Mir geht es darum, was objektiver wäre?
Ich bezweifle, dass es jemals Objektivität geben, sondern glaube, dass die Einschätzung einer Münze nur subjektiv erfolgen kann. Man kann schon die Erhaltung von Münzen anhand vorab festgelegter Definitionen versuchen innerhalb eines gewissen Spielraumes mit einem Kürzel (s, ss, vz, st) oder mit einem Buchstaben-Zahlen-Code (VF, AU, MS) zu belegen. Ich persönlich brauch das alles eigentlich gar nicht. Ich schau mir die Münze an und wenn ich meine, sie gefällt mir oder könnte mir gefallen, kaufe ich sie, oder, wenn nicht der Fall, dann nicht. Mir sind die Kriterien wichtiger, ob sie ihren original Prägeglanz noch in welchem Umfang haben, ob Bereibungen vorhanden sind, Randschäden...usw.. Halt die ganzen Attribute, die sich hinter solchen Kürzeln und Codes verbergen. Und dann natürlich, wie die zum Preis der Münze stehen.
Ich brauch auch keinen hermetisch abgeriegelten Plastikriegel. Wenn ich eine Münze vor Umwelteinflüssen schützen will, reicht mir auch die Hartplastikkapsel. Da kommt jede Münze rein, die bei mir bleibt. Da kann ich sie jederzeit raus- und in die Hand nehmen und genau begutachten. Was nicht heißen soll, dass ich mir gar keine Münzen im Slab kaufe.
Ich persönlich habe den Eindruck, dass die Jägerskala gut gemeint ist, aber mit den Kürzeln wie es beliebt und den eigenen Zwecken dient verfahren wird. So wird schnell aus einer f.st-Münze aus der einen Auktion eine st-Münze in der nächsten und der Ausrufpreis verdoppelt sich. Was nützen da also dem Käufer diese Kürzel?
Und wer legt fest, wie bestimmte Kriterien ausgelegt werden? Ich habe vor nicht allzu langer Zeit gelesen, dass es Kooperationen von Gradingunternehmen mit KI-Unternehmen gibt. Warum sollte ausgerechnet da herum die Technik einen Bogen machen? Und die Ergebnisse sind dann halt so gut, wie die Algorithmen trainiert werden. Und trotzdem kann man sich darüber dann trefflich streiten. Ich bin mir gar nicht so sicher, ob sich da immer drei Personen über eine Münze beugen. Wie HSV schreibt, ist dann – wie auch immer das Grading zustande kommt – bewertungstechnisch ein Deckel drauf - und die Münze kann besser gehandelt werden. Erspart dem einen oder anderen Händler wohl ein gutes Foto zu machen.
Deshalb: Lieber das eigene Grading trainieren, möglichst viele Münzen in die Hand nehmen, vergleichen und sich dann eine eigene Meinung bilden. Um sich davor zu schützen, Erhaltungsangaben auf Verkaufsplattformen blind zu vertrauen (oft noch dazu mit geschönten oder überbelichteten Fotos versehen) und irgendwann feststellen zu müssen, dass man das Blech viel zu teuer eingekauft hat. Aber das bleibt jedem selber überlassen.
Ich kann mir schon vorstellen, dass die Klassifikation nach MS-Bereichen für Sammler Sinn macht, die stark auf die Erhaltung beim Sammeln schauen. Da reicht das menschliche Auge oft gar nicht aus, entscheiden zu können, ist es eine MS64, 65, 66 oder gar noch mehr. Da brauch ich dann Messungen, die nur Maschinen leisten können.