Altdeutschland ist momenten weniger mein Gebiet; jedoch: läuft mir ein Stück wie dieser Madonnentaler von 1768 über den Weg, dann sage ich mir: ja, den will ich haben!
Im Laufe der Jahre wurden hier viele Madonnentaler vorgestellt und die allermeisten davon sind deutlich oberhalb des Durschschnittes. Meiner (2 BS, Nr. 24061400200312) hatte vom Verkäufer mit "fast vz" dort einen sehr schwachen Aufschlag und mit 145 Euro ein gewaltiges Handicap bekommen. Ich hatte beim Betrachten sofort etwas vermutet und etwa 10 Minuten benötigt, um das durch Bearbeitung des Händlerfotos nachzuprüfen. Und dann sofort zugeschlagen. Ein Kollege war ebenfalls interessiert, weil der aber schon einen schönen "Sautaler" hatte, zögerte er leicht. Und nur so konnte ich meine Chance nutzen. Die platte Locke auf der Vorderseite ist fast genau dort (Zentrum leicht oberhalb), wo bei der Madonna die Gewandfiebel (in Form einer Brosche) sitzt. Wenn man das als Prägeschwäche erkennt und die unzirkulierten Details vieler Locken und das Fejlen größerer und tieferer Kratzer ("Bags") in den freien Feldern erkennt, ist man bei einem guten Vorzüglich oder auf Neuhochdeutsch: in den unteren MS-Graden. Wobei das Stück auf den ersten Blick in der Tat, wie ein schönes "fast vz" wirkt. So hätte man den früher gegradet, ohne Murren und Knurren. Heute sind aber andere Zeiten. Vergleiche auf 2 BS: Nr. 8802414 MS 62 mit meiner Ansicht nach sichtbaren Tauch- oder Korrosionsspuren und Nr. 8102414, auch MS 62, jedoch ein besser ausgeprägtes Stück, als meines mit ebenfalls (feiner verteilten) flachen Stellen bei den Locken (gleichfalls wahrscheinlich Prägeschwächen), doch schaut auf die wenigen freien Felder der Madonnenseite, zeigen aber, was Ambach ist. Vielleicht ist es auch der Deckel des Slabs. Was den 8802414, da habe ich hier im Forum schon einige, bessere gesehen. Heute war wenig gutes Licht für Fotografieren. Die Bilder sind daher nachbearbeitet (Farben stärker, Helligkeiten runter und Kontraste hoch), damit man das, was ist, besser erkennt. So, wie eingestellt geben sie, auf meinen Monitor betrachtet, optisch den Ist-Zustand besser wieder. Die Schrägansicht zeigt den vollständigen Prägeglanz in den Vertiefungen der Madonnenseite und mattes Relief.
PS: neues, weiteres, unbearbeitetes Foto angehangen. VS: senkrecht von oben, RS: leicht schräg gegen Tageslicht geneigt und ca. 90 Grad zur Oberfläche fotografiert.
PPS: das Stück stammt wahrscheinlich aus einem Gebäude- oder Bodenfund und hatte Kontakt mit Erdreich oder Staub/Schmutz, wodurch sich wahrscheinlich mit dem Kupfer aus der Legierung eine sehr harte Kruste bildete, wie man an einer minimalen, verbliebenen Anhaftung erkennen kann. Zumindest erfolgte die hier notwendige Reinigung professionell und substanzwahrend, was die Münzhaut angeht. Siehe Bild 4 (mit Zusatz "bearbeitet") mit Ausschnittvergrößerung Mitte, unten.
PPPS: hier noch einmal die Ansicht der Rückseite bis ins extreme farbverstärkt, abgedunkelt und kontrastiert, um feinste Details sichtbar zu machen. Interessant ist auch die so erst sichtbar gemachte, in Entstehung befindliche Tönung. So kann man versuchen, dem Material mehe und mehr Geheimnisse zu entlocken, die das menschliche Auge auch unter einer Lupe nicht wahrnimmt. Bei der Vorderseite ist das aufgrund der stark kontrastierenden Tönung nicht erforderlich.