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Danke für die Blumen! Münzen sind ja erst einmal nur Metallscheibchen. Die Geschichten dahinter machen sie für doch erst richtig interessant.
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Vielen Dank wie immer für dein Fachwissen!Herennius Etruscus
Vorab: selten sind die Prägungen der Princeps IVVENTIS-Serie nicht.
Ergebnis meiner Recherchen:
Es gibt verschiedene Varianten. Die mir dem "Stab" (vielleichht zeigt der Speer auch nur nach unten und der Strempel war total verschlissen) statt mit dem Speer mit der Spitze nach oben ist überhaupt nicht häufig. Ein meiner Ansicht nach stempelgleiches Exemplar ist auf 2 BS (Nr. 6083700158) zu sehen. Pics davon will ich hier keine einstellen. Buchstasbenstellung, Vorder - und Rückseitenpunzen von Schrift und Kaiserproträt und Rückseitendarstellung zeigen starke Übereinstimmungen mit einigen BMC-Exemplaren und Stücken auf 2BS. Das liegt alles innerhalb der Bandbreite.
Interessant: Die Variante auf 2BS ist von den Stempeln, wie ursprünglich gefertigt; meines ist von diesem Stempel, nachdem er nachgraviert wurde (siehe Buchstabe "S" vom Wort "IUVENTIS". Zu der aufgearbeiteten und ansonsten bereits "abgenudelten" Rückseite passt die relativ frische Vorderseite (die Stempel mit den Kaiserköpfen haben sie meist icht bis zum völligen Verschleiß genutzt). Die Vorderseiten sind erkennbar verschieden. Das passt alles. Dass vielleicht auch bereits alte RS-Stempel zur weiteren Verwendung nachgraviert wurden, war mir neu.
Die Vorderseite zeigt vollen Kippglanz; die Rückseite nicht. Grüne knubbelige Anhaftungen belegen, dass es ein Fundexemplar ist. Ich gehe das nicht dran, obgleich mir die Münze "ohne" lieber wäre, jedoch weiß ich, was ich danach in Händen halten werde und das will ich ganz und garnicht. Der Fundbaleg ist ein weiterer Hinweis auf Echtheit. Profis könnten das durch Größe der Malachitkristalle weiter prüfen. So, wie auch bei der Himmelsscheibe geschehen.
Die "Probleme" beim "Herennius Etruscus" sind schnell aufgezählt: meist extrem verschlissene Stempel in Kombiantion mit teils schlechter Ausprägung und meist starker Oberflächenkorrosion infolge geringen Silbergehaltes.
Zum Preis:
130 Euro inkl. Versand, erworben durch Preisvorschlag (die Münze stand etwa ein Jahr lang für 190 Euro inkl. Versand zum Verkauf). Nachdem ich viele hundert Stücke angesehen habe, bin ich zu der Auffassung gelangt, dass es zwar kein "Schnapper" ist, aber annehmbar. Im www. findet man einen in unzirkulierter Qualität, von beidseitig frischen Stempeln für, 990 Dollars, im NGC-Slab, Ausprägung 5 von 5 (da gehe ich 100 % mit) ind Oberflächenqualität 4 von 5 (da bin ich auch sehr geneigt, mitzugehen). Kann sein, dass sie Vordersietenoberflächen von meinem etwas besser sind aber dennoch: da kommt meiner bei weitem nicht ran. Zwischen Stempelqualität und Ausprägung liegen Welten. Erst dachte ich, der "geslabbte" sei falsch, jedoch nach BMC-Recherchen denke ich, dass er 100 % echt ist. Zum Preis sage ich, dass er mir für ein Fundstück aus Bodenlagerung viel zu teuer ist. Ein anderer Sammler mag das völlig anders sehen.
Zur Erhaltung:
mit der Verkäuferbeschreibung “Stempelglanz trotz kleiner Korrosionsflecken” kann man mitgehen oder auch nicht so ganz. Die Vorderseite wirkt "frisch" und die Felder flackern stark. Erkennbar zirkuliert (im Sinne von umgelaufen) ist die Münze nicht, dennoch sehe ich sie (wahrscheinlich Herstellungsbedingt) näher an vz. als an einen klassischen Stempelglanz (siehe Detail Strahlenkrone, ich weiß nicht, ob es zirkulations- oder prägebdngt ist). Aber auch das muss man erstmal so finden. Der "zweite Blick" lässt erkennen, dass der obere Teil des Ohrs höher liegt, als der Strahlenkranz, also genauer gesagt: noch darauf. Das bedeutet, dass faktisch kaum Zirkulationsspuren da sein können. Die Münze hat NULL Korosionsflecken, sondern weist noch Anhaftungen vom Fundbelag auf. Ich lasse die Anhaftungen bewusst drauf. Begründung: Der Verkäufer gibt an: "Erworben vom renommierten Münzhändler Franz Jaworschek in München 1997." Ich kann das zwar nicht prüfen, aber wenn diese Münze über den Handel erworben wurde, haben schon damals Fachleute draufgesehen und entschieden, sie so zu lassen, wie sie ist. Schließe ich mich dem an, versaubeutel ich substanziell nichts gravierendes daran.
zur Behandlung:
Als die Münze in einer Plastikmappe ankam, war sie klebrig. Ich vermute, ab 1997 lag sie in einem Album. Solche Alben ziehen Kupfer aus der Legierung und Ausdünstungen lagern sich auf der Oberfläche ab und diffundieren in das Stück hinein (siehe Foto). Der "Kippglanz" der Vordersiete flackerte noch leicht darunter. Natürlich muss der noch weiche Schmodder weg (ist er hart, geht das bei Billion leider nur noch mit Substanzeingriffen). Also die Münze mit Butter betupft, 8 Stunden liegen lassen, mit Küchenpapier abgetupft und erneut Butter drauf und weitere 8 Stunden liegen lassen und abgetupft. Dann Paraffin drauf und 5 Minuten mit dem Fingern immer wieder drauf gedrückt (Hände waschen, nicht reiben, nur leicht drücken, ohne zu biegen, sonst hat man die Münze vielleicht in Stücke), dann erneut abgetuoft und mit nichtkratzendem Schwamm und Froschspühlmittel gereinigt und gut mit warmen Wasser abgespült. (Siehe Foto). Die Vorderseite flackert, wie eine moderne Münze, frisch geprägt und von neuen Stempeln. Ich lasse sie noch ein paar Tage trocknen und dann kommt minimal Flüssigparaffin drauf, dass ich nach ein paar Tagen abtupfen werde. Fertig. Der Rest "verdunstet" überwiegend und was bleibt, schützt die Oberfläche.
Zum Schrötling:
Masenproduktion. zuerst in Formen gegossen, vielleicht wurden, wenn es sehr schnell gehen musste, mehrere gleichzeitig gegossen sogar etwas beim Beseitigen des "Baumes" abgebrochen. Danach wahrscheinlich gebürstet und danach in Säure oder in Urin gekocht um Gußhaut und Anhaftungen zu beseitigen. Ockerfasrbige bis gelbliche Spuren von Bleisalzen (wie bei den Antoninianen des Postumus und den späteren Prägungen des Gallienus häufig zu sehen fehlen, was auch passt). Dann stark erwärmt und denn heiß geprägt. Daher (Oberflächenstrukturen) auch die Fotos der schwächeren Rückseite bei unterschiedlichen Lichteinfall.
Und nun viel Freude beim Betrachten.
Die grünen stellen sind kleine, knubbelige Erhebungen aus Malachit und somit Reste des Fundbelages und hart wie Stein und mineralisch gesehen ist es auch eine Art in den letzten 1.700 Jahren gewachsener Stein. Im trockenen Umfeld verändert es sich daher nicht. Viele alte Münzen weisen sowas mehr oder weniger gut sichtbar auf, weil man es nur mir Gewalt oder Säuren runter kriegt und beides beeinträchtigt die Münze bzw, kann sehr unschöne Spuren hinterlassen.Könntest du bitte noch ein paar Worte zu den grünen verbliebenden Stellen sagen?
Ich weiß immer nie, wann grüne Flecken Patina sind, wann es "bronze disease" und wann sie durch weichmacherhaltigen Plastik entstanden sind.
Da du sie drauf lässt, gehe ich mal von Patina aus? Aber wie erkennt man das als nicht-Profi?
Vielen Dank!
Vielen Dank für die ausführliche Erklärung.Die grünen stellen sind kleine, knubbelige Erhebungen aus Malachit und somit Reste des Fundbelages und hart wie Stein und mineralisch gesehen ist es auch eine Art in den letzten 1.700 Jahren gewachsener Stein. Im trockenen Umfeld verändert es sich daher nicht. Viele alte Münzen weisen sowas mehr oder weniger gut sichtbar auf, weil man es nur mir Gewalt oder Säuren runter kriegt und beides beeinträchtigt die Münze bzw, kann sehr unschöne Spuren hinterlassen.
Patina im klassichen Sinne (was die Verwendung des Wortes bei Münzsammlern angeht) ist es bei Silber oder bei Billion nicht. Bronzepest ist pulvrig oder weich und wächst. Münzsammler sprechen in dem Kontext oft von von Fundbelag bzw. Resten von Fundebelag.
Würde eine Bronzemünze so aussehen, hätte man es mit einer Malachitpatina zu tun. So, wie bei dem Semis. Die Himmelsscheibe von Nebra weist ebenfalls genau so eine Malachitpatina auf. Eine Malachitpatina kann, wenn sie ohne Behandlung glatt und ebenmäßig ist, den Wert einer Münze sehr deutlich steigern. Bei silberhaltigen Legierungen (ich vermute beim Herennius Etruscus mal einen ursprünglichen Feingehalt zwischen 30 und 20 Prozent), ist eine solche "Patina" aufgrund unterschiedlicher Metallanreicherungen auf der Prägung weder glatt noch gleichmäßig gewachsen, sondern bildet ihrerseits Krusten und Knubbel.
Ich gehe genau davon aus. Bronzepest, Lochfraß und die Münze zersetzende Flecken sehen anders aus. Es muss nicht zwingend Malachit sein, es gibt solche sehr festen Anhaftungen auch in roter, blauer oder beiger Farbe. Hier einige Beispiele von Münzen mit mal mehr und mal weniger anhaftenden Bestandteilen des Fundbelags. Der Pfennig aus dem Mittelalter, gefunden in Westfalen um 1818, wurde zum Glück nie gereinigt. Er zeigt das volle Farbspiel von Patina und Resten vom anhaftenden Fundbelag.Kann man sagen, dass wenn man grüne Stellen vorsichtig mit einem Zahnstocher piepst und es sich nicht löst, wahrscheinlich keine Bronzepest sondern Malachit ist?
Nochmals vielen Dank für die sehr gute Erklärung!Ich gehe genau davon aus. Bronzepest, Lochfraß und die Münze zersetzende Flecken sehen anders aus. Es muss nicht zwingend Malachit sein, es gibt solche sehr festen Anhaftungen auch in roter, blauer oder beiger Farbe. Hier einige Beispiele von Münzen mit mal mehr und mal weniger anhaftenden Bestandteilen des Fundbelags. Der Pfennig aus dem Mittelalter, gefunden in Westfalen um 1818, wurde zum Glück nie gereinigt. Er zeigt das volle Farbspiel von Patina und Resten vom anhaftenden Fundbelag.
Bei dem Groschen der Stadt Tours (Reste von schwarzem + grünen Fundbelag plus ggf. sehr alte Sammlungstönung) erkennt man, dass sich solche "Reste" mit der Zeit in die nachgedunkelte (getönte) Münze integrieren. Das Gleiche ist beim Antoninian Gordian III / Fides Militum der Fall. Mir ist echter Prägeglanz mit ein paar kleinen Anhaftungen lieber, als eine stumpf und dafür 100 % anhaftungsfrei gereinigte/geputzte Münze.