Neuzugänge in Eurer Sammlung

Ein Antoninian des Gallienus

Wenn ich Valerian oder Gallienus höre, mache ich automatisch zu, was Antoniniane angeht. Und das schon seit Jahren. Fast alle Stücke sind korrodiert oder von bereits deutlich abgenutzten Stempeln geprägt. Meistens ist beides der Fall. Oft kommen noch eigenwillig geformte oder zu knappe oder unebenmäßige Schrötlinge hinzu. Was geht, das ist wenn eine Seite schön geprägt und unzerfressen ist. Da muss man schon suchen, es gibt aber solche Stücke. In "gut vorzüglich" oder "prägefrisch"und dann noch von neuen oder relativ wenig unverbrauchten Stempeln, beidseitig versteht sich, dann noch völlig frei von Korrosion oder Lochfraß in Kombination mit Gallienus: bei Aurei und bei Binio geht auch das oftmals gut. Nur da stellt sich dann die Preisfrage und vor allem die ECHTHEITSFRAGE. Für das, was man einkommensmäßig als "Normalbürger" bezeichnen kann, sind solche Münzen deutlich außer Reichweite. Und da fälschen dann sicher auch Profis. Aber so eine Antoninian? Klar: irgendwo gibt es auch solche Münzen. Und auch klar: irgendwann taucht so einer auch mal auf. Und ja: "billig" wird das dann wohl nicht werden. Dennoch: ich will und kann in diesem Wissen nicht klagen. Der Stempelschnitt ist qualitativ vergleichbar mit den der Binios des Gallienus aus der Zeit. Mir gefällt er.

Ursprünglich hatte ich gedacht, ich kriege das Stück für 50 bis 80 Euro in der Bucht. Das wäre denn der Schnapper des Jahres gewesen. Zwei andere wollten den auch. Und jeder von beiden wollte dem anderen schon früh zeigen, dass er derjenige sein wird, der leer ausgeht. Vielleicht waren das auch zwei Spezialsammler, die genau wussten, warum. Und so haben sie es sich am "Entscheidungstag" dann auch mehrfach gegen- und wechselseitig versichert, dass der jeweils andere das Stück nicht bekommen soll - und ja: beide sollten Recht behalten, was den anderen betraf. Doch schaut selbst ( Nr. 176343304359).
Schon früh hatte ich geschaut, was denn so in der Bucht und auf 2 BS angeboten wird und wie viel es kostet. Ein paar schöne Stücke sind in der Tat noch da und sie sind garnicht mal so teuer. Aber eben qualitativ nichts vergleichbares.

Zurück zu meiner Erwerbung: geprägt in Mailand und deswegen schon ein wenig seltener, dann noch das Porträt, das ist so auch nicht häufig. Prägefrisch, perfekt zentriert, neuer VorderseitensStempel, noch "guter" Rückseitenstempel. Da kommt eine Frage auf: ist der denn überhaupt echt?

Also nach stundelangen Bucht- und 2-BS-Recherchen auch noch mal sicherheitshalöber BMC "fragen". Dort sieht man Stücke und deren Kontext. Und dann weiß man, was Ambach ist. An sich reicht dafür auch 2BS aus. Denn: Die Römer hatten für Porträt, Darstellung und Umschrift verschiedene Punzen. Je Münze finden mindestens vier davon Verwendung. Woran sieht man es? Am Abstand und an der Ausformung benachbarter Buchstaben einer Punze, an den Grobumrissen der Darstellung (Details wurden nachgearbeitet) und am Kopf (auch hier werden Details nach dem Einsenken der Punzen in den Stempel nachgearbeitet).

Vordersiete: Großes, gekipptes "S" und die Buchstaben LIENUS des Kaisernamens. Schaut euch jeden Buchstaben und seine Stellung relativ zu den anderen an. Und genau das habe ich massenhaft auf 2 BS und bei genau diesem Typ auf BMC-Coins gefunden, siehe Link 1 zum British Museum:


Die Rückseite des BMC-Exemplars weist bei Schrift und Darstellung große Ähnlichkeiten mit der Rückseite meines Stückes auf, jedoch ist sie zu schlecht, um sagen zu können, es seien dieselben Urwerkzeuge gewesen.

Bei einem weiteren, Mailänder BMC-Exemplar ist es ebenfalls so, die Schrift der Vorderseite ist sehr ähnlich und der Kopf eindeutig ein anderer:


Bei der Geldproduktion im alten Rom ist das auch nicht verwunderlich. Ganz im Gegenteil.

Die primären Merkmale stimmen somit. Das ist aber auch bei Pressfälschungen auf Basis eines nachgearbeiteten Abdruckes einer echten Münze der Fall.

Daher noch zu den sekundären Merkmalen:
Die Vorderseite meines Exemplars ist von sehr frischen Stempeln und sehr gut ausgeprägt. Das erkennt man an den sehr feinen Details der Buchstaben. Da ist nichts weggeätzt worden. Alles ist scharf, Die Einsenkriefen der Punzen bzw. die die Spuren der Nachgravierung sind bis ins kleinste Detail erkennbar, ebenso der Materialfluss. Ergebnis: Die Münze wurde heiß geprägt. So, wie es sein soll. Sind nur noch wenige, große Prägeriefen sichtbar kann es auch eine Fälschung durch Abdrucknahme sein. Ebenso ist die für eine Heißprägung ungleiche Verteilung des Silbersudes und die Konzentration von Silber zwischen den Buchstaben andeutungsweise erkennbar. Auf den bei Licht senkrecht von oben aufgenomme
nen Fotos des Anbieters ist der Effekt besser erkennbar, als auf meinen, bei bewölktem Himmel aufgenommenen Bildern. Meine Fotos habe ich mit Tageslicht, einmal seitlich von oben nach unten und einmal seitlich von lonks nach rechts bzw. rechts nach links gemacht; man erkennt es am Schattenwurf der stark und scharf geprägten Münze.

Vielleicht hilft meine Herangehensweise dem einen oder anderen Römersammler hier.

Und ja: 100 % Sicherheit gegen Fälschungen gibt es leider nicht. Und beim Gold ist es nochmals schwieriger. Da kann (bzw. sollte) man, weil da viel mehr auf dem Spiel steht, noch mal deutlich tiefer reingehen.

Und nun viel Freude beim Betrachten.

PS: Foto mit Buchstabendetails hinzugefügt.
 

Anhänge

  • Gallienus-von-der-Seite.webp
    Gallienus-von-der-Seite.webp
    836,6 KB · Aufrufe: 80
  • Gallienus-von-oben.webp
    Gallienus-von-oben.webp
    443,7 KB · Aufrufe: 74
  • IMG_3107-Gallienus-Details-300.webp
    IMG_3107-Gallienus-Details-300.webp
    71,1 KB · Aufrufe: 71
Zuletzt bearbeitet:
Herennius Etruscus

Vorab: selten sind die Prägungen der Princeps IVVENTIS-Serie nicht.

Ergebnis meiner Recherchen:
Es gibt verschiedene Varianten. Die mir dem "Stab" (vielleichht zeigt der Speer auch nur nach unten und der Strempel war total verschlissen) statt mit dem Speer mit der Spitze nach oben ist überhaupt nicht häufig. Ein meiner Ansicht nach stempelgleiches Exemplar ist auf 2 BS (Nr. 6083700158) zu sehen. Pics davon will ich hier keine einstellen. Buchstasbenstellung, Vorder - und Rückseitenpunzen von Schrift und Kaiserproträt und Rückseitendarstellung zeigen starke Übereinstimmungen mit einigen BMC-Exemplaren und Stücken auf 2BS. Das liegt alles innerhalb der Bandbreite.

Interessant: Die Variante auf 2BS ist von den Stempeln, wie ursprünglich gefertigt; meines ist von diesem Stempel, nachdem er nachgraviert wurde (siehe Buchstabe "S" vom Wort "IUVENTIS". Zu der aufgearbeiteten und ansonsten bereits "abgenudelten" Rückseite passt die relativ frische Vorderseite (die Stempel mit den Kaiserköpfen haben sie meist icht bis zum völligen Verschleiß genutzt). Die Vorderseiten sind erkennbar verschieden. Das passt alles. Dass vielleicht auch bereits alte RS-Stempel zur weiteren Verwendung nachgraviert wurden, war mir neu.

Die Vorderseite zeigt vollen Kippglanz; die Rückseite nicht. Grüne knubbelige Anhaftungen belegen, dass es ein Fundexemplar ist. Ich gehe das nicht dran, obgleich mir die Münze "ohne" lieber wäre, jedoch weiß ich, was ich danach in Händen halten werde und das will ich ganz und garnicht. Der Fundbaleg ist ein weiterer Hinweis auf Echtheit. Profis könnten das durch Größe der Malachitkristalle weiter prüfen. So, wie auch bei der Himmelsscheibe geschehen.

Die "Probleme" beim "Herennius Etruscus" sind schnell aufgezählt: meist extrem verschlissene Stempel in Kombiantion mit teils schlechter Ausprägung und meist starker Oberflächenkorrosion infolge geringen Silbergehaltes.

Zum Preis:
130 Euro inkl. Versand, erworben durch Preisvorschlag (die Münze stand etwa ein Jahr lang für 190 Euro inkl. Versand zum Verkauf). Nachdem ich viele hundert Stücke angesehen habe, bin ich zu der Auffassung gelangt, dass es zwar kein "Schnapper" ist, aber annehmbar. Im www. findet man einen in unzirkulierter Qualität, von beidseitig frischen Stempeln für, 990 Dollars, im NGC-Slab, Ausprägung 5 von 5 (da gehe ich 100 % mit) ind Oberflächenqualität 4 von 5 (da bin ich auch sehr geneigt, mitzugehen). Kann sein, dass sie Vordersietenoberflächen von meinem etwas besser sind aber dennoch: da kommt meiner bei weitem nicht ran. Zwischen Stempelqualität und Ausprägung liegen Welten. Erst dachte ich, der "geslabbte" sei falsch, jedoch nach BMC-Recherchen denke ich, dass er 100 % echt ist. Zum Preis sage ich, dass er mir für ein Fundstück aus Bodenlagerung viel zu teuer ist. Ein anderer Sammler mag das völlig anders sehen.

Zur Erhaltung:
mit der Verkäuferbeschreibung “Stempelglanz trotz kleiner Korrosionsflecken” kann man mitgehen oder auch nicht so ganz. Die Vorderseite wirkt "frisch" und die Felder flackern stark. Erkennbar zirkuliert (im Sinne von umgelaufen) ist die Münze nicht, dennoch sehe ich sie (wahrscheinlich Herstellungsbedingt) näher an vz. als an einen klassischen Stempelglanz (siehe Detail Strahlenkrone, ich weiß nicht, ob es zirkulations- oder prägebdngt ist). Aber auch das muss man erstmal so finden. Der "zweite Blick" lässt erkennen, dass der obere Teil des Ohrs höher liegt, als der Strahlenkranz, also genauer gesagt: noch darauf. Das bedeutet, dass faktisch kaum Zirkulationsspuren da sein können. Die Münze hat NULL Korosionsflecken, sondern weist noch Anhaftungen vom Fundbelag auf. Ich lasse die Anhaftungen bewusst drauf. Begründung: Der Verkäufer gibt an: "Erworben vom renommierten Münzhändler Franz Jaworschek in München 1997." Ich kann das zwar nicht prüfen, aber wenn diese Münze über den Handel erworben wurde, haben schon damals Fachleute draufgesehen und entschieden, sie so zu lassen, wie sie ist. Schließe ich mich dem an, versaubeutel ich substanziell nichts gravierendes daran.

zur Behandlung:
Als die Münze in einer Plastikmappe ankam, war sie klebrig. Ich vermute, ab 1997 lag sie in einem Album. Solche Alben ziehen Kupfer aus der Legierung und Ausdünstungen lagern sich auf der Oberfläche ab und diffundieren in das Stück hinein (siehe Foto). Der "Kippglanz" der Vordersiete flackerte noch leicht darunter. Natürlich muss der noch weiche Schmodder weg (ist er hart, geht das bei Billion leider nur noch mit Substanzeingriffen). Also die Münze mit Butter betupft, 8 Stunden liegen lassen, mit Küchenpapier abgetupft und erneut Butter drauf und weitere 8 Stunden liegen lassen und abgetupft. Dann Paraffin drauf und 5 Minuten mit dem Fingern immer wieder drauf gedrückt (Hände waschen, nicht reiben, nur leicht drücken, ohne zu biegen, sonst hat man die Münze vielleicht in Stücke), dann erneut abgetuoft und mit nichtkratzendem Schwamm und Froschspühlmittel gereinigt und gut mit warmen Wasser abgespült. (Siehe Foto). Die Vorderseite flackert, wie eine moderne Münze, frisch geprägt und von neuen Stempeln. Ich lasse sie noch ein paar Tage trocknen und dann kommt minimal Flüssigparaffin drauf, dass ich nach ein paar Tagen abtupfen werde. Fertig. Der Rest "verdunstet" überwiegend und was bleibt, schützt die Oberfläche.

Zum Schrötling:
Masenproduktion. zuerst in Formen gegossen, vielleicht wurden, wenn es sehr schnell gehen musste, mehrere gleichzeitig gegossen sogar etwas beim Beseitigen des "Baumes" abgebrochen. Danach wahrscheinlich gebürstet und danach in Säure oder in Urin gekocht um Gußhaut und Anhaftungen zu beseitigen. Ockerfasrbige bis gelbliche Spuren von Bleisalzen (wie bei den Antoninianen des Postumus und den späteren Prägungen des Gallienus häufig zu sehen fehlen, was auch passt). Dann stark erwärmt und denn heiß geprägt. Daher (Oberflächenstrukturen) auch die Fotos der schwächeren Rückseite bei unterschiedlichen Lichteinfall.

Und nun viel Freude beim Betrachten.
 

Anhänge

  • Herennius-RV-Belichtungsvarianten-IMG_3200.webp
    Herennius-RV-Belichtungsvarianten-IMG_3200.webp
    757,2 KB · Aufrufe: 63
  • Herennius-Gereinigt-IMG_3200.webp
    Herennius-Gereinigt-IMG_3200.webp
    527,4 KB · Aufrufe: 64
  • Herennius-Albenlagerung-IMG_3200.webp
    Herennius-Albenlagerung-IMG_3200.webp
    461,4 KB · Aufrufe: 64
Zuletzt bearbeitet:
Gerade fangfrisch aus der "Bucht" angekommen: Ein "Aurelianus" - so bezeichnet man auch den Doppeldenar (auch Antoninian oder Antoninianus genannt) nach der Aurelianischen Münzreform von 274 n. Chr.

Diese Münze wurde in Serdica geprägt und ist durch die Buchstaben "KA.A" im Abschnitt der Rückseite eindeutig als die erste Emmission nach der Münzreform erkennbar. Rein äußerlich wird das durch den dicken Silbersud bestätigt. Die dunklen Punkte sind zum Glück allesamt Auflagen und keine Fraß- oder Korosionslöcher. Daszu ist die Münze noch scharf und vollständig ausgeprägt und von frischen Stempeln.

Das "K" des Milesischen Zahlensystems steht für 20, das erste "A" für die Ziffer 1 und das zweite (hinter dem Punkt= für die Emission (also 1. Emmission).

Das Milesische Zahlensystem ordnet Buchstaben des Alphabetes Zahlen zu und war auch auch noch in Byzanz in Gebrauch (Ziffern OB auf Solidus: O=70 und B =2, Summe = 72, was bei Solidi für reinstes, geläutertes Gold steht).

Viel Freude beim Betrachten.

PS: 2. besseres Foto angehangen. Auch dieses Stück war vielleicht einige Zeit in einem Album, weswegen ich vorsichtig versucht habe, eingetrocknete Anhaftungen mit Butter und ohne Ausübung von Druck und kratzen zu entfernen. Nachdem die Butter dann völlig runter war, habe ich das neue Foto (2 x Vorseite, 1 x Rückseite) gemacht. Besonders gut zu erkennen sind ein leichter Doppelschlag auf der Rückseite, die Prägeriefen im Bereich der Buchstaben zu den Rändern hin und teils noch Reste der Abziehriefen des Stempels: diese verlaufen auf der Vorderseite von links nach rechts und sind für das geschulte Auge um den Kopf herum andeutungsweise zu erkennen.

Anhang eines dritten, bei direkter Sonneneinstrahlung aufgenommenen Fotos.

Jedes Foto sagt etwas über die Münze, deren Herstellungstechnik betreffend Stempel, Versilberung, An- und Abreicherung von Metall durch den Prägevorgang aus. Das ist wichtig, wen man echt von Falsch unterscheiden können will. Diese Aussagen sind teils auch auf deutlich zirkulierte Münzen übertragbar, was beispielsweise Spuren der Heißprägung, Punzen der Buchstaben, Darstellungen, Stil usw. betrifft. Je besser eine Münze erhalten ist, je frischer die Stempel sind und je weniger sie korodiert oder mit Anhaftungen belegt ist, desto mehr kann man naturgemäß erkennen.
 

Anhänge

  • Aurelian_3385-A.webp
    Aurelian_3385-A.webp
    1,1 MB · Aufrufe: 67
  • Aurelian_3399-B.webp
    Aurelian_3399-B.webp
    1,1 MB · Aufrufe: 57
  • Aurelian_3423-Sonne.webp
    Aurelian_3423-Sonne.webp
    563,8 KB · Aufrufe: 60
Zuletzt bearbeitet:
Pfingsten ist ja das Fest des Heiligen Geistes, der sich aber auf Münzen und überhaupt schlecht abbilden lässt. Daher ist noch einmal die zweite Person der Trinität auf einer neuen Variante bei mir eingetroffen: Anonymer Follis DOC A2 39, 13,37g Ae. Erhaltung wie leider auch Preis überdurchschnittlich.
 

Anhänge

  • 17.3.9 Basileios II. A2 39 Rv.webp
    17.3.9 Basileios II. A2 39 Rv.webp
    141,9 KB · Aufrufe: 90
  • 17.3.9 Basileios II. A2 39 Av.webp
    17.3.9 Basileios II. A2 39 Av.webp
    138,2 KB · Aufrufe: 86
Herennius Etruscus

Vorab: selten sind die Prägungen der Princeps IVVENTIS-Serie nicht.

Ergebnis meiner Recherchen:
Es gibt verschiedene Varianten. Die mir dem "Stab" (vielleichht zeigt der Speer auch nur nach unten und der Strempel war total verschlissen) statt mit dem Speer mit der Spitze nach oben ist überhaupt nicht häufig. Ein meiner Ansicht nach stempelgleiches Exemplar ist auf 2 BS (Nr. 6083700158) zu sehen. Pics davon will ich hier keine einstellen. Buchstasbenstellung, Vorder - und Rückseitenpunzen von Schrift und Kaiserproträt und Rückseitendarstellung zeigen starke Übereinstimmungen mit einigen BMC-Exemplaren und Stücken auf 2BS. Das liegt alles innerhalb der Bandbreite.

Interessant: Die Variante auf 2BS ist von den Stempeln, wie ursprünglich gefertigt; meines ist von diesem Stempel, nachdem er nachgraviert wurde (siehe Buchstabe "S" vom Wort "IUVENTIS". Zu der aufgearbeiteten und ansonsten bereits "abgenudelten" Rückseite passt die relativ frische Vorderseite (die Stempel mit den Kaiserköpfen haben sie meist icht bis zum völligen Verschleiß genutzt). Die Vorderseiten sind erkennbar verschieden. Das passt alles. Dass vielleicht auch bereits alte RS-Stempel zur weiteren Verwendung nachgraviert wurden, war mir neu.

Die Vorderseite zeigt vollen Kippglanz; die Rückseite nicht. Grüne knubbelige Anhaftungen belegen, dass es ein Fundexemplar ist. Ich gehe das nicht dran, obgleich mir die Münze "ohne" lieber wäre, jedoch weiß ich, was ich danach in Händen halten werde und das will ich ganz und garnicht. Der Fundbaleg ist ein weiterer Hinweis auf Echtheit. Profis könnten das durch Größe der Malachitkristalle weiter prüfen. So, wie auch bei der Himmelsscheibe geschehen.

Die "Probleme" beim "Herennius Etruscus" sind schnell aufgezählt: meist extrem verschlissene Stempel in Kombiantion mit teils schlechter Ausprägung und meist starker Oberflächenkorrosion infolge geringen Silbergehaltes.

Zum Preis:
130 Euro inkl. Versand, erworben durch Preisvorschlag (die Münze stand etwa ein Jahr lang für 190 Euro inkl. Versand zum Verkauf). Nachdem ich viele hundert Stücke angesehen habe, bin ich zu der Auffassung gelangt, dass es zwar kein "Schnapper" ist, aber annehmbar. Im www. findet man einen in unzirkulierter Qualität, von beidseitig frischen Stempeln für, 990 Dollars, im NGC-Slab, Ausprägung 5 von 5 (da gehe ich 100 % mit) ind Oberflächenqualität 4 von 5 (da bin ich auch sehr geneigt, mitzugehen). Kann sein, dass sie Vordersietenoberflächen von meinem etwas besser sind aber dennoch: da kommt meiner bei weitem nicht ran. Zwischen Stempelqualität und Ausprägung liegen Welten. Erst dachte ich, der "geslabbte" sei falsch, jedoch nach BMC-Recherchen denke ich, dass er 100 % echt ist. Zum Preis sage ich, dass er mir für ein Fundstück aus Bodenlagerung viel zu teuer ist. Ein anderer Sammler mag das völlig anders sehen.

Zur Erhaltung:
mit der Verkäuferbeschreibung “Stempelglanz trotz kleiner Korrosionsflecken” kann man mitgehen oder auch nicht so ganz. Die Vorderseite wirkt "frisch" und die Felder flackern stark. Erkennbar zirkuliert (im Sinne von umgelaufen) ist die Münze nicht, dennoch sehe ich sie (wahrscheinlich Herstellungsbedingt) näher an vz. als an einen klassischen Stempelglanz (siehe Detail Strahlenkrone, ich weiß nicht, ob es zirkulations- oder prägebdngt ist). Aber auch das muss man erstmal so finden. Der "zweite Blick" lässt erkennen, dass der obere Teil des Ohrs höher liegt, als der Strahlenkranz, also genauer gesagt: noch darauf. Das bedeutet, dass faktisch kaum Zirkulationsspuren da sein können. Die Münze hat NULL Korosionsflecken, sondern weist noch Anhaftungen vom Fundbelag auf. Ich lasse die Anhaftungen bewusst drauf. Begründung: Der Verkäufer gibt an: "Erworben vom renommierten Münzhändler Franz Jaworschek in München 1997." Ich kann das zwar nicht prüfen, aber wenn diese Münze über den Handel erworben wurde, haben schon damals Fachleute draufgesehen und entschieden, sie so zu lassen, wie sie ist. Schließe ich mich dem an, versaubeutel ich substanziell nichts gravierendes daran.

zur Behandlung:
Als die Münze in einer Plastikmappe ankam, war sie klebrig. Ich vermute, ab 1997 lag sie in einem Album. Solche Alben ziehen Kupfer aus der Legierung und Ausdünstungen lagern sich auf der Oberfläche ab und diffundieren in das Stück hinein (siehe Foto). Der "Kippglanz" der Vordersiete flackerte noch leicht darunter. Natürlich muss der noch weiche Schmodder weg (ist er hart, geht das bei Billion leider nur noch mit Substanzeingriffen). Also die Münze mit Butter betupft, 8 Stunden liegen lassen, mit Küchenpapier abgetupft und erneut Butter drauf und weitere 8 Stunden liegen lassen und abgetupft. Dann Paraffin drauf und 5 Minuten mit dem Fingern immer wieder drauf gedrückt (Hände waschen, nicht reiben, nur leicht drücken, ohne zu biegen, sonst hat man die Münze vielleicht in Stücke), dann erneut abgetuoft und mit nichtkratzendem Schwamm und Froschspühlmittel gereinigt und gut mit warmen Wasser abgespült. (Siehe Foto). Die Vorderseite flackert, wie eine moderne Münze, frisch geprägt und von neuen Stempeln. Ich lasse sie noch ein paar Tage trocknen und dann kommt minimal Flüssigparaffin drauf, dass ich nach ein paar Tagen abtupfen werde. Fertig. Der Rest "verdunstet" überwiegend und was bleibt, schützt die Oberfläche.

Zum Schrötling:
Masenproduktion. zuerst in Formen gegossen, vielleicht wurden, wenn es sehr schnell gehen musste, mehrere gleichzeitig gegossen sogar etwas beim Beseitigen des "Baumes" abgebrochen. Danach wahrscheinlich gebürstet und danach in Säure oder in Urin gekocht um Gußhaut und Anhaftungen zu beseitigen. Ockerfasrbige bis gelbliche Spuren von Bleisalzen (wie bei den Antoninianen des Postumus und den späteren Prägungen des Gallienus häufig zu sehen fehlen, was auch passt). Dann stark erwärmt und denn heiß geprägt. Daher (Oberflächenstrukturen) auch die Fotos der schwächeren Rückseite bei unterschiedlichen Lichteinfall.

Und nun viel Freude beim Betrachten.
Vielen Dank wie immer für dein Fachwissen!
Könntest du bitte noch ein paar Worte zu den grünen verbliebenden Stellen sagen?
Ich weiß immer nie, wann grüne Flecken Patina sind, wann es "bronze disease" und wann sie durch weichmacherhaltigen Plastik entstanden sind.
Da du sie drauf lässt, gehe ich mal von Patina aus? Aber wie erkennt man das als nicht-Profi?

Vielen Dank!
 
Könntest du bitte noch ein paar Worte zu den grünen verbliebenden Stellen sagen?
Ich weiß immer nie, wann grüne Flecken Patina sind, wann es "bronze disease" und wann sie durch weichmacherhaltigen Plastik entstanden sind.
Da du sie drauf lässt, gehe ich mal von Patina aus? Aber wie erkennt man das als nicht-Profi?

Vielen Dank!
Die grünen stellen sind kleine, knubbelige Erhebungen aus Malachit und somit Reste des Fundbelages und hart wie Stein und mineralisch gesehen ist es auch eine Art in den letzten 1.700 Jahren gewachsener Stein. Im trockenen Umfeld verändert es sich daher nicht. Viele alte Münzen weisen sowas mehr oder weniger gut sichtbar auf, weil man es nur mir Gewalt oder Säuren runter kriegt und beides beeinträchtigt die Münze bzw, kann sehr unschöne Spuren hinterlassen.

Patina im klassichen Sinne (was die Verwendung des Wortes bei Münzsammlern angeht) ist es bei Silber oder bei Billion nicht. Bronzepest ist pulvrig oder weich und wächst. Münzsammler sprechen in dem Kontext oft von von Fundbelag bzw. Resten von Fundebelag.

Würde eine Bronzemünze so aussehen, hätte man es mit einer Malachitpatina zu tun. So, wie bei dem Semis. Die Himmelsscheibe von Nebra weist ebenfalls genau so eine Malachitpatina auf. Eine Malachitpatina kann, wenn sie ohne Behandlung glatt und ebenmäßig ist, den Wert einer Münze sehr deutlich steigern. Bei silberhaltigen Legierungen (ich vermute beim Herennius Etruscus mal einen ursprünglichen Feingehalt zwischen 30 und 20 Prozent), ist eine solche "Patina" aufgrund unterschiedlicher Metallanreicherungen auf der Prägung weder glatt noch gleichmäßig gewachsen, sondern bildet ihrerseits Krusten und Knubbel.
 

Anhänge

  • Herennius-IMG_3200-Ausschnitt.webp
    Herennius-IMG_3200-Ausschnitt.webp
    67,1 KB · Aufrufe: 70
  • Semis-Rom-zweiter-punischer-Krieg-A.webp
    Semis-Rom-zweiter-punischer-Krieg-A.webp
    558,4 KB · Aufrufe: 65
Zuletzt bearbeitet:
Die grünen stellen sind kleine, knubbelige Erhebungen aus Malachit und somit Reste des Fundbelages und hart wie Stein und mineralisch gesehen ist es auch eine Art in den letzten 1.700 Jahren gewachsener Stein. Im trockenen Umfeld verändert es sich daher nicht. Viele alte Münzen weisen sowas mehr oder weniger gut sichtbar auf, weil man es nur mir Gewalt oder Säuren runter kriegt und beides beeinträchtigt die Münze bzw, kann sehr unschöne Spuren hinterlassen.

Patina im klassichen Sinne (was die Verwendung des Wortes bei Münzsammlern angeht) ist es bei Silber oder bei Billion nicht. Bronzepest ist pulvrig oder weich und wächst. Münzsammler sprechen in dem Kontext oft von von Fundbelag bzw. Resten von Fundebelag.

Würde eine Bronzemünze so aussehen, hätte man es mit einer Malachitpatina zu tun. So, wie bei dem Semis. Die Himmelsscheibe von Nebra weist ebenfalls genau so eine Malachitpatina auf. Eine Malachitpatina kann, wenn sie ohne Behandlung glatt und ebenmäßig ist, den Wert einer Münze sehr deutlich steigern. Bei silberhaltigen Legierungen (ich vermute beim Herennius Etruscus mal einen ursprünglichen Feingehalt zwischen 30 und 20 Prozent), ist eine solche "Patina" aufgrund unterschiedlicher Metallanreicherungen auf der Prägung weder glatt noch gleichmäßig gewachsen, sondern bildet ihrerseits Krusten und Knubbel.
Vielen Dank für die ausführliche Erklärung.

Münzen mit natürlich gewachsenenMalachitkristallen klingt viel besser als "grüne Ablagerungen" :-)

Kann man sagen, dass wenn man grüne Stellen vorsichtig mit einem Zahnstocher piekst und es sich nicht löst, wahrscheinlich keine Bronzepest sondern Malachit ist?
 
Zuletzt bearbeitet:
Kann man sagen, dass wenn man grüne Stellen vorsichtig mit einem Zahnstocher piepst und es sich nicht löst, wahrscheinlich keine Bronzepest sondern Malachit ist?
Ich gehe genau davon aus. Bronzepest, Lochfraß und die Münze zersetzende Flecken sehen anders aus. Es muss nicht zwingend Malachit sein, es gibt solche sehr festen Anhaftungen auch in roter, blauer oder beiger Farbe. Hier einige Beispiele von Münzen mit mal mehr und mal weniger anhaftenden Bestandteilen des Fundbelags. Der Pfennig aus dem Mittelalter, gefunden in Westfalen um 1818, wurde zum Glück nie gereinigt. Er zeigt das volle Farbspiel von Patina und Resten vom anhaftenden Fundbelag.

Bei dem Groschen der Stadt Tours (Reste von schwarzem + grünen Fundbelag plus ggf. sehr alte Sammlungstönung) erkennt man, dass sich solche "Reste" mit der Zeit in die nachgedunkelte (getönte) Münze integrieren. Das Gleiche ist beim Antoninian Gordian III / Fides Militum der Fall. Mir ist echter Prägeglanz mit ein paar kleinen Anhaftungen lieber, als eine stumpf und dafür 100 % anhaftungsfrei gereinigte/geputzte Münze.
 

Anhänge

  • Gordinan-III-2023-08-03.webp
    Gordinan-III-2023-08-03.webp
    490,7 KB · Aufrufe: 63
  • Gordian-III-Providentia-238-n-Chr-Balbianus-Gesichtszuege.webp
    Gordian-III-Providentia-238-n-Chr-Balbianus-Gesichtszuege.webp
    646,4 KB · Aufrufe: 64
  • Pfennig-Anfang-11-Jahrhundert-Münster-oder-Rheine-1.webp
    Pfennig-Anfang-11-Jahrhundert-Münster-oder-Rheine-1.webp
    927,3 KB · Aufrufe: 59
  • Phillippus II Arabs - Principi-Iuventis.webp
    Phillippus II Arabs - Principi-Iuventis.webp
    733,4 KB · Aufrufe: 62
  • Maximinus-2024-05-16.webp
    Maximinus-2024-05-16.webp
    550,3 KB · Aufrufe: 59
  • 000-Herennia_Cupressenia_Etruscilla-MA-ID-2063100830-SE-AW.webp
    000-Herennia_Cupressenia_Etruscilla-MA-ID-2063100830-SE-AW.webp
    555,6 KB · Aufrufe: 61
  • Groschen Stadt Tours.webp
    Groschen Stadt Tours.webp
    746,1 KB · Aufrufe: 64
  • 001-Bodenfund-Anhaftungen-und-Original-Stempelglanz.webp
    001-Bodenfund-Anhaftungen-und-Original-Stempelglanz.webp
    607,4 KB · Aufrufe: 62
Zuletzt bearbeitet:
Ich gehe genau davon aus. Bronzepest, Lochfraß und die Münze zersetzende Flecken sehen anders aus. Es muss nicht zwingend Malachit sein, es gibt solche sehr festen Anhaftungen auch in roter, blauer oder beiger Farbe. Hier einige Beispiele von Münzen mit mal mehr und mal weniger anhaftenden Bestandteilen des Fundbelags. Der Pfennig aus dem Mittelalter, gefunden in Westfalen um 1818, wurde zum Glück nie gereinigt. Er zeigt das volle Farbspiel von Patina und Resten vom anhaftenden Fundbelag.

Bei dem Groschen der Stadt Tours (Reste von schwarzem + grünen Fundbelag plus ggf. sehr alte Sammlungstönung) erkennt man, dass sich solche "Reste" mit der Zeit in die nachgedunkelte (getönte) Münze integrieren. Das Gleiche ist beim Antoninian Gordian III / Fides Militum der Fall. Mir ist echter Prägeglanz mit ein paar kleinen Anhaftungen lieber, als eine stumpf und dafür 100 % anhaftungsfrei gereinigte/geputzte Münze.
Nochmals vielen Dank für die sehr gute Erklärung!
Ich werde Fundbeläge jetzt auf jeden Fall im besseren Licht sehen :)
Der Groschen aus der Stadt Tours ist ja echt cool, der gefällt mir vom Design sehr gut!
 
Zurück
Oben