Ich erinnere mich noch gut, dass meine Großmutter ihre Rente persönlich ausgezahlt bekam. Sie war gehbehindert, und der Geldbote / Briefträger (?) kam zu uns ins Haus. Ich glaube, dass ich damals das erste mal in meinem Leben 100-DM-Scheine gesehen habe.
Das muss tatsächlich um 1970 oder ein/zwei Jahre später gewesen sein.
100 Mark waren damals sehr viel Geld. Zum Vergleich: eine Unze Gold (Krügerrand) kostete damals, vor der Aufhebung der Goldbindung des US-Dollars, etwa 160 DM (inkl. Bankspesen und Steuern). Die Dame eines befrendeten Paars, das meine Eltern damals in Holland trafen und das mit ihrer Tochter dort um 1974 Urlaub machte, hatte an einer langen Halskette ein goldenes 20-Dollar-Stück. Also fragte ich neugierig nach, ob ich die Münze mal näher sehen durfte und wo man so ein schönes Stück kaufen kann. Die Antwort war, dass sie das Ende der 60er für 160 DM bei einer Bank gekauft hätte. Dieser Zug war da aber schon lange abgefahren. Mittlerweile waren auf den 20-Dollar-Stücken gewaltige Aufschläge drauf. Einen größeren Schein als den Hunderter habe ich bei meinen Eltern bis in die mittleren 70er auch nie gesehen. Mein Großvater väterlicherseits war da schon ganz anders "drauf": der hatte als "Bauunternehmer" und "Geschäftsmann" meist 10.000 oder mehr in "Riesen" in seiner Brieftasche. Ab und an konnte er dann auch mit "Spolien" (zum Beispiel alten Mühlsteinen aus einer Papierfabrik) oder altbrauchbaren Baustoffen (Pflastersteine) ein Geschäft (ich würde heute sagen: einen "Schnapper") nach seinem Geschmack machen. Rückblickend glaube ich aber, dass (die Freude am Erfolg/Erreichten) ihm das mehr Spaß gemacht als wirtschaftlich weitergebracht hat. Ich bin da nicht viel anders, nur die eingesetzen Beträge belaufen sich (in Gold umgerechnet) im Vergleich zu ihm doch eher im untersten zehntel-Promillebereich. Oder teils noch weit darunter. Wenn ich mir überlege: 10.000 * 2,5 kg Gold = ca. 170.000 Euro, dann liegt die zuletzt gekaufte Silber-Tanka bei 1,2 Gramm Gold = 1,2/2500; der gekaufte Denar Heinrich II des Zänkers bei 1,4 Gramm Gold und das Stück, über dass ich mich am meisten gefreut habe, der belgische Centime von 1899 in Kupfer mit 5,90 Euro bei 0,09/2.500 seiner Barschaft. Heute kriegt man für (aufgerundet) 6 Euro gerade mal 4 Kugeln leckeres, selbst gemachtes Eis in der Eisdiele, Das gab es bis 1970 für 40 Pfennige (umgerechnet 20 Cent). Im Vergleich dazu der alte Silbergulden von 1847: gekauft in VZ für 56 Euro in der Bucht (38 Kugeln Eis, = 3,80 DM 1970) kostete der damals (1970) etwa 50 Gulden, was damals etwa 500 Kugeln Eis entsprach. Da sieht man mal, wie sich Dinge ändern und wie gut oder auch wie schlecht Münzen das in sie gespeicherte Kapital konservieren oder auch vernichten können. Zum Denar Heinrich des Zänkers: Kaufpreis umgerechnet: 66 Kugeln Eis, auf 1970 zurückgerechnet: 6,60 DM. Lächerlich? Keinesfalls. Das so was damals viel teurer als 6,60 DM war, das weiß ich auch. Aber: ich habe einen Pfennig des 11. Jahrhunderts, Kölner Typ, gekauft Anfang der 2000er beim Kuenker für etwa 300 Euro, der hat dem Vorbesitzer in den 30er Jahren 3,50 RM gekostet. Und das passt, wenn man das damals goldgebundene Geld zurückrechnet wiederum sehr gut mit dem vergleichbaren eispreis von 6,60 DM des Zänker-Pfennigs des 10. Jahrhunderts zusammen.
Genau so geht das übrigens bei Edelmetallen: wer 1980 am TOP gekauft hat, der hat sein Kapital real verbraten. Wer vor einem Kauf so rechnet wie ich das tue, der kann sein Risiko besser abschätzen. Die Eiskugel tut es sehr gut. Einen einfacheren und greifbareren Maßstab, der zutreffendere Vergleiche erlaubt, habe ich noch nicht gefunden. Öl würde auch in etwa gehen, jedoch schwankt der Ölpreis viel extremer, als der Eiskugelpreis und fallende Preise beim Speiseeis - die habe ich noch nie gesehen!
Zum Gold: da passt das mit der Eiskugel.
Zum Silber: das bereits deutlich im Preios gestiegene Silber-Kilo kostete Anfang der 70er ganz grob etwa 200 DM.
1 Gramm also 20 Pfennige = 2 Kugeln Eis. Das ist auch der Grund dafür, dass in den Niederlanden 1967 die letzten 720er Silbergulden (zu 4,60 Gramm Feinstilber je Münze) geprägt wurden. Es ging einfach nicht mehr, ohne bald zuzuzahlen und zusehen zu müssen, wie die Leute das Silbergeld zurücchalten!
Heute muss ich für die günstigste Kugel Eis bester Geschmacksqualität umgerechnet etwa 1,80 Gramm berappen. In Innerstädtischen Lagen sind es bereits mehr als 2 Gramm.
Das bedeutet: obwohl das Kilo bereits über 900 Euro kostet, ist Silber, so gerechnet, etwa 1/4 bis 1/3 so viel wert, wie um 1970.
In diesem Wissen sieht man die Metallpreise und auch sein Einkommmen und dessen "Wertentwicklung" mit anderen Augen.
PS: Mein letzter "Deal" heute in der "Früh", um "kurz nach Mitternacht": ganze und halbe Korea-Silberunzen zu 28,5 Euro je Unze inkl. Versand auf 2BS. 5000er und 10.000er anlässlich der Olympiade in Seoul. In "PP". Viel zu schade für den Tiegel, wenn sie noch ok sein sollten, ansonsten: irgendwann, wenn der Preis mal "stimmt"....
Das sind dann, wieder umgerechnet 19 Kugeln Eis oder 1,90 DM zu den Eispreisen von 1970. Also wenn mir zwei Jahre später jemand die wahl zwischen so einem Riesen-Eis oder einem alten, schwarz angelaufenen zurkulierten Silberdollar gelassn hätte - ich hätte mich auf den alten Dollar gestürzt.... Heute würde ich statdessen auf 30 Euro aufrunden und an verscheidenen Tagen lieber 5 x 4 Kugeln Eis im Hörnchen essen.
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