Vergleich von traditioneller Erhaltungseinstufung a la Jäger vs US-Gradingeinstufung

Für mich beginnt es ab einer MS64 an Sinn zu machen, eine Münze graden zu lassen, also ein klassisches vz-st.
Bei höherwertigen Münzen ist eine MS Klassifikation nachvollziehbarer und sinnvoller zum vergleichen als nach herkömmlicher Angabe. Dabei muss die Münze nicht zwingend im Slab vorliegen, deshalb frage ich bei Bewertungen gerne nach der MS Eindchätzung.
Wobei es halt analog zur Jaeger-Einstufung bei Händlern, bei den Gradern ebenso nicht nachvollziehbare Einstufungen gibt. Und damit sind wir wieder so schlau wie vorher.

Ansonsten gebe ich dir schon mit MS64 und vz-st recht.
 
Mir geht es darum, was objektiver wäre?
Ich bezweifle, dass es jemals Objektivität geben, sondern glaube, dass die Einschätzung einer Münze nur subjektiv erfolgen kann. Man kann schon die Erhaltung von Münzen anhand vorab festgelegter Definitionen versuchen innerhalb eines gewissen Spielraumes mit einem Kürzel (s, ss, vz, st) oder mit einem Buchstaben-Zahlen-Code (VF, AU, MS) zu belegen. Ich persönlich brauch das alles eigentlich gar nicht. Ich schau mir die Münze an und wenn ich meine, sie gefällt mir oder könnte mir gefallen, kaufe ich sie, oder, wenn nicht der Fall, dann nicht. Mir sind die Kriterien wichtiger, ob sie ihren original Prägeglanz noch in welchem Umfang haben, ob Bereibungen vorhanden sind, Randschäden...usw.. Halt die ganzen Attribute, die sich hinter solchen Kürzeln und Codes verbergen. Und dann natürlich, wie die zum Preis der Münze stehen.
Ich brauch auch keinen hermetisch abgeriegelten Plastikriegel. Wenn ich eine Münze vor Umwelteinflüssen schützen will, reicht mir auch die Hartplastikkapsel. Da kommt jede Münze rein, die bei mir bleibt. Da kann ich sie jederzeit raus- und in die Hand nehmen und genau begutachten. Was nicht heißen soll, dass ich mir gar keine Münzen im Slab kaufe.
Ich persönlich habe den Eindruck, dass die Jägerskala gut gemeint ist, aber mit den Kürzeln wie es beliebt und den eigenen Zwecken dient verfahren wird. So wird schnell aus einer f.st-Münze aus der einen Auktion eine st-Münze in der nächsten und der Ausrufpreis verdoppelt sich. Was nützen da also dem Käufer diese Kürzel?
Und wer legt fest, wie bestimmte Kriterien ausgelegt werden? Ich habe vor nicht allzu langer Zeit gelesen, dass es Kooperationen von Gradingunternehmen mit KI-Unternehmen gibt. Warum sollte ausgerechnet da herum die Technik einen Bogen machen? Und die Ergebnisse sind dann halt so gut, wie die Algorithmen trainiert werden. Und trotzdem kann man sich darüber dann trefflich streiten. Ich bin mir gar nicht so sicher, ob sich da immer drei Personen über eine Münze beugen. Wie HSV schreibt, ist dann – wie auch immer das Grading zustande kommt – bewertungstechnisch ein Deckel drauf - und die Münze kann besser gehandelt werden. Erspart dem einen oder anderen Händler wohl ein gutes Foto zu machen.

Deshalb: Lieber das eigene Grading trainieren, möglichst viele Münzen in die Hand nehmen, vergleichen und sich dann eine eigene Meinung bilden. Um sich davor zu schützen, Erhaltungsangaben auf Verkaufsplattformen blind zu vertrauen (oft noch dazu mit geschönten oder überbelichteten Fotos versehen) und irgendwann feststellen zu müssen, dass man das Blech viel zu teuer eingekauft hat. Aber das bleibt jedem selber überlassen.

Ich kann mir schon vorstellen, dass die Klassifikation nach MS-Bereichen für Sammler Sinn macht, die stark auf die Erhaltung beim Sammeln schauen. Da reicht das menschliche Auge oft gar nicht aus, entscheiden zu können, ist es eine MS64, 65, 66 oder gar noch mehr. Da brauch ich dann Messungen, die nur Maschinen leisten können.
 
Ich kann mir schon vorstellen, dass die Klassifikation nach MS-Bereichen für Sammler Sinn macht, die stark auf die Erhaltung beim Sammeln schauen. Da reicht das menschliche Auge oft gar nicht aus, entscheiden zu können, ist es eine MS64, 65, 66 oder gar noch mehr. Da brauch ich dann Messungen, die nur Maschinen leisten können.
Ich glaube schon, dass ein geschultes menschliches Auge sehr wohl leisten kann, zwischen einer MS64, 65 oder 66 zu unterscheiden. Die Übergänge sind dabei aber fließend.

Für mich ist übrigens eine MS63 auch ein vz-st, aber eben ein schwächeres.
MS64 dementsprechend als vz-st näher in Richtung nach oben, also ein „gutes“ vz-st.
Darüber MS65 als fast stempelglanz. Und ab MS66 stempelglanz.
MS62 wäre ein vz+, und vz geht ab AU58 bis zur MS62.

Aber da sieht jeder wohl etwas anders, also sind klassische Einteilungen ungenauer. Eine Zahl bleibt eine Zahl.
 
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Ich bezweifle, dass es jemals Objektivität geben, sondern glaube, dass die Einschätzung einer Münze nur subjektiv erfolgen kann. Man kann schon die Erhaltung von Münzen anhand vorab festgelegter Definitionen versuchen innerhalb eines gewissen Spielraumes mit einem Kürzel (s, ss, vz, st) oder mit einem Buchstaben-Zahlen-Code (VF, AU, MS) zu belegen. Ich persönlich brauch das alles eigentlich gar nicht. Ich schau mir die Münze an und wenn ich meine, sie gefällt mir oder könnte mir gefallen, kaufe ich sie, oder, wenn nicht der Fall, dann nicht. Mir sind die Kriterien wichtiger, ob sie ihren original Prägeglanz noch in welchem Umfang haben, ob Bereibungen vorhanden sind, Randschäden...usw..
Klare Objektivität kann es bei einem so subjektiven Hobby auch nicht geben. Jeder muss sich selbst, wie du es schreibst, eigene Kriterien setzen, also was einem gefällt und wichtig ist. Das machen wir alle hier.
Ich habe auch Münzen in ss-Erhsltung, die mir trotzdem sehr gut gefallen.
Dennoch ist mMn eine Gradingeinschätzung sinnvoll. Auch wenn man es nur für sich selbst macht und die Münze in normalen Kapseln oder sonst wie lagert.
Man denke nur mal an „die Trennung von der Sammlung“ von unseren Sammlerkollegen @siepie.
 
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Ich sehe da noch etwas ganz anderes: Grading der echten Münze mit Lupe und bei gutem Tageslicht und Grading per Foto.
Einige, zum Glück nicht viele Stücke, die früher, meist vor 2010, erworben hatte sind in der Hand und unter der Lupe bei gutem Tageslicht Top, aber mit der Kamera aufgenommen ist es eine Katastrophe. Da sind Kratzer / Berührspuren, die man bei Tageslicht unter 5-facher Vergrößerung nicht erkennt. Früher, als ich noch nicht selbst digital fotografiert hatte, war es meist anders: in Listen als Top-Stück abgebildet und beschrieben kam dann etwas an, das völlig anders ausgesehen hat. Sehr früh habe ich deswegen auf Auktionen nur noch das gekauft, was ich selbst vorbesichtigt oder am Auktionstag selbst betrachtet hatte. Ich denke, ein vz-st geht bei MS 64 los, MS 66 kann dann St oder fast St sein, ab MS 67 würde ich St vermuten. Das Problem beim Grading ist, dass die Stücke meist getaucht sind, sorry, aber da ist in meinen Augen sehr viel kaputtes oder getötetes Material in Slabs, was da so nicht rein gehört. Bei Kupfer ist es total extrem.

Ein St-Stück aus Silber oder aus Gold, auch ein vz+ also alles ab etwa MS 60 bis MS 62, muss originalen Prägeglanz haben und es darf keinen "Tauchglanz" aufweisen. MS heißt schließlich Mintsatte und nicht "Dipping-State".

Wir müssen nicht weiter darüber reden, dass Erhaltungsgrade anders vergeben werden. Und dass "frisch und authentisch wirkende Ware" teils hohe preisliche Aufschläge hat, wenn sie als solche erkannt auf den Markt gelangt.
 
Sollte es nicht um Deutsche Erhaltungs-Stufen vs Sheldon-Skala gehen?

Ich persönlich favorisiere letzteres, aufgrund der feineren Rangskalierung.
Entschuldigung. Zum Thema Skalenvergleich kann ich aber auch noch etwas beitragen. Die klassische Skala, die auch Jaeger verwendet ist meiner Ansicht nach eine objektive, lineare Skala.

Ich habe einmal einen Artikel gelesen, deren Autor eine Testreihe gestartet hat und den Gewichtsverlust nach Umlauf mit den Erhaltungsgraden in Beziehung gesetzt hat. So war es möglich Münzen mit einem gewissen Gewichtsverlust dann den entsprechenden Erhaltungsgraden zuzuordnen. Umgekehrt heißt das, man bestimmt die prozentuale Abweichung vom Sollgewicht inklusive Remedium und hat damit den Erhaltungsgrad recht genau. Natürlich ist dies bei Münzen höherer Erhaltung nicht mehr so einfach anzuwenden. Daher kommen wir zu der Sheldon-Skala:

Im Gegensatz zur klassischen Skala spielt da viel mehr eine Rolle zur Beurteilung einer Prägequalität als die der klassischen deutschen Einteilung, darüber hinaus folgen die Beurteilungen offensichtlich einem hyperbolischen Verlauf, keinem linearen. Während bei der klassischen Skala lediglich die Münze bewertet wird, fließt bei der Sheldon-Skala auch das Stempel-Alter, mit dem die Münzen geprägt wurden mit in die Bewertung ein. Dies ist bei der klassischen Skala eigentlich nicht der Fall, man bedient sich Ergänzungen, Stichwort "Erstabschlag" als Beispiel.

Mit dem hyperbolischen Verlauf meine ich, dass bei der Sheldon-Skala meiner Ansicht nach überproportional viel Unterscheidungsgenauigkeit auf die höchsten Erhaltungsstufen gelegt wird, erkennbar auch an der tollen Gegenüberstellung von AHack, bei der einige Zahlen noch nicht einmal belegt bzw. verfügbar sind. Für mich ist dies schwer auszuhalten...

Ich persönlich tue mir schwer damit, dass Stempelerhaltungen mit Münzerhaltungen kombiniert werden. Ob allerdings eine getrennte Betrachtung überhaupt sinnvoll scheint oder die mit der Sheldon-Skala angewendete doch als gelungen zu betrachtende Mélange nicht einfach "schöner" ist, das mag ich nicht abschließend zu beurteilen. Fakt für mich ist nur, dass ich einen Erstabschlag in "sehr schön" viel viel attraktiver empfinde als eine stempelglanz-Münze mit einem abgenudeltem Stempel.
 
Einen Gesichtspunkt haben wir noch nicht genannt. Ein und dieselbe Bewertungsskala kann von Land zu Land unterschiedlich angewandt werden. Die skandinavischen Länder verwenden allesamt das 0-1-2- System mit Zwischenstufen. Allerdings ist ein schwedisches 0 mitunter weit von einem norwegischen oder gar dänischen 0 entfernt. Die Schweden sind oft extrem streng , wo die Dänen sehr lax sein können. Die Norweger wurschteln so in der Mitte herum.
 
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