FooFighter
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Für mein eigentliches Sammelgebiet Sachsen schmökere ich ja immer mal wieder in alten numismatischen Büchern und Zeitschriften. Sehr beliebt bei mir sind die "Blätter für Münzfreunde", welche ab 1865 ausgegeben wurden. Bei meiner heutigen Recherche stieß ich durch Zufall auf einen sehr schönen Artikel, den ich hier einfach mal wiedergeben möchte. Er stammt aus dem Jahr 1903 und behandelt die Planung von Münzen aus Bremen und deren Gestaltung. Gleichzeitig wurde hierbei überlegt, die Münzen aus Hamburg einer "Schönheitskur" zu unterziehen und vielleicht die Buchstaben als Münzzeichen abzuschaffen bzw. durch andere Zeichen zu ersetzen. Vielleicht findet der eine oder andere Sammler deutscher Kaiserreichmünzen Gefallen an dem Artikel...
Neue deutsche Münzen und Medaillen
Der Bremer Senat beantragte auf Bericht der Finanzdeputation, die Bürgerschaft möge sich einverstanden erklären,
1) dass 20.000 Doppelkronen, 20.000 Kronen, 50.000 Fünfmarkstücke und 100.000 Zweimarkstücke mit bremischem Hoheitszeichen geprägt werden
2) dass die Finanzdeputation ermächtigt werde, das Erforderliche zu veranlassen, damit diese Prägungen demnächst in der Hamburger Münzstätte vorgenommen werden und
3) die dadurch entstehenden Kosten (nach Berechnung des Hamburger Münzdirektors höchstens 2.500 Mk.) in das Budget für 1904 einzustellen.
Möchte doch der Senat einen tüchtigen Künstler mit dem Entwurf eines geeigneten Modells der neuen bremischen Münzen beauftragen. Der einfache Stadtschild mit dem Schlüssel etwa in der Art wie auf den schönen ältesten stadtbremischen Thalern von 1542 (Jungk N. 433) zwischen zwei kräftige niederdeutsche Eichenzweige gesetzt mit der Umschrift in kraftvollen, nicht befussten Buchstaben würde einen die Bedeutung der alten Hansestadt würdig darstellenden Münztypus bieten. Die schildhaltenden Löwen und die Krone über dem Schilde sind spätere unwesentliche Zuthaten des bremischen Hoheitszeichens, die nach Belieben fortgelassen werden könnten.
Wäre nun nicht auch für Hamburg eine Erneuerung seines Münzgepräges zeitgemäss? Seit drei Jahrzehnten figuriert auf den Hamburger Geprägen der Reichswährung ein plumper Schnörkelschild, von Pudel-Löwen mit aufgesträubtem Mähnenhaar und verkrüppelten Vorderfüssen gehalten, die auf den äussersten Blätterspitzen einer stillosen Doppelranke mühselig balanzieren. Dann der gegen Schild und Löwenköpfe unproportionierlich kleine Holsteiner Grafenhelm mit seinen eingeschrumpften Helmdecken! Hätte nicht dieses Sinnbild fremder Landesunterthänigkeit für das Hoheitszeichen einer freien Stadt längst zum alten Eisen geworfen gehört, ebenso wie das Schaumburger Nesselblatt, das auf den Hamburger Münzen noch bis Anfang des XVI. Jahrhunderts erschien?
Unter dem Wappen das Münzzeichen J (= Hamburg), ist sinnlos geworden, seitdem die Münzzeichen B (Hannover), C (Frankfurt), H (Darmstadt) durch das Eingehen dieser Münzstätten abgängig sind. Auch die Münzzeichen der Reichsmünzen bedürften einer zeitgemässen Reform. Man setze sie auf die Rückseite, wie dies auf den preussischen Scheidemünzen bis 1873 der Fall gewesen - vgl. einen beliebigen Silbergroschen von K. Wilhelm I. - und ersetze die nüchternen, sinnlos gewordenen Zahlbuchstaben etwa durch kleine Wappenzeichen der Münzstätten, also Berlin: Bär oder Bärenkopf, München nicht "D", sondern der altüberlieferte Mönchskopf, Stuttgart nicht "F", sondern Stutenkopf oder Hirschgeweih, Muldener Hütte statt "E" der Freiberger Stern, Karlsruhe statt "G" Stadtschild oder Zähringer Greifenkopf, Hamburg nicht I, sondern die Burg oder das Hansakreuz. Unsere Reichsscheidemünzen erhielten dadurch gegenüber ihrer jetzt vorwaltenden prosaischen Nüchternheit eine ähnliche Mannichfaltigkeit wie die Bronzemünzen Napoleons III. durch verwandte kleine Zeichen besitzen.
Wollte man vollends sich entschliessen, "dem Volke für einen Pfennig ein Kunstwerk in die Hand zu geben", so erwerbe man für unsere Reichsmünze das prächtige Germaniamodell von Rudolf Mayer in Karlsruhe, setze den Reichsadler auf die Kehrseite und die aufdringlich plumpen Wertziffern unserer wenigen Nickel- und Kupfermünz-Nominale in die Umschrift, und man gewänne Scheidemünzen, die der Reichsdeutsche nicht mehr mit dem Gefühle der Demütigung neben die Neuprägungen von Luxemburg, Schweiz, Frankreich, Österreich-Ungarn zu legen brauchte.
Neue deutsche Münzen und Medaillen
Der Bremer Senat beantragte auf Bericht der Finanzdeputation, die Bürgerschaft möge sich einverstanden erklären,
1) dass 20.000 Doppelkronen, 20.000 Kronen, 50.000 Fünfmarkstücke und 100.000 Zweimarkstücke mit bremischem Hoheitszeichen geprägt werden
2) dass die Finanzdeputation ermächtigt werde, das Erforderliche zu veranlassen, damit diese Prägungen demnächst in der Hamburger Münzstätte vorgenommen werden und
3) die dadurch entstehenden Kosten (nach Berechnung des Hamburger Münzdirektors höchstens 2.500 Mk.) in das Budget für 1904 einzustellen.
Möchte doch der Senat einen tüchtigen Künstler mit dem Entwurf eines geeigneten Modells der neuen bremischen Münzen beauftragen. Der einfache Stadtschild mit dem Schlüssel etwa in der Art wie auf den schönen ältesten stadtbremischen Thalern von 1542 (Jungk N. 433) zwischen zwei kräftige niederdeutsche Eichenzweige gesetzt mit der Umschrift in kraftvollen, nicht befussten Buchstaben würde einen die Bedeutung der alten Hansestadt würdig darstellenden Münztypus bieten. Die schildhaltenden Löwen und die Krone über dem Schilde sind spätere unwesentliche Zuthaten des bremischen Hoheitszeichens, die nach Belieben fortgelassen werden könnten.
Wäre nun nicht auch für Hamburg eine Erneuerung seines Münzgepräges zeitgemäss? Seit drei Jahrzehnten figuriert auf den Hamburger Geprägen der Reichswährung ein plumper Schnörkelschild, von Pudel-Löwen mit aufgesträubtem Mähnenhaar und verkrüppelten Vorderfüssen gehalten, die auf den äussersten Blätterspitzen einer stillosen Doppelranke mühselig balanzieren. Dann der gegen Schild und Löwenköpfe unproportionierlich kleine Holsteiner Grafenhelm mit seinen eingeschrumpften Helmdecken! Hätte nicht dieses Sinnbild fremder Landesunterthänigkeit für das Hoheitszeichen einer freien Stadt längst zum alten Eisen geworfen gehört, ebenso wie das Schaumburger Nesselblatt, das auf den Hamburger Münzen noch bis Anfang des XVI. Jahrhunderts erschien?
Unter dem Wappen das Münzzeichen J (= Hamburg), ist sinnlos geworden, seitdem die Münzzeichen B (Hannover), C (Frankfurt), H (Darmstadt) durch das Eingehen dieser Münzstätten abgängig sind. Auch die Münzzeichen der Reichsmünzen bedürften einer zeitgemässen Reform. Man setze sie auf die Rückseite, wie dies auf den preussischen Scheidemünzen bis 1873 der Fall gewesen - vgl. einen beliebigen Silbergroschen von K. Wilhelm I. - und ersetze die nüchternen, sinnlos gewordenen Zahlbuchstaben etwa durch kleine Wappenzeichen der Münzstätten, also Berlin: Bär oder Bärenkopf, München nicht "D", sondern der altüberlieferte Mönchskopf, Stuttgart nicht "F", sondern Stutenkopf oder Hirschgeweih, Muldener Hütte statt "E" der Freiberger Stern, Karlsruhe statt "G" Stadtschild oder Zähringer Greifenkopf, Hamburg nicht I, sondern die Burg oder das Hansakreuz. Unsere Reichsscheidemünzen erhielten dadurch gegenüber ihrer jetzt vorwaltenden prosaischen Nüchternheit eine ähnliche Mannichfaltigkeit wie die Bronzemünzen Napoleons III. durch verwandte kleine Zeichen besitzen.
Wollte man vollends sich entschliessen, "dem Volke für einen Pfennig ein Kunstwerk in die Hand zu geben", so erwerbe man für unsere Reichsmünze das prächtige Germaniamodell von Rudolf Mayer in Karlsruhe, setze den Reichsadler auf die Kehrseite und die aufdringlich plumpen Wertziffern unserer wenigen Nickel- und Kupfermünz-Nominale in die Umschrift, und man gewänne Scheidemünzen, die der Reichsdeutsche nicht mehr mit dem Gefühle der Demütigung neben die Neuprägungen von Luxemburg, Schweiz, Frankreich, Österreich-Ungarn zu legen brauchte.