Vergleich von traditioneller Erhaltungseinstufung a la Jäger vs US-Gradingeinstufung

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Liebe Foristen,
Weil es immer wieder ein Thema ist, ob man eine Münze nach neumodischer MS-Grading-Einstufung bewerten sollte/darf oder ob das traditionelle Verfahren von s, ss, vz, vz-st bis zum stempelglanz „richtiger“ ist, möchte ich hier den Gedanken einmal aufgreifen und die verschiedenen Meinungen, besonders das Für und Wider bzw. die Vorteile des einen oder Nachteile des anderen „Systems“ zu diskutieren.

Mir fällt immer wieder auf, das Münzen, auch oder gerade sogar auf Auktionsbeschreibungen mal als „fast stempelglanz MS62“, „fast stempelglanz MS65“ oder als „vorzüglich-stempelglanz MS61“ angegeben werden. Dann gibt es die Bezeichnungen „Prachtexemplar, fast stempelglanz MS63“ und „stempelglanz MS66 oder MS67“.
Das sind Diskrepanzen, die klar persönlichen Einschätzungen folgen, aber doch einige Fragen offen lassen.
Ich bin kein absoluter Gradingbefürworter, aber eben auch kein -gegner. Mir geht es darum, was objektiver wäre?
Dienen Gradingangaben tatsächlich nur der „Geschäftemacherei“ oder sind sie (abhängig der Tagesform der entsprechenden Grader und Agenturen) doch genauer und vergleichbarer?
Will man das und hat das für die Sammler auch Vorteile oder nur Nachteile durch explodierende Preise?

Sicherlich lässt es sich nach Grading-Zahlen leichter einteilen und vergleichen, und die herkömmlichen Bezeichnungen lassen sehr viel Spielraum nach beiden Seiten. Sind diese dann letztendlich vielleicht zwar ausreichend, aber ungenauer?
Wie denkt ihr über die Sache nach…

(Sollte es so ein Thema schon geben, dann bitte dem entsprechenden Faden hinzufügen)
 
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Liebe Foristen,
Weil es immer wieder ein Thema ist, ob man eine Münze nach neumodischer MS-Grading-Einstufung bewerten sollte/darf oder ob das traditionelle Verfahren von s, ss, vz, vz-st bis zum stempelglanz „richtiger“ ist, möchte ich hier den Gedanken einmal aufgreifen und die verschiedenen Meinungen, besonders das Für und Wider bzw. die Vorteile des einen oder Nachteile des anderen „Systems“ zu diskutieren.

Mir fällt immer wieder auf, das Münzen, auch oder gerade sogar auf Auktionsbeschreibungen mal als „fast stempelglanz MS62“, „fast stempelglanz MS65“ oder als „vorzüglich-stempelglanz MS61“ angegeben werden. Dann gibt es die Bezeichnungen „Prachtexemplar, fast stempelglanz MS63“ und „stempelglanz MS66 oder MS67“.
Das sind Diskrepanzen, die klar persönlichen Einschätzungen folgen, aber doch einige Fragen offen lassen.
Ich bin kein absoluter Gradingbefürworter, aber eben auch kein -gegner. Mir geht es darum, was objektiver wäre?
Grüß dich Heiko!
Das ist wirklich mal eine Diskussionsgrundlage, auf den Punkt gebracht.
Ich werde gern mitmachen.
 
Hallo Heinz-Rudolf,
Ich freue mich das du da mit diskutierst.

…und noch ein Gedanke, wenn Anbieter/Händler eine zu hohe Bewertungsangabe machen, die der angebotenen Münze nicht entspricht, nur um einen besseren Preis zu bekommen, ist es dann nicht sogar „kundenfreundlicher und -orientierter“ eine gegradete Münze anzubieten, die dann (ein Grad rauf oder runter) sogar vor Enttäuschungen schützt?

Ich habe den Faden übrigens mal bei den Foren „Deutschland von 1871 bis 1948“ verortet, das lässt sich aber natürlich genauso auf „Altdeutschland“ oder alle anderen Sammelgebiete übertragen, nur ist es mir bei diesem o.a. Sammelgebiet deutlicher aufgefallen und es gibt da auch eine genügend hohe Anzahl an gegradeten Münzen, die einen Vergleich zulassen.
 
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Bei geslabbten Münzen ist in gewisser Weise "der Deckel drauf", was die Bewertung angeht.

Es ist sicherlich der bessere Weg um zu verkaufen, weil jegliches Bewerten einer ungeslabbten Münze
immer ein gutes Stück subjektiv ist und sein wird. Dass Grader natürlich auch Fehler machen steht wieder auf einem anderen Blatt.

Persönlich mag ich keine Slabs, weil ich meine Münze auch mal in die Hand nehmen will und u.a. die Randschrift begutachten möchte. Das und einiges mehr ist bei einer geslabbten schon nicht mehr drin. Es sei denn man knackt den Slab und sorgt somit für einen direkten Wertverlust bei einem möglichen Wiederverkauf.
 
(Sollte es so ein Thema schon geben, dann bitte dem entsprechenden Faden hinzufügen)

oder hier
 
Dienen Gradingangaben tatsächlich nur der „Geschäftemacherei“ oder sind sie (abhängig der Tagesform der entsprechenden Grader und Agenturen) doch genauer und vergleichbarer?
Will man das und hat das für die Sammler auch Vorteile oder nur Nachteile durch explodierende Preise?
Da das Grading durch einen Dritten eine kostenpflichtige Dienstleistung ist, dient es dem Profit, sonst wäre es eine Wohlfahrtsleistung, eine numismatische Suppenküche gewissermassen.
Erfunden wurde es um 1980 herum, auf Youtube gibt es ein interessantes Video zur Geschichte des Gradings, das ich hier schon mal verlinkt habe. Vor dem Grading verdiente nur der Verkäufer an der Münze, nun auch die Gutachterfirma. Weil das so gut funktioniert, gibt es nun für US- Münzen mit dem CAC auch das Grading des Gradings. Bestimmt lässt sich diese Schraube noch mal umdrehen , so dass es in der Zukunft eventuell eine Überprüfung der " Kackbohne " ( CAC- bean ) geben könnte und nochmal kassiert wird.

Grading ist auf jeden Fall vom Grader, bzw von den drei Gradern, die eine Münze begutachten, abhängig, das ist auch gar nicht anders möglich, da Menschen menschlich denken und empfinden, siehe die Diskrepanz beim Schachspielen zwischen den mathematisch idealen Computerzügen und den Zügen, die auf menschlichen Erwägungen beruhen.
In meinem Münzverein haben wir ein Bewertungskomitee, das die Münzen für unsere Vereinsauktionen begutachtet und die Erhaltungsstufen für die Auktionslisten festlegt. Wie bei den Gradinggeschellschaften, besteht das Komitee aus drei Mitgliedern. Die drei Mitglieder haben diese Aufgabe bereits seit vielen Jahren. Alle sammeln seit Jahrzehnten Münzen. Jahr ein, Jahr aus begutachten sie das, was hier gesammelt wird und dementsprechend überwiegend vorkommt, d.h in erster Linie norwegische Münzen , Weltmünzen ab 1800 und Banknoten. Im Verein herrscht allgemein grosse Zufriedenheit mit der vollbrachten Arbeit und auch bei der letzten Grossauktion, die online verfügbar war, gab es nur eine Retoure. Wir sprechen also von praktischer, langjähriger Erfahrung und Stabilität. Dennoch herrscht, den Mitgliedern des Bewertungskomitees zufolge nicht immer Konsens über die Erhaltung eines Objekts, das heisst, auch erfahrene Bewerter treffen ihre Entscheidungen innerhalb eines Spielraumes.
Ähnlich wird der Gradingbetrieb auch bei den Agenturen sein, nur dass der Faktor Mitarbeiterfluktuation nicht bekannt ist.

Will man das ? Der eine ja, der andere nicht. Antikensammler knacken in der Regel oder kaufen Slabs erst gar nicht. Altes Geld will begriffen werden.
Ein Vorteil des Gradings ist in meinen Augen der Schutz davor, beriebene Silbermünzen angedreht zu bekommen, was gerade beim Sammelgebiet Kaiserreich ein grosses Ärgernis ist. Was einem da oft sonst so als Prachtexemplar angedient wird...
Als die Kinder noch klein waren, diente das Slab am Heiligabend auch dazu, dem Herrn Vater ein stressfreies Auspacken seines Weihnachtsgeschenkes zu ermöglichen. Slabs sind eine ideele Kindersicherung.
 
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Für mich besteht in Hinblick auf prägetechnische und numismatische Aspekte eine Münze aus drei Seiten, eben ein Flachzylinder. Kann man den Rand eine Münze im Slab sehen?

Ein Slab mag die Münze dauerhaft konservieren, aber meiner Ansicht nach wird sie dadurch zur Handelsware reduziert, und es ist fast egal, welche Zahlen man dort drauf schreibt, sie können als eine feste Größe immer wieder weiterverkauft werden.
 
Ein Slab mag die Münze dauerhaft konservieren, aber meiner Ansicht nach wird sie dadurch zur Handelsware reduziert, und es ist fast egal, welche Zahlen man dort drauf schreibt, sie können als eine feste Größe immer wieder weiterverkauft werden.
Ich denke bei empfindlichen Münzen wie PP‘s macht es schon Sinn, die Münze zu schützen.

Aber auch ungeslabbte Münzen sind Handelsware, nur kann der unerfahrene Sammler da leichter übers Ohr gehauen werden. Dadurch sind die Margen derjenigen, die sich auskennen, und mit ungeslabbten Münzen handeln, sehr hoch.

Ausnahme ist natürlich, ungeslabbte Münzen günstig zu kaufen, graden lassen und dann im Slab für teures Geld zu verkaufen. Auch hier gibt es hohe Renditen. Das passiert ja gerade zuhauf mit deutschen Münzen.

Klar ist aber auch, eine Münze ohne Plastik in der anhand zu halten, ist ein ganz anderes Erlebnis.
 
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Sollte es nicht um Deutsche Erhaltungs-Stufen vs Sheldon-Skala gehen?

Ich persönlich favorisiere letzteres, aufgrund der feineren Rangskalierung.
 
Sollte es nicht um Deutsche Erhaltungs-Stufen vs Sheldon-Skala gehen?
Es schweift halt immer wieder mal ab :confused:
Für mich beginnt es ab einer MS64 an Sinn zu machen, eine Münze graden zu lassen, also ein klassisches vz-st.
Bei höherwertigen Münzen ist eine MS Klassifikation nachvollziehbarer und sinnvoller zum vergleichen als nach herkömmlicher Angabe. Dabei muss die Münze nicht zwingend im Slab vorliegen, deshalb frage ich bei Bewertungen gerne nach der MS Einschätzung.
 
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