Der Silberpreis stieg und stieg

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Zwischen 1973 und 1980 trieben die Brüder Hunt aus Texas den Silberpreis von 2 $ pro Unze im Jahr auf damals unfassbare 50 $ für die Unze Feinsilber . Da die Käufe mit Krediten finanziert wurden, kam es zum Krach, als die Börsenaufsicht langfristige Geschäfte verbot. Der Preis für Silber sank rapide und lag in den Folgejahren bei etwa 5 $ pro Unze.

Die Huntblase bedeutete das endgültige Aus für Europas letzte silberhaltige Kursmünze, den guten alten Silberadler, die Ikone des deutschen Wirtschaftswunders und bescherte der deutschen Numismatik mit der Gedenkmünze zu Ehren Otto Hahns zudem eine ihrer grössten Raritäten. 1979 noch in 625er Silber geprägt, wurde der Hahn buchstäblich in letzter Minute zurückgerufen . Im Herbst 1980 erschien er dann als der aus aus Magnimat geprägte erste " Blechgedenkfünfer " .

Man darf spekulieren, ob das Ende des silbernen Fünfmarkstückes nicht auch ohne die amerikanischen Cowboyspielchen gekommen wäre. Die Verkaufsautomaten standen mit der Silberlegierung auf Kriegsfuss, spätestens seit der Einführung des bei der VDM in Altena entwickelten Dreischichtenwerkstoffes Magnimat in Form der Zweimarkstücke auf Konrad Adenauer und Theodor Heuss, gab es automatentauglichere Alternativen zu den traditionellen Legierungen. Von einem Austausch des Markstückes aus Kupfernickel gegen eine Mark auf Magnimatronde soll laut Rittmann nur darum abgesehen worden sein, da solch ein Umtausch bei der Masse der hier betroffenen Münzen zu teuer erschien.

Welche Eskapaden die Huntsche Blase für diejenigen Länder, die auf Silber nicht verzichten wollten, bedeuten konnte, sieht man sehr schön an diesen drei norwegischen Gedenkmünzen der Jahre 1978 bis 1982, also aus der Endphase der Spekulationswelle, von deren Klimax aus der unmittelbaren Zeit danach.

1978 hatte Norwegen den 75. Geburtstag seines Monarchen mit einer Gedenkmünze zu 50 Kronen gefeiert. Die 27 g schwere Münze enthielt bei einem Feingehalt von 925/1000 etwa 25 g Silber. 800.000 Stück wurden geprägt, der beliebte Volkskönig sollte in jedem Heim zu finden sein. Heute findet man die Fünfziger noch häufig in den Originalplastikdosen , in denen sie ausgegeben wurden. Als Anlagesilber sind sie gern gesehen.

1980 jährte sich der Jahrestag der Befreiung zum 35. Mal. Aus Anlass dieses etwas krummen Jubiläums emittierte Kongsberg wiederum eine Silbermünze. Der Nennwert hatte sich nun vervierfacht. 200 Kronen kosteten die 16,9 g Silber dieser nur 625/1000 feinen Münze, die in einer Auflage von knapp 300.000 Exemplaren erschien. Der Kronenkurs lag damals bei etwas 2,50 Kronen für eine Mark. Stattnoch 20 DM musste ein Sammler nun umgerechnet 80 DM anlegen, wenn der die Neuausgabe erwerben wollte. 1982, als Olav sein silbernes Thronjubiläum feierte, hatte sich der Silberpreis wieder beruhigt und so konnte die königliche Münze ein wiederum 925/1000 feines 100- Kronenstück, das bei einem Gewicht von 24,7 g 22,8 g Silber enthielt, verausgaben. Auch die Auflage war wieder erhöht worden. 471.761 Exemplare dieser Münze wurden geprägt, auch sie wird hier heute als Anlagesilber behandelt, der Sammlermarkt konnte solche Mengen nie absorbieren.

Die drei Gedenkprägungen aus den Jahren der Silberblase sind jedoch zu schade dafür, nur als Massenware für Anleger betrachtet zu werden, sie haben auch eine künstlerische Würdigung verdient. Geschaffen wurden alle drei Münzen von Øyvind Hansen, der von 1949 bis zu seiner Pensionierung 1995 leitender Graveur an der Münze in Kongsberg war. Hansen war nach dem Abschluss seiner Ausbildung an der staatlichen Kunsthochschule bei Leo Holmgren in Stockholm , sowie in Paris bei Bazor in die Lehre gegangen, ein spätes Zeugnis dafür, wie international das Münzhandwerk und die Münzkunst einmal waren. Über 40 Jahre lang war er an der Ausformung sämtlicher norwegischer Münzen , sei es durch die künstlerische Gestaltung oder durch die Stempelgravur ,beteiligt. Neben Münzen schuf Hansen auch zahlreiche Medaillen. Seine Vorliebe für die Medaillenkunst wird auf eine sehr schöne Weise durch diese drei Sondermünzen ersichtlich. Betrachtet man das Portrait mit seinem hohen Relief, bewegt Hansen sich hier klar über das hinaus, was bei einer Münze üblich ist. Möglich wird dies durch einen sehr dicken Schrötling, der den Münzen fast das Flair eines alten Talers verleiht. Dies gilt auch für die Ansicht der Festung Akershus, bei der Hansson ebenfalls bewiess, dass er die dreidimensionale Gestaltung meisterhaft beherschte. Auch wenn es sich bei den Ausgaben von 1978, 1980 und 1982 nicht um eine Serie handelt, wirken die drei Münzen harmonisch wenn man sie gemeinsam betrachtet. Das leicht wellige Feld verbindet die Motive miteinander und verdeutlicht die Handschrift des Künstlers , durch die sie zu einem Gesamtwerk werden.
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.... Da die Käufe mit Krediten finanziert wurden, kam es zum Krach, als die Börsenaufsicht langfristige Geschäfte verbot. Der Preis für Silber sank rapide und lag in den Folgejahren bei etwa 5 $ pro Unze....

Und damit ist alles gesagt.

Ganz anders hätten die Dinge ausgesehen, wenn für das Material ein echter, industrieller Bedarf oder eine Nachfrage nach Währungsmetall oder nach Tausch- und Ausgleichsmaterial im internationalen Handel bestanden hätte.

Ich bin beim Silber vorsichtig, weil viele "grüne Technologien" in denen solches Metall angeblich stecken oder verwendet werden soll in ihrer Summe und / oder in ihrer Anwendungsbreite nicht nachhaltig sind und mehr Energie verzehren, als sie später hergeben oder einsparen.

Beispiel: Solarzellen und Batteriespeicherung für einen weit abgelegenen Hof oder eine Farm auf dem Land sind OK; sas spart Leitungen und Transportkosten und -verluste. Ebenso ist das als Beimischung dort, wo man Kraftwerke oder Pumpspeicherkraftwerke hat, die man schnell hoch und runterfahren kann, jedoch niemals für den Bedarf einer gesamten Volkswirtschaft.

Silber wird in absehbarer Zeit weder den Status einer Reservewährung, noch den Status einer Handelswährung erlangen. Dafür gibt es genug Gold.
 
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Die Huntblase bedeutete das endgültige Aus für Europas letzte silberhaltige Kursmünze, den guten alten Silberadler, die Ikone des deutschen Wirtschaftswunders
Gab es nicht theoretisch später noch die 50 und 100 Francs aus Frankreich als silberhaltige Kursmünze in Europa?
Ich fände den Gedanken spannend, ob diese wirklich umgelaufen sind, oder direkt in den Schubladen verschwunden sind.

Ab wann war es in Deutschland normal, die Silber 5er nichtmehr zu sehen im Umlauf?
Direkt 1974? Oder wurde er noch ein paar Jahre später beim Einkaufen ausgegeben?

Die gleichen Fragen stelle ich mir für Mexico, wo in den 90ern auch neue Umlaufsilbermünzen mit Silberanteil ausgegeben wurden. Eine Bimetallmünze, wo nur der innere Teil aus 925er Silber besteht.

Was wäre wohl, wenn die Euromünzen heute einen geringen Silberanteil hätten? Vielleicht 10% des Nominals zum heutigen Wechselkurs in Silber. Dann wäre immernoch viel Spielraum für Finanzpolitik, aber es gäbe eine Bodengrenze nach unten, einen "Notfallstop" für die Inflation.
 
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Gab es nicht theoretisch später noch die 50 und 100 Francs aus Frankreich als silberhaltige Kursmünze in Europa?
Ich fände den Gedanken spannend, ob diese wirklich umgelaufen sind, oder direkt in den Schubladen verschwunden sind.

Ab wann war es in Deutschland normal, die Silber 5er nichtmehr zu sehen im Umlauf?
Direkt 1974? Oder wurde er noch ein paar Jahre später beim Einkaufen ausgegeben?

Die gleichen Fragen stelle ich mir für Mexico, wo in den 90ern auch neue Umlaufsilbermünzen mit Silberanteil ausgegeben wurden. Eine Bimetallmünze, wo nur der innere Teil aus 925er Silber besteht.

Was wäre wohl, wenn die Euromünzen heute einen geringen Silberanteil hätten? Vielleicht 10% des Nominals zum heutigen Wechselkurs in Silber. Dann wäre immernoch viel Spielraum für Finanzpolitik, aber es gäbe eine Bodengrenze nach unten, einen "Notfallstop" für die Inflation.
Du hast Recht, Frankreich gab bis 1980 pro Jahr eine Grossilbermünze von bis 1973 10 Francs, danach zu 50 Francs aus. Bei der Frage, welchen Anteil diese unhandlichen Stücke am täglichen Umlauf hatten, muss ich passen, hier können sicherlich die Frankreichexperten einspringen, der Eindruck, den ich von diesen Münzen auf Grund des Marktangebotes habe, ist jedoch, dass ich kaum schlecht erhaltene Exemplare gesehen habe, was gegen einen starken Umlauf im Zahlungsverkehr spricht.
 
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Gab es nicht theoretisch später noch die 50 und 100 Francs aus Frankreich als silberhaltige Kursmünze in Europa?
Ich fände den Gedanken spannend, ob diese wirklich umgelaufen sind, oder direkt in den Schubladen verschwunden sind.

Ab wann war es in Deutschland normal, die Silber 5er nichtmehr zu sehen im Umlauf?
Direkt 1974? Oder wurde er noch ein paar Jahre später beim Einkaufen ausgegeben?

Die gleichen Fragen stelle ich mir für Mexico, wo in den 90ern auch neue Umlaufsilbermünzen mit Silberanteil ausgegeben wurden. Eine Bimetallmünze, wo nur der innere Teil aus 925er Silber besteht.

Was wäre wohl, wenn die Euromünzen heute einen geringen Silberanteil hätten? Vielleicht 10% des Nominals zum heutigen Wechselkurs in Silber. Dann wäre immernoch viel Spielraum für Finanzpolitik, aber es gäbe eine Bodengrenze nach unten, einen "Notfallstop" für die Inflation.
Diese Stücke sind schwer in die klassische Unterscheidung von Umlauf- und Gedenkmünze einzuordnen. Sie wurden nachweislich an Rentner ausgegeben (als die Pension noch bei der Post bar abzuholen war... heute unvorstellbar). Unedle Gedenkmünzen sind bei den Franzosen grundsätzlich viel mehr zirkuliert als in anderen Ländern. Die 10 und 50 Francs Herkules-Münzen waren aber wohl nur Rücklagen/Matratzengeld. Auch wenn sie in Katalogen unter standard-circulation coin laufen, waren sie das nicht wirklich. Die Franzosen haben meines Wissens ein sehr enges Verhältnis zu gemünztem Edelmetall. 20 Francs Stücke aus der lat. Münzunion und Silberfrancs als Notgroschen gehörten bis in die 1990er auf dem Land gewissermaßen in fast jeden Haushalt.
 
Diese Stücke sind schwer in die klassische Unterscheidung von Umlauf- und Gedenkmünze einzuordnen. Sie wurden nachweislich an Rentner ausgegeben (als die Pension noch bei der Post bar abzuholen war... heute unvorstellbar). Unedle Gedenkmünzen sind bei den Franzosen grundsätzlich viel mehr zirkuliert als in anderen Ländern. Die 10 und 50 Francs Herkules-Münzen waren aber wohl nur Rücklagen/Matratzengeld. Auch wenn sie in Katalogen unter standard-circulation coin laufen, waren sie das nicht wirklich. Die Franzosen haben meines Wissens ein sehr enges Verhältnis zu gemünztem Edelmetall. 20 Francs Stücke aus der lat. Münzunion und Silberfrancs als Notgroschen gehörten bis in die 1990er auf dem Land gewissermaßen in fast jeden Haushalt.
Weißt Du, ob die Rentner die Münzen bekamen, da man sie sonst nicht richtig loswurde oder wolte man ihnen etwas Gutes tun?
 
Weißt Du, ob die Rentner die Münzen bekamen, da man sie sonst nicht richtig loswurde oder wolte man ihnen etwas Gutes tun?
Moin Moin,
es ist sehr gut vorstellbar, dass diese Stücke zumindest zu Beginn als Neuerung für den Zahlungsverkehr / Umlauf gedacht, wenig beliebt waren - warum auch immer.
"Gutes tun" ? Wer mag daran glauben ? ;)
Zu diesem Thema gäbe es für diesen Fall ja die 5 DM-Gedenkmünzen der BRD. Diese wurden nach dem Motto "was der Mensch nicht kennt, macht ihn skeptisch" (abgeleitet aus: "wat de Bur nich kennt dat fret hi nich" ;) ) anfangs nicht akzeptiert, so dass sie an den Bankschaltern liegen blieben. Um sie dann bekannter zu machen, sprich auch "loszuwerden", gab man diese Stücke teilweise in die damals noch üblichen Lohntüten und "schmuggelte" :) sie auch unter die Rentenzahlungen.
Die Münzen wurden dann zwar irgendwann gesammelt und auch gehortet, was aufgrund der immer weiter ausartenden Auflagezahlen nicht schwierig war. Im Umlauf tauchten sie von Anfang an selten auf. Eine kleine Ausnahme stellt das Germanische Museum dar, das dann schon "ein wenig" eingesetzt oder in der Geldbörse mit sich herumgetragen wurde. Davon zeugen die davon relativ oft auftauchenden Stücke in den Erhaltungen "ss" und "vz".
 
gab man diese Stücke teilweise in die damals noch üblichen Lohntüten und "schmuggelte" :) sie auch unter die Rentenzahlungen.
Ich grüße euch!
1953 gab es kaum Hausbriefkästen, in den Türen waren auf Kniehöhe Klappschlitze zum Einwurf. Renten wurden vom Geldbriefträger monatlich händisch an die Berechtigten ausgezahlt. Zum Postamt........ das waren Jahre später. Lohntüten nach meiner Erinnerung...
noch ca 1970.
 
Ich grüße euch!
1953 gab es kaum Hausbriefkästen, in den Türen waren auf Kniehöhe Klappschlitze zum Einwurf. Renten wurden vom Geldbriefträger monatlich händisch an die Berechtigten ausgezahlt. Zum Postamt........ das waren Jahre später. Lohntüten nach meiner Erinnerung...
noch ca 1970.
Ich erinnere mich noch gut, dass meine Großmutter ihre Rente persönlich ausgezahlt bekam. Sie war gehbehindert, und der Geldbote / Briefträger (?) kam zu uns ins Haus. Ich glaube, dass ich damals das erste mal in meinem Leben 100-DM-Scheine gesehen habe.
Das muss tatsächlich um 1970 oder ein/zwei Jahre später gewesen sein.
 
Ich erinnere mich noch gut, dass meine Großmutter ihre Rente persönlich ausgezahlt bekam. Sie war gehbehindert, und der Geldbote / Briefträger (?) kam zu uns ins Haus. Ich glaube, dass ich damals das erste mal in meinem Leben 100-DM-Scheine gesehen habe.
Das muss tatsächlich um 1970 oder ein/zwei Jahre später gewesen sein.
Im Osten war es ähnlich. So mitte der 70er kann ich mich daran erinnern, dass die Renten Zentral im Rathaus an einem Stichtag ausgezahlt wurden. Bei uns in Fusselbärhausen auf dem Dorf. Das waren aber nicht alle Rentner, ich vermute viele ließen sich die Renten wohl schon überweisen.
 
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