Neuzugänge in Eurer Sammlung

Weniger unscheinbar, dafür Zeugnis einer traurigen Geschichte: Romanos IV. Diogenes (1068-1071), Histamenon, 4,38g, Sommer 54.1.
Die Vielzahl der Personen (6 sind Rekord auf byzantinischen Münzen) mag den Eindruck einer intakten Familie erwecken. Dem war aber definitv nicht so. Romanos hatte als verdienter Militär die Witwe seines Vorgängers Konstantin X. Dukas geheiratet - auf dem Avers wird das Paar von Christus gesegnet. Eine Zweckehe, da Byzanz nach dem weitgehend untätigen Konstantin jemanden an der Spitze brauchte, dem man Erfolge bei der Abwehr der seit Mitte des 11. Jahrhunderts nach Anatolien eindringenden Türken (bzw. Seldschuken) zutraute. Allerdings fuhr Romanos 1071 in der Schlacht von Manzikert eine herbe Niederlage ein, die rückblickend als Anfang vom Ende des byzantinischen Reiches gesehen werden kann. Darstellungen der Schlacht sind nicht einheitlich; die Desertion großer Truppenteile scheint aber eine Rolle gespielt zu haben. Romanos wurde vom Seldschukensultan gefangengenommen, ehrenvoll behandelt und gegen Lösegeld bald wieder freigelassen. Die Familie der Dukas, für die der Kaiser letztlich ein Emporkömmling war, hatte aber inzwischen einen seiner Stiefsöhne (die drei Herren auf dem Revers) als Michael VII. auf den Thron erhoben. Der zurückgekehrte Romanos wurde diesmal von den eigenen Leuten gefangengenommen und auf so brutale Weise geblendet, dass er nach einigen Tagen qualvoll verstarb.
 

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Der Hase hat es noch rechtzeitig geschafft: Neuer Jahrgang einer Münze, die ansonsten schon mehrfach in meiner Schublade vertreten ist: Justinian I., Follis geprägt in Konstantinopel, Jahr XVI (542/3).
Frohe Ostern allen Forenmitgliedern und -mitleserInnen!
 

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Zwei Elektron-Münzen der Komnenen aus dem 12. Jahrhundert sind bei mir angekommen: 1. vom Großvater, Alexios I., mit Schrötlingsriss; 4,27g, Sommer 59.15.
 

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Wie sehr gehasst kann ein Mensch werden? Konstantin V. (741-775) spielte diesbezüglich jedenfalls ganz weit oben mit: Nicht nur, dass die Nachwelt ihm den Beinamen "Kopronymos" (der Kot-Namige; sinngemäß "der Beschi...ene") gab, was wohl auf ein kleines Malheur bei seiner Taufe zurückzuführen war; nein, fast ein Jahrhundert nach seinem Tod noch wurden seine letzten Überreste aus dem Grab gezerrt und verbrannt. Das alles, weil Konstantin ein fanatischer Ikonoklast gewesen sein soll, der die Bilder Christi und der Heiligen zerstören ließ und zahllose Mönche wegen ihrer Bilderverehrung zu foltern und zu töten befohlen haben soll. So jedenfalls die Darstellung in späteren Quellen, die von seinen Gegnern verfasst wurden. Moderne Historiker halten vieles davon für maßlos übertrieben; vermutlich ging es Konstantin hauptsächlich darum, junge Männer vom Masseneintritt in die Klöster abzuhalten, weil er Soldaten für seine (durchaus nicht erfolglosen) Verteidigungsanstrengungen gegen Bulgaren und Araber benötigte.
Numismatisch ist Konstantin durch seine neuen Darstellungen zur dynastischen Legitimierung interessant: Auf seinen Münzen erscheint nicht nur sein Sohn Leon IV., sondern auch sein verstorbener Vater Leon III. Damit begründete er eine Tradition, die sich bis in die Zeit seines Enkels Konstantin VI. durchhielt; Vor- und Nachfahren waren auf den Münzen zu sehen. Dass die Dynastie dann mit dem Enkel endete, löste zumindest das Problem, dass es auf den Münzen schon sehr eng zu werden begann...
Solidus, 4,44g, Sommer 23.2
 

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Numismatisch ist Konstantin durch seine neuen Darstellungen zur dynastischen Legitimierung interessant: Auf seinen Münzen erscheint nicht nur sein Sohn Leon IV., sondern auch sein verstorbener Vater Leon III. Damit begründete er eine Tradition, die sich bis in die Zeit seines Enkels Konstantin VI. durchhielt; Vor- und Nachfahren waren auf den Münzen zu sehen.
Das wurde dann von der luxemburger Dynastie unter Großherzog Henri in diesem Jahrhundert bei den 2-€-Gedenkmünzen wieder erfolgreich aufgenommen. ;)
 
Das wurde dann von der luxemburger Dynastie unter Großherzog Henri in diesem Jahrhundert bei den 2-€-Gedenkmünzen wieder erfolgreich aufgenommen. ;)
Aber immer nur entweder-oder, oder? Oder gibt es da auch drei Generationen auf einer Münze? Hab ja nicht so den Überblick bei den Euros ...
Dreimal oder hintereinander ... mann, mann, mann.
 
Aber immer nur entweder-oder, oder? Oder gibt es da auch drei Generationen auf einer Münze? Hab ja nicht so den Überblick bei den Euros ...
Dreimal oder hintereinander ... mann, mann, mann.
drei? Sechs!! ;)

LU018 2015 203 Luxemburg Dynastie.jpg

Aus der Münzbeschreibung im Europäischen Amtsblatt:

"Beschreibung des Münzmotivs: Auf der linken Seite der Münze finden sich das Bildnis seiner Königlichen Hoheit, des Großherzogs Henri, und auf der rechten Seite, in kreisförmiger Anordnung und chronologischer Reihenfolge der Thronbesteigung, die Porträts Ihrer Königlichen Hoheiten, der Großherzöge Adolphe und Guillaume IV, der Großherzoginnen Marie-Adélaïde und Charlotte sowie des Großherzogs Jean. Auf der rechten Seite des Motivs ist in ebenfalls kreisförmiger Anordnung die Aufschrift „1890 — Dynastie Nassau-Weilbourg“ angebracht. In senkrechter Stellung in der Mitte des Münzmotivs sind der Ausgabestaat „Luxemburg“ und die Jahreszahl „2015“ angegeben."
 
Wie sehr gehasst kann ein Mensch werden? Konstantin V. (741-775) spielte diesbezüglich jedenfalls ganz weit oben mit: Nicht nur, dass die Nachwelt ihm den Beinamen "Kopronymos" (der Kot-Namige; sinngemäß "der Beschi...ene") gab, was wohl auf ein kleines Malheur bei seiner Taufe zurückzuführen war; nein, fast ein Jahrhundert nach seinem Tod noch wurden seine letzten Überreste aus dem Grab gezerrt und verbrannt. Das alles, weil Konstantin ein fanatischer Ikonoklast gewesen sein soll, der die Bilder Christi und der Heiligen zerstören ließ und zahllose Mönche wegen ihrer Bilderverehrung zu foltern und zu töten befohlen haben soll. So jedenfalls die Darstellung in späteren Quellen, die von seinen Gegnern verfasst wurden. Moderne Historiker halten vieles davon für maßlos übertrieben; vermutlich ging es Konstantin hauptsächlich darum, junge Männer vom Masseneintritt in die Klöster abzuhalten, weil er Soldaten für seine (durchaus nicht erfolglosen) Verteidigungsanstrengungen gegen Bulgaren und Araber benötigte.
Numismatisch ist Konstantin durch seine neuen Darstellungen zur dynastischen Legitimierung interessant: Auf seinen Münzen erscheint nicht nur sein Sohn Leon IV., sondern auch sein verstorbener Vater Leon III. Damit begründete er eine Tradition, die sich bis in die Zeit seines Enkels Konstantin VI. durchhielt; Vor- und Nachfahren waren auf den Münzen zu sehen. Dass die Dynastie dann mit dem Enkel endete, löste zumindest das Problem, dass es auf den Münzen schon sehr eng zu werden begann...
Solidus, 4,44g, Sommer 23.2
Danke auch für die geschichtlichen Hintergründe, die du zu jeder Münze mit lieferst. Ich lese deine Beiträge stets mit großem Interesse!
 
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