Kriegsbedingter (?) Mangel an 5- und 10-Cent-Münzen in Belgien

Genügend 10- und 20-Euro-Cent-Münzen im Umlauf, aber in den Geschäften immer noch Mangelware: "Es ist mehr Geld zu Hause, als man denkt"

Es herrscht ein großer Mangel an 10- und 20-Cent-Münzen. Unter anderem die Supermarktkette Colruyt bittet deshalb die Kunden, elektronisch oder per Hand zu bezahlen. Dennoch sind genügend Münzen im Umlauf, sagt Münzmeister Giovanni Van de Velde. "Sie werden von Privatpersonen gehortet", sagt er.

Vielleicht sind Sie schon darauf gestoßen. In einigen Colruyt-Geschäften gibt es einen großen Aufruf, dass es eine "Knappheit an 20-Euro-Cent-Münzen auf den europäischen Märkten" gibt. "Sie können uns helfen, indem Sie elektronisch bezahlen oder den richtigen Betrag in bar einzahlen", bittet der Supermarkt.

Auch das Fahrradgeschäft 't Nief Veloken aus Stekene stand vor demselben Problem. Etwa ein Viertel seiner Kunden zahlt bar, sagt Inhaber Dieter Dhooghe. Innerhalb von zwei Wochen wird der Vorrat an Münzen aufgebraucht sein. Deshalb startete er in den sozialen Medien einen Aufruf für 10- und 20-Euro-Cent-Münzen - mit Erfolg.

Zu viel gehortet
Dennoch gibt es keine echte Knappheit, sagt Münzmeister Giovanni Van de Velde. Er ist für die Qualität der Münzen in Belgien verantwortlich. Tatsächlich waren mit fast 4,3 Milliarden Münzen, darunter 1 und 2 Cent, noch nie so viele im Umlauf. Das Problem liegt im Umlauf, sagt Van de Velde. "Die Münzen werden von Privatleuten gehortet. Infolgedessen sind die Bestände, sicherlich die der 20-Euro-Cent-Münzen, sehr gering. Es ist dann nicht immer einfach, alle mit genügend Münzen zu versorgen". Für die Frage, warum es jetzt Probleme mit den 20-Euro-Cent-Münzen gibt, hat Van de Velde keine Erklärung.

Wie viele Münzen die Belgier genau zu Hause haben, ist nicht klar. Der FÖD Finanzen berichtet, dass dies auch anderswo in Europa ein Problem ist. So zeigen Untersuchungen der niederländischen Zentralbank, dass 36 % der Bevölkerung mehr als 50 Münzen zu Hause haben. "Das sind die Münzen, von denen die Leute wissen, dass sie zu Hause sind", sagt Van De Velde. "Wir reden nicht von den Münzen, die sowieso noch irgendwo in der Schublade liegen."

"Verwenden Sie die Münzen"
Können sie also nicht einfach erfunden werden? Rohstoffe gibt es genug, erklärt Van de Velde, aber es gibt lange Wartezeiten. "Seit der Krise im letzten Jahr und dem Krieg in der Ukraine hat sich der Markt der Münzplattenhersteller verengt. Es gibt weniger Lieferanten."

Belgien hat Ende Mai dieses Jahres noch rund 17 Millionen 20-Euro-Cent-Münzen und 7 Millionen 10-Euro-Cent-Münzen in Auftrag gegeben. Aufgrund der langen Wartezeiten werden diese jedoch erst Anfang nächsten Jahres erwartet. In der Zwischenzeit ist die Regierung auf der Suche nach Alternativen. "Wir verhandeln derzeit über mögliche Swap- und Darlehensvereinbarungen mit anderen Euro-Ländern", sagte Van de Velde.

Auch die Verbraucher können etwas tun. "Die Münzen verwenden, in Geschäften bar bezahlen oder das Sparschwein leeren", sagt Van de Velde. "Die Münzen können kostenlos bei der Nationalbank abgegeben werden. Sie können die Münzen auch bei Geschäftsbanken einzahlen. In vielen Fällen ist dies ebenfalls kostenlos. Man hat mehr Geld zu Hause, als man denkt."

Quelle: VRT
 
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Ein Problem ist wohl auch, dass man "gehortete" Münzen in Belgien (und anderswo) nicht mehr einfach so los wird. Es gibt weniger Bankfilialen, und längst nicht jede Filiale nimmt Bargeld an. Erst recht nicht, wenn der "Tauschwillige" kein Kunde der Bank ist. Der Umtausch könnte also Geld kosten, egal ob bei einer Bank oder an einem Coinstar (o.ä.) -Automaten. Klar, das Bargeld-Handling kostet Geld, aber die zu Hause herumliegenden Münzen bleiben auf diese Weise zu Hause. Dazu auch die Kommentare unter diesem Artikel (BRF, dt.). Die Schwierigkeiten sind also zumindest teilweise hausgemacht ...
 
Ein Problem ist wohl auch, dass man "gehortete" Münzen in Belgien (und anderswo) nicht mehr einfach so los wird. Es gibt weniger Bankfilialen, und längst nicht jede Filiale nimmt Bargeld an. Erst recht nicht, wenn der "Tauschwillige" kein Kunde der Bank ist. Der Umtausch könnte also Geld kosten, egal ob bei einer Bank oder an einem Coinstar (o.ä.) -Automaten. Klar, das Bargeld-Handling kostet Geld, aber die zu Hause herumliegenden Münzen bleiben auf diese Weise zu Hause. Dazu auch die Kommentare unter diesem Artikel (BRF, dt.). Die Schwierigkeiten sind also zumindest teilweise hausgemacht ...
Absolut. Aber die Münzknappheit ist eben nur in Belgien weil die anderen Staaten das besser auf die Kette kriegen mit der Verteilung.
Und die belgische Lösung dem Mangel zu begegnen indem man für 11,6 Mio Einwohner 17 Mio 20er und 7 Mio 10er nachprägt, naja, das erscheint mir etwas wenig.
Wenn man sich die Zahlen bis 2018 mal betrachtet: Von 2003 bis 2012 hat man in Belgien im Schnitt >32 Mio 20er im Jahr geprägt (zusätzlich zur Startmenge von >285 Mio), und dann in 6 Jahren von 2013 bis 2018 plötzlich nur insgesamt unter 300000 Stück für die KMS. Da braucht man sich nicht wundern, wenn die 20er dann irgendwann mal knapp werden wenn man jahrelang keine prägt. Der konstante Bedarf war ja anscheinend da, weil sonst hätte man ja bis 2012 nicht soviele geprägt jedes Jahr. Und klar, wenn die 20er fehlen, muss man sich mit dem 10er behelfen, der aber dann mehr benötigt wird als zuvor (ich bin zu müde den genauen Wert auszurechnen, aber es ist ein Faktor >2 im Verhältnis zum Normalbedarf an 10ern). Der wird dann schnell ebenfalls knapp, und in der Folge dann irgendwann auch der 5er...
Münzen kann man auch prima weiterhin loswerden wenn man stets passend bezahlt (und alles unter 20 Euro komplett in Münzen abdeckt). Mit einigen Zwickeln ist man da ja schnell soweit.
 

Noch nie gab es so viele Münzen in unserem Land, und dennoch mangelt es an 2-Euro-Münzen: Wie ist das möglich?​


„Immer mehr Geschäfte beschweren sich darüber, dass sie nicht genügend 2-Euro-Münzen haben.“ Das behauptet die Handelsorganisation Comeos. Nationaler Münzmeister Giovanni Van de Velde (34) wundert sich: „Es sind 433 Millionen 2-Euro-Münzen im Umlauf. Noch nie gab es mehr als jetzt.“ Ein Rätsel also. Und eine mit einer Antwort, die Sie vielleicht nicht überraschen wird.

Seit mindestens zwei Jahren kämpfen die Händler in unserem Land mit einem Mangel an 5-, 10- und 20-Cent-Münzen, nun sind aber auch 2-Euro-Münzen hinzugekommen. Dies ist zumindest die Sorge der Handelsorganisation Comeos. „Die Nationalbank verteilt Münzen an die Geschäftsbanken und diese entscheiden, wie viel sie an die Kunden liefern und wie viel nicht“, erklärt Wim van Edom, Ökonom bei Comeos. „Aber immer mehr Geschäfte beschweren sich darüber, dass sie nicht genügend Münzen bestellen können. Manchmal bekommen sie nur 80 Prozent ihrer Bestellung. Es ist jedoch genügend Vorrat vorhanden. Um Ihnen ein Beispiel zu geben: Seit Juli letzten Jahres ist der Bestand an 20 Cent von 3 auf 9 Millionen gewachsen. „Banken horten Münzen, um mehr Transaktionen mit der Karte zu ermöglichen“, sagt Van Edom. Obwohl der Bankenverband Febelfin dem widerspricht. Sie sagen, sie wollen ein „guter Familienvater“ sein und Engpässe vermeiden. Diese Erklärung gilt zudem nicht für die 2-Euro-Münzen, da der Gesamtvorrat im Mai bei 9,9 Millionen lag und nun auf 3,9 Millionen gesunken ist. Mit anderen Worten: Die Banken stellen diese Münzen ordentlich zur Verfügung.

„An Münzen mangelt es nicht“, stellt Münzmeister Giovanni Van de Velde sofort klar – er ist in Belgien für die Qualität der Münzen verantwortlich. "Andererseits. Noch nie waren in unserem Land so viele Münzen im Umlauf. Für 2 Euro gibt es mehr als 433 Millionen Münzen, für 20 Cent sind es mehr als 618 Millionen.“

Darüber hinaus seien alle Bestände seit dem Sommer auch monatlich gestiegen, so der Münzmeister weiter. So wurden gerade 17,5 Millionen neue 20-Cent-Münzen ausgeliefert, in der zweiten Februarhälfte kommen weitere 7,5 Millionen 10-Cent-Münzen und 7 Millionen 5-Cent-Münzen hinzu. „Und ab März werden weitere 2 Millionen Stück der neuen 2-Euro-Gedenkmünze in Umlauf kommen. Dies ist die Münze, die den belgischen Vorsitz im Rat der Europäischen Union repräsentiert. Diese bestellten Mengen und anstehenden Bestellungen übersteigen den durchschnittlichen Jahresbedarf an Umlaufmünzen. „In Kombination mit dem aktuellen Umlauf und Bestand sollte es kein akutes Problem geben“, sagte der Münzmeister.

Bleibt die Frage: Wo sind die 2-Euro-Stücke? Wenn eine Rekordzahl im Umlauf ist, schrumpft der Bestand, aber die Geschäfte haben nicht genug davon? Der Münzmeister: „Hauptgrund ist das Hortungsverhalten der Verbraucher.“ Das Phänomen der Smartphone-Hüllen als neue Geldbörse trägt zur Knappheit bei. Man kann darin Karten und Scheine aufbewahren, für Münzen ist jedoch kein Platz. Aus Rückmeldungen von Geschäften hören wir auch, dass Barzahlungen hauptsächlich mit Scheinen oder elektronisch erfolgen und nur wenige Zahlungen mit Münzen erfolgen. Die Kassiererin muss Münzen als Wechselgeld zurückgeben und sie verschwinden dann in Taschen, Auto, Sparschweinen, ... Mit anderen Worten: Die Münzen, die wir haben, liegen zu Hause herum. Sowohl Comeos als auch der Münzmeister rufen daher alle dazu auf, Münzen zu Hause wieder aktiv zu nutzen.

Quelle: Het Laatste Nieuws
 
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Vielen Dank für diese Infos! Das Belgien die Strategie "nur in coincard" für die 2€CC nachträglich wieder ändert war mir nicht bekannt. Ich war davon ausgegangen, das dies nur für den Zweier "Für die Pflege" als Ausnahme galt.
 
Vielen Dank für diese Infos! Das Belgien die Strategie "nur in coincard" für die 2€CC nachträglich wieder ändert war mir nicht bekannt. Ich war davon ausgegangen, das dies nur für den Zweier "Für die Pflege" als Ausnahme galt.
Nein, in den letzten Jahren gab es nach meinen Unterlagen auch bei

- 2020: Internationales Jahr der Pflanzengesundheit (600.000)
- 2022: Für die Pflege während der COVID-Pandemie (2.000.000)
- 2022: 35 Jahre Erasmus-Programm (795.000)

zusätzlich neben den Coincards und Proofausgaben die oben genannten "losen" Münzmengen.
 
Nein, in den letzten Jahren gab es nach meinen Unterlagen auch bei

- 2020: Internationales Jahr der Pflanzengesundheit (600.000)
- 2022: Für die Pflege während der COVID-Pandemie (2.000.000)
- 2022: 35 Jahre Erasmus-Programm (795.000)

zusätzlich neben den Coincards und Proofausgaben die oben genannten "losen" Münzmengen.
das ist korrekt, nur war das soweit ich weiß schon vor Ausgabe bekannt, während diesmal die Infos erst nachträglich bekannt gegeben wurden. So verstehe ich zumindest den Beitrag von @eurocoin1. Ob der zusätzliche Prägeauftrag dem vermuteten "2€ Mangel" in Belgien geschuldet sein könnte, ist ja für Sammler und Umlaufsammler irrelevant. Da zählt
ja nur die Tatsache, daß sich Belgien nicht ganz dem Niveau der Ausgabepolitik mancher Staaten komplett anschließt. Für mich ist das ein Gewinn!
 
Na liebe Niederlande, wird mal wieder Zeit 2€ Gedenkmünzen rauszugeben. Rembrand habt ihr leider verschlafen.

Giovanni Van de Velde
Auch Belgien darf sich von den Coincards zu Gänze verabschieden und wieder 5 Mio. 2€ Münzen als Rollenware auf den Markt werfen.

Frankreich und Malta in die Thematik bitte mit einbeziehen. Dazu ein Gesetz erlassen das Bankken Gebührenfrei Münzen annehmen und wechseln. Dann ist das Problem gelöst.
 
Na liebe Niederlande, wird mal wieder Zeit 2€ Gedenkmünzen rauszugeben. Rembrand habt ihr leider verschlafen.


Auch Belgien darf sich von den Coincards zu Gänze verabschieden und wieder 5 Mio. 2€ Münzen als Rollenware auf den Markt werfen.

Frankreich und Malta in die Thematik bitte mit einbeziehen. Dazu ein Gesetz erlassen das Banken gebührenfrei Münzen annehmen und wechseln müssen. Dann ist das Problem gelöst.
 
Nein, in den letzten Jahren gab es nach meinen Unterlagen auch bei
- 2022: 35 Jahre Erasmus-Programm (795.000)
zusätzlich neben den Coincards und Proofausgaben die oben genannten "losen" Münzmengen.
Bei der von ohdschey geführten Seite stehen für diese Münze 895.000 für den Umlauf. :confused:

 
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