Lauter alte Steine - Anatolien 2024

Na ich bin schon sehr gespannt, ob du auch einen Abstecher auf die Insel Akdamar (armenisch Աղթամար Aghtamar) machen wirst. Wenn schon in Van dann auch ....
 
Donnerstag, 08.08.2024 - An der Schwelle Mesopotamiens

Für den Zug war in Tatvan ja Endstation, d.h. in der nächsten Woche geht es mit Mietwagen weiter. Eigentlich wollte ich ihn im Stadtbüro von Enterprise in Van abholen, dort bringt man mich allerdings zum Flughafen, wo ich meinen fahrbaren Untersatz erhalte. Der Agent wollte mir noch etwas größeres als den bestellten Clio aufschwatzen, aber ehrlich gesagt fand ich es ganz angenehm nicht zu hochmotorisiert schnell durch die Gegend zu brausen.
Die Besichtigung von Van verschiebe ich auf meine Rückkehr. Stattdessen geht es erst einmal zum Hafen. Ich komme und gleich ist eine Fähre abfahrbereit. So muss es sein. Der Vansee ist übrigens nicht nur der größte See der Türkei, sondern auch der größte Sodasee der Welt. Das heißt nicht, dass er wie die Sodabrücke einfach nur so da ist, sondern ein See voller Soda ist, also quasi eine Art Salzsee.

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Ziel der kleinen Bootstour ist die Insel Akdamar. Früher soll die schöne Tamara in einen armen Fischer verliebt gewesen sein. Sie hat ihm zur Orientierung eine Kerze ins Fenster gestellt. Der Vater hat es mitbekommen, war wenig erbaut und hat das Licht gelöscht, worauf der Fischer auf die Felsen aufgelaufen und gesunken ist. Seine letzten Worte waren "Ach, Tamara!". Daraus ist mit der Zeit Akdamar geworden.
So zumindest die Legende...
Akdamar war früher das kulturelle Zentrum der Armenier. Denn eigentlich befinde ich mich gar nicht mehr in Anatolien, sondern im armenischen Hochland. Die Bezeichnung wird heutzutage nur meist vermieden, um sich nicht mit dem Völkermord an den Armeniern durch das Osmanische Reich auseinandersetzen zu müssen.

Von Burg und Palastanlagen ist leider nichts mehr zu sehen, aber immerhin steht noch die Kirche des heiligen Kreuzes aus dem Jahr 915. Sie ist mit Figurenschmuck reich verziert und auch einige Fresken haben sich erhalten. An der Außenfassade erkennt man viele bekannten Themen: Adam und Eva, David und Goliath, ...
Eigentlich hätte ich im Frühjahr kommen müssen, denn überall stehen Mandelbäume, die die Insel dann in ein rosa Kleid hüllen. So war zumindest 2020 der Plan.

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Den Vansee lasse ich nun hinter mir und überquere das Taurusgebirge, die Grenze zu Mesopotamien. Bei einer Baustelle bekomme ich leider einen Steinschlag ab. Über Nacht entsteht ein veritabler Riss, wahrscheinlich durch die Temperaturschwankungen. Glücklicherweise hab ich mich für die Komplettversicherung entschieden, sodass ich keine Probleme weiter habe. Eine kurze Kommunikation mit dem Vermieter ergibt auch, dass ich mich nicht akut drum kümmern muss, sondern die Woche so weiter fahren kann.
Nach den Baustellen sind die Straßen ziemlich gut, größtenteils vierspurig und man kommt gut voran. Es gibt immer Mal wieder Checkpoints, aber ich werde immer schnell durch gewunken. Türkisch-Kurdistan war schon immer eine ziemlich unruhige Gegend, da die Kurden nach Autonomie streben und sich das mit dem türkischen Einheitsstaat nicht verträgt. Im letzten Jahrzehnt hat es sich ein wenig beruhigt.

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So langsam steigt die Temperatur. Bei 46°C bleibt das Thermometer stehen. Dank Klimaanlage bekomme ich davon nicht so viel mit - erst als ich auf die Idee komme, einen Abstecher zur Malabadi-Brücke zu machen. Aber an die Temperatur muss ich mich für die nächsten Tage gewöhnen. Es wird noch mehr werden...

Aber warum steige ich aus? Wegen einem spannenden Bauwerk. Die Brücke überspannt den Batman Çayı, einen Nebenfluss des Tigris. Sie hat eine lichte Weite von knapp 41m bei einer Gesamtlänge von 282m und ist damit die längste Steinbogenbrücke der Welt. Die Überquerung ist ein ziemlicher Aufstieg, denn die spitze Brücke steigt auf 25m Höhe an.
Sie wurde 1154 fertiggestellt und war bis in die 1950er Jahre in Betrieb, bis ein Neubau daneben entstand.

Die Weiterfahrt führt mich dann durch ausgedehnte Getreidefelder. Die Gegend scheint trotz der Hitze fruchtbar zu sein.

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Man sollte sich nicht auf Google Maps verlassen. Statt im Zentrum von Diyarbakır anzukommen, stehe ich plötzlich in den Hevsel-Gärten, der fruchtbaren Tigrisebene vor den Mauern der Stadt. Aber schließlich kämpfe ich mich doch noch durch das Verkehrschaos der Altstadt und finde einen Hinterhofparkplatz in Hotelnähe. Kurz das Zimmer bezogen und schon verschaffe mir einen ersten Eindruck über Gassen, Moschee und Karawanserei... Morgen schau ich dann intensiver - und dann folgen auch nähere Erklärungen.
Wie auch schon in Van fallen mir hier viele Israelflaggen auf dem Gehweg auf. Wahrscheinlich, um sie mit den Füßen zu treten.

Zum Abendessen gibt es Kebab. Schon wieder? Nicht so schlimm, es gibt ja so viele Varianten. Gestern Adana Kebab und heute ist es Aleppo Kebab.

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Freitag, 09.08.2024 - Vier Beine und viele Köpfe

Da ich ja mittlerweile durch Kurdistan reise, gibt es auch wieder mehrere Ortsnamen. Diyarbakır ist die arabische Variante und bedeutet Land der Bekr, eine Stammesgruppe, die die Stadt im 7. Jh. erobert hat. Der ältere assyrische Name Amed aus dem 13. Jh. v.Chr. wird von den Kurden heute noch verwendet.

Frühstück gibt es in der ans Hotel abgeschlossenen Karawanserei, dem Sakli Konak. Hier sieht man auch schon sehr schön den Charakter der Stadt. Das Gemäuer ist dunkler Basalt - das Material zieht sich durch die meisten historischen Bauten. Viele sind auch schwarz weiß gestreift, wie etwa die Sheikh Matar Moschee mit ihrem vierbeinigen Minarett.

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Gleich daneben werfe ich einen Blick in die chaldäisch-katholische Mar Petyun Kirche.
Im Kirchhof bekomme ich noch einen türkischen Kaffee und - nein, keinen Wein - ein Glas Rosenwasser.

Und nur zwei Schritte weiter geht es in die Surp Giragos Kathedrale der armenisch-apostolischen Kirche. 1371 erbaut, nach dem Völkermord an den Armeniern 1915 vernachlässigt und verfallen, 2011 restauriert und 2016 bei Kämpfen der Türken gegen die kurdische PKK erneute schwer beschädigt, zeigt sie sich zum Glück wieder im alten Glanz. Nach der Kirche auf Akdamar war es die wichtigste Kirche Westarmeniens.

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Von den Kirchen geht es weiter zur Stadtmauer, die es auch der UNESCO Wert waren, zum Welterbe erklärt zu werden. Es ist eine der größten und besterhaltenen antiken Stadtbefestigungen, die durch den schwarzen Basalt unbezwingbar wirkt.
In der jetzigen Form gehen die Mauern auf die Römer zurück, die um 350 rum ihre Grenze zu den Persern befestigen wollten. Man kann auf ihr fast die ganze Altstadt umrunden. Aber so ganz ohne Schatten auf der Mauerkrone wollte ich mir das nicht antun.
Im Park vor dem Mardin-Tor lädt mich Mehmet, ein alter Mann, zum Tee ein. Er spricht ziemlich gut deutsch und wir unterhalten uns eine Weile.

Während der Kämpfe gegen die PKK haben die türkischen Streitkräfte einige Mauerabschnitte schwer beschädigt. Auch das Erdbeben von 2023 hat seine Spuren in der Stadt hinterlassen. Es sind aber auch schon einige Neubauviertel innerhalb der Staumauer entstanden.

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Ich werfe auch noch einmal einen Blick in den Hasan Paşa Hanı. Er stammt aus dem 16. Jh. und gehört zu den besterhaltensten ottomanischen Karawanserei in der Osttürkei.
Und natürlich gleich gegenüber bewundere ich noch einmal die Große Moschee, eine der ältesten in Mesopotamien. Diyarbakır wurde 639 von den Arabern erobert, woraufhin die ursprüngliche Kirche zur Moschee wurde. Allerdings haben Christen und Muslime das Gotteshaus noch mindestens 150 Jahre gemeinsam genutzt. In der jetzigen Form war die Moschee bis 1092 fertiggestellt. Sie ähnelt stark der Umayyadenmoschee in Damaskus. Im Hof hat man außerdem die Säulen des römischen Theaters wiederverwendet.

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Da ich über die Namen Diyarbakırs schon philosophiert habe, muss ich noch einmal kurz über die syrischen Christen sprechen. Die führen den Ortsnamen nämlich auf Dayr Bekir zurück, die "erste Kirche". Hier soll nämlich eine der ältesten Kirchen überhaupt stehen. Im Jahr 280 wurde ein Tempel aus dem 1. Jh. v. Chr. in die St. Marien-Kirche umgewandelt. Wie bedeutend sie war, zeigt sich daran, dass sie lange Zeit Sitz des Patriarchats der assyrischen Kirche des Ostens war. Hier sollen auch Gebeine des Apostels Thomas liegen.
Von der ursprünglichen Kirche steht nur noch der Chorraum.
Genutzt wird die Kirche noch von den wenigen aramäischen Christen der Stadt. Viele sind es nicht mehr, denn außer den Armeniern haben 1915-17 auch die Assyrer und Aramäer einen Völkermord erlebt.

Und da ich ja nun im Zweistromland bin, stehe ich auch gleich am Ufer des Tigris, über den die "10-Augen-Brücke" aus dem 11. Jh. führt. Der Name kommt von den zehn Brückenbögen.

Den zweiten großen Strom, den Euphrat, überquere ich über die Nissibibrücke. Der Euphrat wird hier am Atatürk-Damm gestaut.
Er ist Teil des türkischen Südostanatolienprojektes, das seit den 1970er Jahren mit mehreren Dämmen und Staustufen das Land massiv umgestaltet. Das Projekt ist sehr umstritten, da mehrere antike Stätten geflutet wurden und den Ländern flussabwärts deutlich weniger Wasser bleibt.

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Der Bergdorf Karadut ereiche ich recht früh am Tag. Wie ungewöhnlich für mich - einfach mal anderthalb Stunden nichts machen. Ich hab noch ein bisschen Zeit, bevor es weiter geht, also entspanne ich im Garten meiner Pension. Danach geht es schon wieder zum Berg Nemrut. Diesmal ist es aber der, den ich auch besteigen will. Und da ich passend zum Sonnenuntergang oben sein möchte, erklärt sich auch meine Siesta.

Mit dem Auto erklimme ich fast die kompletten 2.150m. Nur das letzte Stück muss ich zu Fuß zurück legen. Ich bin aber nicht nur wegen der schönen Aussicht hier, sondern wegen vieler alter Steine.
Vom 2. Jh. vor bis zum 2. Jh. nach Christus existierte in der Gegend, das unabhängige Reich Kommagene. Die Gegend war immer schon irgendwas "dazwischen". Zwischen Hellenen und Persern, Römern und Sassaniden, Byzanz und arabische Welt.
Als sich Kommagene von den Diadochen, den Nachfolgern Alexander des Großen lossagte, hat Antiochos I., ein späterer König der Kommagene, genau diese Gegensätze zu überwinden versucht, indem er eine neue Staatsreligion schuf, die das hellenische Pantheon mit dem persischen vereinte. So entstanden zum Beispiel Gottheiten, wie Zeus-Oromasdes (in Verbindung mit dem persischen Ahura Mazda) oder Apollon-Mithras-Helios-Hermes. Einzige weibliche Gottheit war Kommagene.
Und weil Antiochos gerade so schön beim Götterkreieren war, stellte er sich gleich selbst ins Zentrum seiner Religion und verlieh sich den Beinamen Theos. Seine Abstammung führt er väterlicherseits auf die Perser Dareios I. und Xerxes I. zurück und mütterlicherseits auf Alexander den Großen. Also auch hier wieder die Verbindung von Ost und West.

So viel zur Vorgeschichte. Auf dem Berg Nemrut schließlich, ließ er sich ein Hierothesion errichten, ein Begriff, den er auch gleich einmal selbst erfunden hat. Es ist die Kombination einer Kultstätte mit einer Grabstätte - nämlich seiner eigenen. Auch wenn sie nicht fertiggestellt wurde und wahrscheinlich nie irgendwelche Kulthandlungen hier vollzogen wurden, ist es ein beeindruckendes Gebilde.
Der Gipfel des Nemrut wurde begradigt und ein 45m hoher Tumulus aus Geröll errichtet. Im Westen, Norden und Osten wurden Terrassen errichtet, auf denen bis zu 8m hohe Statuen des kommagenischen Pantheons standen. Die stehen heute noch, nur etwas kopflos, was dem hohen Alter geschuldet ist.

Ich steige erst einmal zur Ostterrasse auf und umrunde den Hügel dann zur Westterrasse, wo ich auf den Sonnenuntergang warte.
Dort treffe ich zufälligerweise auf eine Familie, der ich gestern schon bei der Malabadi-Brücke begegnet bin. Wir unterhalten uns und ich bekomme auch gleich mal einen Tee angeboten.

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Ich könnte nun auch am Gipfel übernachten und am nächsten Morgen den Sonnenaufgang auf der Ostterrasse bewundern - der Park öffnet dafür schon immer besonders zeitig - aber dafür bin ich dann doch zu faul. Stattdessen geht es im Finstern zurück zur Pension, wo das Abendessen schon auf mich wartet.

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Samstag, 10.08.2024 - Brücken, Gräber, Karpfen

Beim Frühstück kommt eine ganze LKW-Karawane mit Containerhäusern vorbei. Der Wirt meint, das wäre noch wegen des Erdbebens letztes Jahr. Irgendwo weiter vorne scheinen sie dann aber in einer Kurve fest zu stecken, es geht nichts mehr. Das heißt wohl auch für mich erst einmal abwarten und Tee trinken... Schließlich müssen alle auf kleinstem Platz wenden 🙈

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Gestern habe ich mit Kommagene aufgehört und heute mache ich damit gleich weiter. Nachdem sich der Lkw-Stau aufgelöst hatte, konnte ich endlich starten und steuere meinen ersten Besichtigungspunkt an: Arsameia am Nymphaios. Die Stadt wurde im 3. Jh. v. Chr. von einem armenischen König gegründet, der dann einen geflohenen Seleukiden aufnahm, auf dessen Abstammung sich schließlich die Kommagene zurückführen werden. Und so wird Arsameia zur Residenz der Kommagene, hat aber nur eine kurze Blüte, denn schon zu römischer Zeit gibt es die Stadt nicht mehr. Heute existieren noch einige Stelen und Inschriften. Aber leider ist die halbe Anlage gesperrt. So sehe ich den nackigen Herkules nur aus der Ferne.

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Etwas weiter bergab liegt Kâhta Kalesi. Dort, wo heute eine imposanten Mamlukenfestung thront, soll früher ein kommagenischer Palast gestanden haben. Ich verzichte aber auf Besichtigung und den angebotenen Kaffee, ich habe noch eine ganz schöne Strecke vor mir.
Und die führt mich vorbei an unzähligen Obstbäumen und riesigen Oleanderbüschen.

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Mit großen Brücken hab ich's diesmal. Die Cendere-, bzw. Septimus-Severus-Brücke haben die Römer im 2. Jh. errichtet. Es ist eine der größten noch erhaltenen Römerbrücken. Bis zur Jahrtausendwende wurde sie sogar noch für den Verkehr genutzt.
Unter der Brücke ist ein reges Treiben. Im Cendere wird fleißig gebadet und gepicknickt. Ein wenig Lust hätte ich ja auch verspürt, schließlich sind es mittlerweile 43°C. Aber eine Badehose habe ich nicht im Gepäck.

Also geht es weiter zum Karakuş - schon wieder Kommagene... Der Karakuş (schwarzer Adler, nach einer der Statuen), ist ein Hierothasion, also ein Grabhügel, wie Nemrut, den man in der Ferne auch erkennen kann. Die Römer haben allerdings einiges der Bausubstanz geklaut und zum Bau der Cendere-Brücke verwendet.

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Unterwegs komme ich später auch an einigen Barackensiedlungen vorbei. Notunterkünfte nach dem verheerenden Erdbeben 2023. Bis ganz ins Epizentrum komme ich nicht. Gaziantep lasse ich bewusst aus. Stattdessen geht es über kleinere Straßen übers Gebirge und das ist ein ganz schönes Gekurve über die Dörfer. Aber es lohnt sich. Vor mir blitzt türkisfarben der Euphrat im Tal. Und noch viel imposanter: auf einem Felssporn sticht Rumkale ins Wasser, die Festung der Rhomäer, also der Byzantiner. Die Besiedlung begann zwar schon bei den Hethitern, doch Ostrom hat die deutlichsten Spuren hinterlassen. Bis zur Festung rüber komme ich nicht, da müsste ich ein Boot nehmen. Hier ist der Euphrat aufgestaut und das ganze Tal ist geflutet. Ich begnüge mich mit einem Blick von der Glasterrasse.
Der Apostel Johannes soll übrigens in Rumkale gelebt und etliche Bibelkopien angefertigt haben.
Ein Stück fahre ich noch entlang des Euphrat, bis ich ihn endgültig überquere. Derweil geht es durch ausgedehnte Pistazienplantagen und vorbei an großen Tabakfeldern.

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Es geht nach Şanlıurfa (oder kurz einfach: Urfa). Die Parksituation ist auch hier eine Katastrophe. Zum Glück findet sich wieder ein Hinterhofparkplatz. Der Parkwächter trägt mir dankenswerterweise gleich den Rucksack die zehn Minuten Fußweg zum Hotel. Es stellt sich aber heraus, dass man mir vorm Hotel einen Platz frei macht - also bekomme ich einen Tee und der Parkwächter holt das Auto. Die Menschen, die ich bisher getroffen habe sind so freundlich, offen so wahnsinnig hilfsbereit!
Das Hotel ist schick - ein altes Herrenhaus mit Innenhof und Dachterrasse.

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"Lass mich bloß in Ruhe, mir ist warm!"

Gleich um die Ecke beginnt der Basar. Womit ich nicht gerechnet habe war, dass viele Läden schon relativ zeitig schließen. Ich hätte gedacht, bei den Temperaturen verlagert sich das Leben eher in die Abend und Nachtstunden. Immerhin gibt es noch etwas zu Essen: zweierlei Kebab. Nur beim Getränk hab ich mich vergriffen... Rübensaft... brrr.

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Şanlıurfa gilt den Muslimen als Geburtsort Abrahams. In der Antike hieß die Stadt Ur der Chaldäer. Es ist also mitnichten das Ur im Irak als Heimat Abrahams gemeint.
Die Höhle, in der er zur Welt gekommen sein soll, ist heute Abend schon geschlossen, aber das schöne Moscheeareal lässt sich noch besichtigen. Es gibt auch ein Barthaar und einen Fußabdruck Mohammeds zu sehen. Die Gläubigen verlassen den Ausstellungsraum rückwärts, um beidem nicht den Rücken zuzuwenden.


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Abraham hatte sich geweigert, die alten Götter von Ur anzubeten, weswegen er verbrannt werden sollte. Als man ihn ins Feuer warf, verwandelte es sich in Wasser. Den heiligen Karpfenteich Balıklıgöl gibt es heute noch und er ist rege besucht. Dem Wasser wird heilende Wirkung nachgesagt.

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Hier wird man überall angequatscht... Na gut, dann setze ich mich eben noch einmal hin und trinke einen Kaffee - Pistazienkaffee, wie ich ihn letztes Jahr in Kurdistan kennen gelernt habe. Diesmal allerdings nicht Instant, sondern richtig frisch. Lecker! Dazu gibt's noch was süßes: Şıllık. Eine Art Crepes mit Pistazien, Mascarpone und Zuckersirup.
Şıllık heißt auf türkisch eigentlich Schlampe. Im konservativen Şanlıurfa lassen sich viele Frauen die Süßspeise deshalb lieber von einem männlichen Verwandten bestellen, oder verlangen einfach "das Dessert".
 
Sonntag, 11.08.2024 - Alte Steine? Uralte Steine!

Meinen Rucksack muss ich heute nicht packen, nach einem Tagesausflug werde ich heute Abend nach Urfa zurück kommen. Aber erst einmal stecke ich in einem Pulk Fahrschulautos fest. Auf dem Basar ist ja alles geordnet - ein Bereich für Kupferwaren, einer für Kleidung, einer für Gewürze, ... das scheint bei der Fahrschule nicht anders zu sein.

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Jetzt komme ich zu einem (weiteren) Highlight meiner Tour - nicht nur alte Steine, sondern richtig alte Steine! Ich besuche in Göbekli Tepe die ältesten bekannten Großanbauten der Menschheitsgeschichte und reise noch weit vor den Bau der Pyramiden ins zehnte Jahrtausend vor Christus. Erste Spuren wurden zwar schon 1963 gefunden, aber erst in den 1990er Jahren entdecken deutsche Archäologen die ganzen Ausmaße der Anlage und erkannten ihre Bedeutung. Es existieren mehrere Räume mit Stelen und T-Säulen, die eventuell besondere Wesen darstellen sollen, da an den Seiten teils Arme zu erkennen sind.
Ansonsten sind viele Darstellungen von männlichen Tieren zu finden.
Eine Interpretation geht dahin, dass es möglicherweise im Übergang von der Jäger- und Sammlerkultur hin zum Ackerbau auch zur Verschiebung der matriarchalischen Religion hin zum Patriarchat gab. Die Jagd war nicht mehr der Haupternährer, also musste die männliche Dominanz nun auf metaphysische Ebene verschoben werden.

Es wird auch noch diskutiert, wie nun die Reihenfolge war - ob nach Sesshaftwerdung und Ackerbau der Mensch die Religion gefunden hat, oder ob es genau umgekehrt war, dass also der Bau einer solch gewaltigen Anlage es zwingend nötig machte, seinen Kalorienbedarf nicht nur mit Sammeln von Wildweizen zu decken, sondern ihn zu domestizieren.

Die Anlage war lange unter der Erde verborgen. Erst ging man davon aus, dass sie planvoll verschüttet wurden, aber neuere Vermutungen tendieren eher zu Folgen eines Erdbebens. Wie auch immer - ohne den Schutz hätte die Anlage mit Sicherheit nicht so intakt die 12.000 Jahre bis heute überdauert.

Göbekli Tepe ist aber bei weitem noch nicht vollständig ausgegraben. 2014 waren es 17%. Man kann den Archäologen bei der Arbeit quasi über die Schulter schauen.

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Ich drehe meine Runde nun weiter und klappere eine Ausgrabung nach der anderen ab. In Sefer Tepe wird seit 2021 gegraben. Aufs Gelände kommt man als Besucher nicht, man erahnt nur etwas von der Straße aus.
Die Landschaft ringsrum ist ziemlich trocken. Hauptsächlich gelbes Steppengras mit ein paar grünen Feldern rund um die rar gesäten Dörfer.
Ich fahre also weiter nach Karahan Tepe, der kleineren Schwesterstätte von Göbekli Tepe. Sie wurde 1997 entdeckt und mittlerweile wurden auch hier über 250 T-Stelen ausgegraben. Und auch hier sind die Ausgrabungen in vollem Gange. Allerdings war es etwas unerwartet, hauptsächlich verschleierte Frauen in bunten, traditionellen Kleidern mit der Schippe in der Hand buddeln zu sehen. Das hat so gar nicht dem Archäologenklischee entsprochen.

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So leer und verlassen die Gegend, die zwischen Steppe und Steinwüste schwankt, heute ist, so bedeutende Siedlungen gab es hier früher. In Sumatar haben wohl Statthalter der antiken Herrscher von Edessa (heute Şanlıurfa) residiert. Ich besteige den Tell, auf dem noch Reste einer mittelalterlichen Burg stehen und überblicke die Gegend. Im kilometerweiten Umkreis erkennt man Reste der antiken Siedlung. Es handelt sich wahrscheinlich um Heiligtümer der Sabier, einer im 13. Jh. untergegangenen Religionsgemeinschaften, über die nicht mehr viel bekannt ist, außer dass sie die Gestirne angebetet hat.

Im Dorf Şuayip Şehri tummeln sich hingegen die antiken Ruinen. Archäologische Ausgrabungen gab es hier noch keine. Die einzigen "Forscher" vor Ort sind die Kinder des Dorfes. Kaum parke ich, werde ich in Beschlag genommen, bekomme Feigen gefüttert und werde gleich in die Ruinen geführt. Mittels Handy wird übersetzt. Natürlich muss es dann zum Schluss auch Bakschisch geben...

Es muss hier noch eine ganze Menge Wohnhöhlen geben, die bis vor kurzem in Benutzung waren, teils auch mit antiken Wandmalereien. Die habe ich aber nicht gefunden. Eine Zeitlang soll Moses hier im Ort gelebt haben. Nachdem er einen Ägypter erschlagen hat, ist er hier her geflohen und hat die Tochter des Propheten Shuayb (Hebräisch: Jethro) geheiratet.

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So langsam wird die Gegend immer grüner, ich bin in der Harran-Ebene, am Nordrand des fruchtbaren Mesopotamien. Die Karawanserei Han el Barur aus dem 13. Jh. war Teil der Seidenstraße. Bei der Mongoleninvasion wurde sie zerstört, aber vor 5 Jahren hat man sie restauriert.

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Inmitten der grünen Felder befindet sich die alte Stadt Harran. Von der einstigen Größe ist nicht mehr so viel geblieben. Am Rande des Zentrums verfällt die Burg der Fatimiden. Davor gaben sich hier aber alle großen antiken Mächte die Klinke in die Hand: Hurriter, Hethiter, Mittani, Assyrer, Meder, Babylonier, Alexander der Große, Parther, Römer, Palmyra... usw. usf.
Den Mongolen ist es schließlich zu verdanken, dass von der alten Stadt seit 1260 nicht mehr viel übrig ist.

Harran ist aber auch schon in der Bibel (bzw. im jüdischen Tanach) erwähnt worden. Laut dieser Überlieferung stammt Abraham aus Harran (anders als es die Muslime glauben). Von hier aus zieht Abraham nach Kanaan. Und hierhin flüchtet Abrahams Enkel Jakob vor seinem Bruder Esau.

Ich werde gleich von Halil in Beschlag genommen, der mich durch den Ort führt, mir die eigentlich abgesperrte Burg durch den Hintereingang zeigt und mich zu den Resten der großen Moschee und Medrese bringt, die die erste Universität der arabischen Welt gewesen sein soll.
Seine "Gehaltsvorstellungen" zum Schluss sind allerdings astronomisch. 250€ für 1,5h bin ich nicht bereit zu zahlen. Tja, man kann's ja Mal probieren...
Sehr interessant waren auch die alten Bienenkorbhäuser. Die sind typisch für Harran, erinnern mich aber auch an die italienischen Trulli.
Natürlich kommt bei der Unterhaltung auch das Gespräch auf den Beruf. Als ich erzähle wird mir gleich der 6jährige autistische Neffe vorgeführt, damit ich fix eine Diagnose abgeben kann, wann er denn das Sprechen lernt. Die Bedingungen in der Südosttürkei sind halt nicht die besten. Zwei Tage pro Woche darf er in die Vorschule gehen.

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In Harran gibt es außerdem noch den Jakobsbrunnen. Dies soll der Brunnen sein, an dem sich Jakob beim Schafe tränken in Rahel verliebt hat. Die Anlage ist allerdings schon geschlossen. Also verabschiede ich Halil hier und fahre zurück nach Şanlıurfa. In die Gegenrichtung geht es zur syrischen Grenze. Es ist die Straße nach Raqqa, der ehemaligen Hauptstadt des IS. Bis dorthin sind es nur knapp 90km.

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Zurück in Şanlıurfa kühle ich mich erst im Hotel ab und gehe danach noch einmal durch die Gassen, u.a. vorbei an der Fırfırlı Moschee, die früher eine Kirche war, was man auch noch gut erkennt. Şanlıurfa, das antike Edessa, war schon früh christlich geprägt.
Die Sonne verschwindet so langsam hinter den Hügeln, aber sie steht gerade noch richtig, um die Überreste der römischen Felsengräber gut auszuleuchten.
Zu guter Letzt steige ich ich auf den Burgberg. Die Zitadelle ist allerdings schon geschlossen, aber der Blick ins Tal entschädigt.
Die Ruinen sind Überbleibsel einer Kreuzritterburg. Şanlıurfa war einst die Hauptstadt der Grafschaft Edessa, die während des ersten Kreuzzuges errichtet worden war. Allerdings war es auch der erste Kreuzfahrerstaat, der wieder unterging (1098-1144).

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Montag, 12.08.2024 - Wo Christen sind, da gibts auch Wein...

Heute ist der Weg nicht so weit, da kann ich auch mal ausschlafen. Dann geht's ein Stück entlang der gestrigen Route, ohne jedoch nach Süden abzubiegen - immer weiter ostwärts, nach Dara, dem antiken Anastasiupolis. Das war eine wichtige Bastion Ostroms gegen die Perser, die Grenze verlief nur einige Kilometer von hier. Mit der Eroberung durch eine dritte Macht - nämlich der Araber - im Jahr 639, verlor die Festung an Bedeutung.
Es gibt noch einiges an Ruinen, insbesondere eine ziemlich große Zisterne. Nur leider sehe ich davon nichts, es ist Montag, da haben auch in der Türkei etliche Museen geschlossen.

Das haben auch drei französische Anhalterinnen feststellen müssen, die sich nun über eine Fahrt zurück nach Mardin freuen. Sarah, ? und ?... (Ich und mein katastrophales Namensgedächtnis). Sie sind den ganzen Weg von Paris bis hierher getrampt.

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Bevor es aber nach Mardin geht, machen wir noch einen Abstecher zum Kloster Zafaran, dem Safrankloster. Man soll angeblich Safran in den Mörtel gemischt haben, damit es immer gut riecht. Mit einer Führung geht es durch das 1500 Jahre alte Gemäuer. Hier in der Gegend gab es eine große christliche Tradition, bis der schon mehrfach erwähnte unsägliche Völkermord stattfand. Heute leben noch höchstens 10.000 aramäische Christen in der Region. Von 1160-1932 war das Kloster übrigens Sitz des Patriarchen der syrisch-orthodoxen Kirche.
Zafaran ist mittlerweile saniert und wird noch von einem Abt und einem Mönch bewohnt. Es gibt hier auch ein Internat für christliche Kinder.

Spannend war auch der Keller unterm Kloster. Hier befand sich in vorchristlicher Zeit ein assyrisches Heiligtum für den Sonnengott Šamaš. Die Decke besteht aus selbsttragenden Steinblöcken ohne Mörtel.

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Nein, man sollte sich nicht blind auf Google Maps verlassen. Insbesondere dann nicht, wenn die Straßen enger und enger werden, die Berge steiler und steiler und ich mich frage, obs das Auto überhaupt packt. Ich hoffe, das sind Einbahnstraßen.
Als ich an eine Stelle komme, wo ich die Spiegel einklappen müsste, steige ich aus und laufe ein paar Meter um die Ecke, um zu gucken, wie es weiter geht... Treppenstufen!

Also gut 100m rückwärts rangieren, bis ich in einer Spitzkehre wenden kann und wieder runter zur Hauptstraße komme... Tja, da hätte vorhin also durchaus Gegenverkehr kommen können.

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Parken kann ich dann etwas oberhalb des Hotels und die letzten Meter lege ich zu Fuß zurück. Die Unterkunft ist in Ordnung. Aber dennoch eine Enttäuschung, weil das Zimmer überhaupt nicht mit den Bildern bei Booking übereinstimmt. Nix mit Gewölbe :(
Man könnte zumindest argumentieren: immerhin ist das Fenster größer geworden...

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Eigentlich wollte ich mich mit den Französinnen noch zum Essen treffen, aber unterwegs verbummle ich mich, will ich doch noch kurz zur Zinciriye Medrese, bevor sie schließt. Vom Dach der Medrese soll man einen der schönsten Blicke auf Mardin haben. Hübsch war er, aber ich habe auch noch andere gut gesehen. Am Horizont erahnt man Syrien.

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Im Taṣ Ev Cafe geselle ich mich zumindest noch auf ein Kunafa zu den drei Damen. Naja, ich hatte schon bessere. Aber das Basilikum-Sherbet ist gut! Heute Abend fahren die drei dann mit dem Bus weiter. Bis dahin schauen wir uns die Stadt aber noch einmal gemeinsam an. Es geht zum Beispiel in die große Moschee und über den Basar. Die letzten Abende in Şanlıurfa hatte ich mich gewundert, dass der Basar schon so zeitig schließt. Umso mehr freut es mich, dass ich nun etwas zeitiger dran bin.
Zum Abschluss der Tour verabschieden wir uns. Vielleicht läuft man sich ja nochmal über den Weg, denn morgen fahre ich in die gleiche Richtung weiter.


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Es gibt in Mardin auch ein paar skurrile Sehenswürdigkeiten: man kann ein Katzencafé besuchen und mit etwas Glück läuft man einem Marylin-Monroe-Double über den Weg. Sie selbst habe ich nicht gesehen, nur ihren Laden, Marylins Seifenwelt. Überhaupt gibt es in Mardin erstaunlich viel Seife zu kaufen.

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Nachdem ich noch einen Blick in die drölfzehnte Medrese geworfen habe, gibt es noch eine Kleinigkeit zum Abendessen - um etwas Abwechslung rein zu bringen, bestelle ich eine äußerst leckere Pide mit Sucuk.
Da mein Kabuff jetzt aber nicht unbedingt dazu einlädt, zeitig ins Bett zu fallen, nutze ich die Hanglage Mardins aus und suche mir noch ein Rooftop-Café mit Aussicht, am besten noch mit Live-Musik. Im Leylan werde ich fündig. Und da es hier in der Gegend noch genug Christen gibt, gibt's natürlich auch Wein.

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Dienstag, 13.08.2024 - Syrische Hitze

Auch wenn die Gemeinden sehr geschrumpft sind, gibt es in Mardin noch immer einige Kirchen. Nach dem Frühstück mache ich mich also auf die Suche nach der Kirche der 40 Märtyrer. Auf dem Weg dorthin fängt mich eine alte assyrische Christin (betont sie mehrfach) ab und verkauft mir selbst bemalte Beutel. Der Sohn führt mich dann zur syrisch-orthodoxen Kirche und danach noch zur protestantischen Kirche.
Bei den Märtyrern waren leider keine Fotos drinnen möglich, auch wenn es sich gelohnt hätte.

Meine Fahrt führt mich nun wieder vom Berg runter Richtung Grenze. Die Temperatur steigt immer weiter. Trotzdem unternehme ich noch einen Versuch, das gestern verschlossene Anastasiupolis zu erkunden - diesmal erfolgreich. Unter sengenden Sonnenstrahlen stapfe ich durch die Nekropole und steige in die Zisternen hinab. Die sind schon beeindruckend, bis zu 18 m tief! Entdeckt wurden sie zu einem Großteil erst vor 10-40 Jahren. Unten erklärt mir ein Junge in fast perfektem Englisch einiges. Sehr nett.

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Jetzt habe ich die antike Grenze überquert, habe das römische Reich verlassen und bin in Persien angekommen. Nisibis war die andere hart umkämpfte Festung der Gegend und hauptsächlich parthischer und persischer Stützpunkt. Ich schaue mir die Kirche Mor Yakup an, benannt nach Jakob von Nisibis, der 309-38 Bischof von Nisibis war und die Kathedrale errichten ließ. Heute steht nur noch das Baptisterium mit seinem Grab in der Krypta. Er wird mittlerweile als Heiliger verehrt und hatte auch bei der Weihe der Grabeskirche in Jerusalem mitgewirkt.
Wenn man wissen möchte, wie er aussieht, kann man nach Hildesheim gehen. Im Dom gibt's ein Kopfreliquiar von ihm.
Ich hatte Glück, eigentlich ist die Kirche über Mittag geschlossen. Aber ein Paar aus Stuttgart hat gerade eine private Führung bekommen, der ich mich frech angeschlossen habe.

Der Ort war außerdem Sitz der Schule von Nisibis, ein geistiges und geistliches Zentrum in der Spätantike. Nach der Eroberung durch die Araber war es Nisibis, wo das Wissen der griechisch-römischen Antike in die arabische Welt kam und so die Zeit überdauern konnte.
Das moderne Nusaybin ist übrigens auch Grenzort zu Syrien.

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Nachdem die Temperatur in Nusaybin auf deutlich über 50°C gestiegen ist, taucht vor mir aus dem staubigen grau plötzlich eine grünes Paradies auf: Beyazsu Harabeleri. Entlang eines Flüsschens reiht sich ein Picknickplatz an den anderen, die Restaurants haben ihre Sitzbereiche direkt ins Wasser gebaut. Ich nehme mir doch spontan ein wenig Zeit und setze mich auch einfach mal in so ein Lokal und lasse die Beine ins eiskalte Wasser baumeln. Und auch der Fisch ist lecker!

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Der Fisch hat mit etwas Zeit geklaut, sodass ich nicht so viele Klöster mehr abklappern kann, wie geplant. Zumindest komme ich noch ins Dorf Anıtlı, bzw auf aramäisch Hah, wo das Meryem Ana Kloster steht. Laut lokaler Erzählung soll es die älteste Kirche der Welt sein, da die Grundfundamente noch von Jesu Geburt stammen sollen.
Der Legende nach sollen zwölf Weise auf dem Weg nach Bethlehem hier gerastet haben, von denen aber nur drei – die Heiligen Drei Könige – ausgewählt wurden, weiter zu reisen, um dem neugeborenen Heiland zu huldigen. Auf dem Rückweg kamen diese wieder durch Hah, wobei sie ein Gewand bzw. eine Windel Christi mitbrachten. Zum Lobpreis legten sie nun den Grundstein zur Kirche. Es ist jedoch wahrscheinlicher, dass sie um 450 herum gebaut wurde.
Die Kirche ist leider verschlossen und ich kann nur einen Blick in den Hof werfen.

Das Dorf ist auch heute noch fast ausschließlich von Aramäern bewohnt. Im "Jahr des Schwertes", dem Genozid an den syrischen Christen 1915, gelang es dem Dorf eine 45tägige Belagerung zu überstehen und wurde daraufhin als eines der wenigen verschont.

Ein Blick auf die Uhr... Na ein Kloster geht heute noch... Das Jakobskloster ist auch knapp 1600 Jahre alt. Ein Junge führt mich durch die einzelnen Kapellen. Derweil höre ich Gesang aus dem Wohntrakt.

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Gleich um die Ecke beziehe ich in Midyat mein Hotel. Diesmal klappt es mit dem Gewölbe!

Midyat ist eine ziemlich alte Stadt. Sie stammt mindestens aus assyrischer Zeit vor 3.300 Jahren. Lange Zeit war Midyat das Hauptzentrum der Assyrer in der Türkei. Seit 1915 hat sich deren Bevölkerungsanteil allerdings drastisch verkleinert. Sie kamen zusätzlich zum Genozid auch zwischen die Fronten der Kurden gegen die Türken. Von 50.000 christlichen Einwohnern 1975 gab es 1999 nur noch 2.000.

Die Stadt hat eine gänzlich andere Ausstrahlung als alle, die ich bisher auf dieser Reise gesehen habe. Die Gassen sind sehr sauber, alles aus hellen Steinen, nicht das übliche orientalische Chaos.

Ich laufe eine Runde über den Basar und schaue mir danach einige Herrenhäuser an. In einigen kann man in Höhlen hinabsteigen. 2020 wurde eine ganze unterirdische Stadt entdeckt, die man nun Matiate nennt. Sie war mindestens 1900 Jahre durchgehend bewohnt und konnte bis zu 70.000 Einwohner beherbergen. Damit ist es die größte Höhlenstadt der Türkei (größer auch als jene in Kapadokien).


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Ein Wahrzeichen Midyats ist das kommunale Gästehaus. Es steht schon fast auf der höchsten Stelle der Stadt und führt zusätzlich noch mehrere Stockwerke in die Höhe. Von oben habe ich einen tollen Blick auf den Sonnenuntergang... Und beobachte, wie sich die Stadtbewohner ihrer sommerlichen Schlafstätten auf den Dachterrassen zurecht machen.

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Treppe runter, Treppe hoch... Gleich nebenan besteige ich noch die Dachterrasse des Hercai Konak, wo es was zu essen gibt. Es war nicht katastrophal, aber ich hatte schon besseres. Hier verlässt man sich wahrscheinlich auf seine Lage.
*die folgenden Tage strafen die Aussage jedoch Lügen. Es war katastrophal. Und Tannacomp freut sich, mal benutzt zu werden.

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Mittwoch, 14.08.2024 - Romeo und Julia

Ich habe zwar heute einen weiten Weg vor mir, aber ein bisschen kurve ich noch durchs Tur Abdin. Das eigentlich nur aus vielen Hügeln bestehende Kalksteingebirge hat ein paar fruchtbare Täler, zwischen denen sich auf den Bergkuppen noch das ein oder andere syrisch-aramäische Bergdorf befindet. Auch wenn die Häuser teilweise sehr ärmlich aussehen, steht ab und an schon ein imposanter Neubau dazwischen. In den letzten Jahren kommen nach Europa ausgewanderte Christen immer häufiger in ihre alte Heimat zurück. Das macht sich auch an den Kirchenbauten bemerkbar, die durch die Spenden der ausgewanderten saniert worden sind, beispielsweise in Gülgöse.

Tur Abdin ist übrigens aramäisch und heißt "Berg der Knechte Gottes".


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Ich steuere noch eine der großen Sehenswürdigkeiten des Tur Abdin an, das Kloster Mor Gabriel. Es ist mit einer Gründung im Jahre 397 nicht nur eines der ältesten christlichen Klöster überhaupt, es ist auch das bedeutendste Kloster der syrisch-orthodoxen Kirche. Es ist eine ziemlich große Anlage mit ausgedehnten Plantagen ringsrum. Die werden den Kloster aber zunehmend von den umliegenden kurdischen Dörfern streitig gemacht, ebenso, wie der türkische Staat versucht, das Kloster zu enteignen und die Religionsausübung zu verbieten.
Noch ist Mor Gabriel von einigen Mönchen und Nonnen bewohnt.

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Wieder einmal touchiere ich ganz knapp die syrische Grenze... In Cizre überquere ich nicht nur den Tigris, der ab hier schiffbar ist, sondern besuche auch die Gräber von Mem û Zîn. Das sind die beiden Protagonisten des kurdischen Nationalepos. Eine Art Romeo und Julia Geschichte.

Mem, aus dem Alan-Clan und Zîn, aus dem Botan-Clan, sind zwei Liebende, die eines Tages zueinanderfinden. Sie möchten zusammen sein, aber Beko aus dem Bakran-Clan versucht dies zu verhindern. Schließlich wird Mem wegen einer Verschwörung durch Bakir ermordet.

Als Zîn die Nachricht vom Tode Mems empfängt, bricht sie auf seinem Grab zusammen und stirbt. Sie wird neben Mem begraben. Die Nachricht vom Tode von Mem und Zîn verbreitet sich schnell unter den Leuten von Cizîra Botan. Das Volk ist wütend auf Bakir und tötet ihn. Er wird unter den Füßen von Mem und Zîn begraben. Ein Dornbusch, genährt von Bakirs Blut, wächst aus seinem Grab: die Wurzeln der Bosheit dringen tief in die Erde zwischen den Gräbern von Mem und Zin. So sind die zwei Liebenden sogar im Tod voneinander getrennt.

Das symbolisiert auch die Trennung des kurdischen Volkes vom kurdischen Land.

Hier gibt es auch das Grab von Noah. Aber das hab ich beim Durchfahren ganz vergessen.

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Laut muslimischer Überlieferung fahre ich jetzt durch die Berge, in denen die Arche Noah gestrandet sein soll. Die Christen vermuten sie ja viel mehr am Ararat. Wo auch immer... Es ist eine sehr schöne Bergfahrt, die mir nun bevorsteht. Das lohnt den Umweg durchs Gebirge auf jeden Fall. Auch die nächste Grenze ist nun nur einen Steinwurf weit entfernt. Auf der anderen Seite des Baches beginnt Irakisch-Kurdistan.

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Oje... Jetzt hab ich tatsächlich einen Platten. Den Versuch, das Rad zu wechseln, gebe ich auf - das Ersatzrad ist auch undicht. Zum Glück sind es nur anderthalb km zur nächsten Tankstelle, nachdem die letzte 150km her ist und die nächste noch 50km auf sich warten lässt.
Ich erkläre dem Tankwart meine Situation und eine knappe Stunde später habe ich zwei neue Räder. Sie kommen mit dem Taxi aus Hakkari.

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Die unfreiwillige Pause bremst mich bei der ohnehin langen Tour soweit aus, dass es mittlerweile dunkel wird. Während tagsüber die Checkpoints nur spärlich besetzt sind und keine Kontrollen stattfinden, ist es jetzt am Abend jedes mal mit einer kleinen Wartezeit verbunden. Ein Checkpoint ist allerdings besonders freundlich und ich werde von den Soldaten erst einmal zum Tee eingeladen.

Mit schließlich zweieinhalb Stunden Verspätung komme ich wieder in Van an, dem Startpunkt meiner Rundfahrt. Nix mehr mit essen gehen. Kekse tun es auch.
Und auch, dass ich den Mietwagen unterwegs um einen Tag verlängert hatte, stellt sich nun als weise heraus.

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Burg Hoşap kurz vor Van

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Donnerstag, 15.08.2024 - Von Katzen und Königen

Bevor es weiter geht, mache ich noch einmal einen Ausflug in die Geschichte. Ich hatte ja noch nicht wirklich Zeit, mir Van anzuschauen, dabei hat es auch einiges zu bieten. Beispielsweise die Van-Katzen, eine weiße Katze mit meist zweifarbigen Augen, die vom Aussterben bedroht ist. Das besondere ist, dass sie entgegen der Natur ihrer Artgenossen das Wasser liebt und sehr gern auf Fischfang geht. Sie ist auch als Schwimmkatze bekannt. Es gibt hier eine Zuchtstation, die man besuchen kann, dafür fehlt mir aber leider die Zeit.

Ich schaue mir dafür Tušpa an, die alte Hauptstadt der Urartäer. Urartu war ein antikes Großreich, das vom 8.-6. Jh. v. Chr. eine Region vom Sewansee bis nach Rawanduz, von Erzincan bis zum Urmiasee beherrschte. Urartu spielt eine wichtige Rolle im Bewusstsein der Armenier und lässt sich teilweise auch mit Ararat übersetzen.
In Van stehen noch die Reste einer urartäischen Lehmziegelfestung und die Ruinen der Nachfolgervölker. Die historische Stadt Van am Fuße der Festung wurde im ersten Weltkrieg bei Kämpfen der Osmanen gegen das russische Reich nahezu vollständig zerstört.
Am Hügel befindet sich außerdem eine perfekt erhaltene Inschrift vom Achämenidenkönig Xerxes I. Leider komme ich nicht ganz nah ran.

„§1. Der große Gott (ist) Ahuramazda, der der größte unter den Göttern (ist), der diese Erde erschaffen hat, der jenen Himmel erschaffen hat, der den Menschen erschaffen hat, der das Glück erschaffen hat für den Menschen, der Xerxes (zum) König gemacht hat, den einen (zum) König über viele, den einen (zum) Gebieter über viele.

§2. Ich (bin) Xerxes, der große König, König der Könige, König der Länder mit vielen Stämmen, König auf dieser großen Erde auch weithin, des Dareios, des Königs, Sohn, ein Achaimenide.

§3. Es kündet Xerxes, der König: Dareios, der König, der mein Vater (war), - der hat nach dem Willen Ahuramazdas viel, das schön (ist), gemacht, und (auch) diese Stelle hier hat er angeordnet auszuhauen, während er eine Inschrift nicht zur Niederschrift brachte. Darnach habe ich angeordnet, diese Inschrift hier anzubringen. Mich soll Ahuramazda schützen zusammen mit den Göttern und mein Reich und, was von mir geschaffen (worden ist).“

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Jetzt muss noch das Auto abgegeben werden. Als ich in der Stadtfiliale stehe, schickt man mich zum Flughafen. Na nun aber flott, ich hab noch einen Termin... Abgabe klappt und auch der Steinschlag, den ich mir im Laufe irgendeiner Baustelle zugezogen habe, ist klein Problem, das übernimmt die Versicherung.
Mit dem Taxi geht es nun zum Van Otogarı, dem Busbahnhof.

Sonnenschein, Wölkchen, Berg und Tal und Boardservice mit Çay - alles in allem eine schöne Fahrt. Türkische Überlandbusse sind relativ komfortabel. Unterwegs treffe ich auch den Doğu Express. Den werden wir auch morgen wieder sehen...

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Ziel ist Erzurum. Hier hatte ich mit meiner Familie schon vor 22 Jahren einen Zwischenstopp eingelegt, als wir mit dem Auto in den Iran gefahren sind. Ich habe es nur noch als ziemlich schäbige Osttürkische Provinzstadt in Erinnerung, was sicherlich auch der schmuddeligen Hinterhofabsteige mit russisch-grün lackierten Wänden geschuldet ist, die wir damals hatten. Diesmal logiere ich etwas angenehmer und auch mein Eindruck der Stadt ist deutlich angenehmer. Nur der Busbahnhof liegt elende weit draußen. Das ist ein gutes Geschäft für Taxifahrer.

Erzurum ist zwar eine relativ moderne Stadt, hat aber zwischendrin noch das ein oder andere historische Überbleibsel. Im Eski Erzurum Evleri, den "alten Erzurum Häusern", gibt es zum Abendessen Erzurum-Eintopf und Dondurma, türkisches Eis. Das wird mit Salep zubereitet, Wurzelknollen von Orchideen, was es deutlich zähflüssiger macht und langsamer schmelzen lässt.

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Freitag, 16.08.2024 - Türkische Pünktlichkeit

Das Gepäck lasse ich erst einmal noch im Hotel und schau mir die Stadt zu Fuß an. Bei kühlen 25°C ist das auch ganz angenehm.

Erzurum... früher hieß die Stadt auf armenischen Karin und danach in römischer Zeit Theodosiopolis. Als um 1050 die Seldschuken die benachbarte armenische Stadt Artse plünderten und zerstörten, siedelte die Bevölkerung nach Theodosiopolis über und nahm den Namen gleich mit. Sie wurde nun Artsn Rum genannt, das Artze der Römer - woraus mit der Zeit Erzurum wurde.

Die Stadt wechselte immer mal die Besitzer... Seldschuken, Araber, Perser, Byzantiner, Mongolen und sogar Georgier herrschten hier, bevor Erzurum 1520 schließlich Teil des Osmanischen Reichs wurde. Im 19. Jh. haben dann die Russen die Stadt mehrfach besetzt (Puschkin war auch mal hier) und haben große Teile verwüstet.

1919 spielte Erzurum auch eine wichtige Rolle auf dem Weg zur modernen Türkei. Hier fand der erste Nationalkongress statt, bei dem Mustafa Kemal (später Atatürk genannt) zum Vorsitzenden gewählt wurde. Das Kongressgebäude steht auch noch, aber das Museum schenke ich mir.
Der nächstfolgende Kongress war dann übrigens der in Sivas.

Ich schau mir als erstes die Reste der Burg an. Viel mehr als ein paar Grundmauern, eine Moschee und einen Uhrturm gibt es nicht mehr, aber allein für die Aussicht vom Turm lohnt es sich. Die Straße breitet sich vor einem aus und im Hintergrund ragen die Berge des Palandöken Dağı auf, einem Wintersportgebiet mit den längsten Pisten der Türkei und sogar einigen Sprungschanzen.

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Daneben gibt es auch noch ein paar Medresen, die auf einen Besuch warten. Wem der Bau jetzt bekannt vorkommt, der hat gut aufgepasst.
Die Çifte Minareli Medrese (Medrese mit den zwei Minaretten) ist das Vorbild für die Gök Medrese in Sivas. Sie wurde in der Mitte des 13. Jh. errichtet und hat einen wirklich tollen Reliefschmuck. In den Zellen rings um den Hof sind verschiedene religiöse Dinge ausgestellt.
Ab dem 17. Jh. war die Medrese dann nur noch Kanonengießerei und Lagerhalle. Erst vor ein paar Jahren wurde sie restauriert.

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Gleich nebenan in der großen Moschee findet das Freitagsgebet statt.
Die Stadt wird auch gerade herausgeputzt. Ab morgen findet ein Kultur- und Straßenfestival statt, das ich leider knapp verpasse.

Dafür kann ich noch einen Blick in die Yakutiye Medrese werfen. Das hat nichts mit dem russischen Jakutien zu tun, sondern bezieht sich auf den Namen des Erbauers. Die Medrese wurde 1310 während der Mongolenzeit errichtet. Von den beiden Minaretten ist nur noch eins erhalten. Und ebenso wie die Çifte Minareli Medrese wurde sie im 17. Jh. zur Kanonengießerei. Jetzt ist ein kleines ethnographisches Museum drin.

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Genug gelaufen... In zwei Stunden kommt der Doğu Express. Eigentlich... denn je weiter im Osten, umso größer die Verspätung.
16:18 sollte es los gehen. Der Zug kommt 18:05. Er ist ähnlich beliebt, wie der Vangölü Express und ähnlich schwierig ist es, Tickets für ein Bett zu bekommen. Aber da ich heute nur sitze, stört mich das nicht.
Erst geht es durch ausgedehnte Sonnenblumenfelder, bis irgendwann die Sonne weg ist und ich gar keine Felder mehr sehe.
Dummerweise bin ich im einzigen Waggon, wo die Klimaanlage nicht funktioniert.

Durch die Verspätung erreiche ich die Endstation Kars auch erst zu Zeiten, wo es wohl wieder auf ein Keksabendbrot auf dem Hotelzimmer herausläuft...

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