mir erworbene Münze stellt den Übergangsschritt I dar.
Eine Übergangsschritt II-Münze hatte ich schon in der Sammlung, Übergangsschritt III fehlt mir leider noch.

Wie sich die Entwicklung vollzogen hat, habe ich im folgenden Schaubild beschrieben.

Hannover W 2812-13 Übergang 2.3 Taler Avbeschr.webpHannover W 2812-13 Übergang 2.3 Taler Rvbeschr.webp
 
Das zweite besondere Stück gehört zum zweiten 2/3 Taler-Typ mit dem Wilden Mann (Welter 2813). Es stammt aus dem Jahr 1786 und trägt das Münzmeisterzeichen C. E. S. für den Münzmeister Christoph Engelhard Seidensticker.

Braunschweig-Calenberg-Hannover: 2/3 Taler 1786, Welter 2813, Schön 351, Smith 229

Hannover W 2813 1786 CES 2.3 Taler Av.webpHannover W 2813 1786 CES 2.3 Taler Avschr.webpHannover W 2813 1786 CES 2.3 Taler Rv.webpHannover W 2813 1786 CES 2.3 Taler Rvschr.webp

Diese Kombination aus Jahrgang und Münzmeisterzeichen dürfte es aber gar nicht geben.
Warum nicht?
Ich zitiere dazu Eduard Fiala in „Die Münzmeister der Herzoglich Braunschweig-Lüneburgischen Communion-Münzstätte zu Zellerfeld“ (in Zeitschrift für Numismatik, 24. Band 1904, S. 145ff.). Auf Seite 165 schreibt er:
„Die Entscheidung … beförderte den Chr. E. Seidensticker zum Kommunionmünzmeister; sein Eidesnotul und seine Installirung sind vom 10. Mai 1783 datirt. Er erfreute sich dieses Postens indessen nur kurze Zeit; schon am 10. Oktober 1785 starb er.
Das Münzmeistergeschäft führte die Wittwe Seidenstickers mit Unterstützung ihres Sohnes … weiter, während zur amtlichen Verwesung der Münzmeistervakanz der Hüttenraiter Brüel und der Bergschreiber Mayenberg bestellt wurden. Auf die im Quartal Reminiscere (Anmerkung von mir: 1. Quartal) 1786 erfolgte Anfrage dieser Kommission, ob auf „den Stempel von 1785 weiter geprägt werden solle“, wurde verfügt, dass man wie beim Tode Ruperti's im Jahr 1779 verfahren und den neuen mit der Jahreszahl 1786 zu schneidenden Stempeln statt der Münzmeisterinitialen das C eingraben solle.“

Somit hätte man nach meinem Verständnis den (neuen) Avers-Stempel meiner Münze mit der Jahresangabe 1786 mit einem (neuen) Revers-Stempel C kombinieren müssen. Entweder hat man vor Bekanntgabe der Verfügung noch mit einem CES-Stempel gearbeitet oder hat sich nach Bekanntgabe der Verfügung nicht an diese gehalten.

Diese Münze ist in der 165. Künker-Auktion im Jahr 2010 unter den Hammer gekommen.
Künker hat sie seinerzeit folgendermaßen beschrieben:
„2/3 Taler (24 Mariengroschen) 1786, Zellerfeld. Mit Münzzeichen "CES" auf der Rückseite. Welter zu 2813 (dort mit Münzzeichen "C").
Von größter Seltenheit. Wohl Unikum. Attraktives, vorzügliches Exemplar“

Mir ist danach jedenfalls kein weiteres Exemplar „über den Weg gelaufen“. Künker selbst hat zwar mal eine Münze in dieser Form bestimmt, aber dabei m. E. die Jahreszahl 1785 irrtümlicherweise als 1786 gelesen.

Es „muss“ aber weitere Exemplare geben, denn Schön kann in seinem Deutschen Münzkatalog sogar Preise für drei Erhaltungsstufen nennen ;)


Und damit bin ich am Ende meiner Präsentationen angelangt. Mir ist bewusst, dass meine Ausführungen manchmal sehr speziell und nicht leicht verständlich waren. Ich wollte euch aber die Gründe für meine Erwerbe darstellen und diese dokumentieren – auch zum Nachlesen für mich selbst später einmal ;):)
 
Denar Konrad II. 1024 – 1039
Duisburg, königliche Münzstätte
Erhaltung: sehr schön - vorzüglich, leichte Prägeschwäche
Gewicht: 1,25g
Dannenberg 311, Berghaus 1:2

Vs.: ✠___ONRADVS (ohne IMP) gekröntes Brustbild von vorn
Rs.: In einem aus doppelten Halbbögen gebildeten Kreuz: ✠DIVS (waagerecht) und BVRG (senkrecht)

Gruß
Dagobert
 

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