Abzeichen "Tag der Arbeit 1934" - Wer hat Informationen?

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Ich möchte an dieser Stelle einmal ein Abzeichen vorstellen und gleichzeitig um eure Mithilfe bitten. Obwohl das Abzeichen offenbar massenhaft produziert wurde und auch heute noch vielfach für um die 20 Euro angeboten wird, finden sich dazu leider kaum weitergehende Informationen.

Ich konnte immerhin herausfinden, dass das Abzeichen von Richard Klein aus München entworfen wurde. Klein lebte von 1890 bis 1967 und galt als einer der Lieblingsmaler von Adolf Hitler. Folglich stand Klein auch auf der berüchtigten "Gottbegnadeten-Liste" des Dritten Reichs. Klein entwarf nicht nur das Abzeichen zum Tag der Arbeit 1934, sondern auch in den Folgejahren 1935 und 1936, sowie zahlreiche weitere Medaillen und Abzeichen. Bekannt ist Klein vor allem für seine Portraits von Adolf Hitler, vor allem für die entsprechende Dauerbriefmarkenserie während des Dritten Reiches.

Bei manchen Exemplaren zum Tag der Arbeit 1934 finden sich auf der Rückseite noch Angaben zur verausgabenden Organisationseinheit (z.B. "Reichsverband Pforzheim"), eine fortlaufende Nummer, sowie in wenigen Fällen auch zum offensichtlichen Träger des Abzeichens (z.B. "Enders").

Mich würden noch folgende Informationen interessieren:
- Welche Organisation hat diese Abzeichen ausgegeben? Diese scheint ja offenbar u.a. über einen "Reichsverband Pforzheim" zu verfügen. Auch "Schw[äbisch] Gmünd" ist oft zu finden. Eine Zuordnung zur Deutschen Arbeitsfront (DAF) scheint möglich, ist aber nicht gesichert. Kann das evtl. jemand bestätigen oder hat andere Informationen?
- Bedurfte es einer besonderen Leistung/Stellung, um dieses Abzeichen zu bekommen? Musste/Konnte es käuflich erworben werden? Oder reichte bereits die bloße Mitgliedschaft in der ausgebenden Organisation aus, um das Abzeichen verliehen zu bekommen?

Vielleicht weiß jemand von euch mehr. Über entsprechende Informationen würde ich mich sehr freuen! Vielen Dank!



Hier noch ein paar weitere Daten zum Abzeichen:
Umschrift: Tag der Arbeit 1934
Avers: Kopf mit Hammer und Sichel, sowie Reichsadler mit Hakenkreuz. Bei dem Kopf wird spekuliert, dass es sich dabei um Johann Wolfgang von Goethe handeln könnte. Eine gewisse Ähnlichkeit ist kaum abzustreiten und als "Nationaldichter" des deutschen Volkes war er natürlich nach dem Geschmack der damaligen Machthaber.
Revers: Da es sich um ein Abzeichen aus getriebenem Blech handelt, ist die Medaille auf der Unterseite hohl. Wie beschrieben finden sich hier auf manchen Exemplaren Angaben zum verausgabenden Unterverband, eine fortlaufende Nummer sowie zum Träger. Diese Angaben sind nicht negativ eingeprägt, sondern positiv erhaben, was ich erstaunlich finde (Ich bitte um Aufklärung, falls das jemand erklären kann!). Außerdem befand sich im Original eine Anstecknadel auf der Rückseite. Diese ist bei den allermeisten Exemplaren mittlerweile jedoch entweder kaupttkorrodiert und nicht mehr vorhanden oder später erneuert worden.
Ausgabejahr: 1934
Ausgabeanlass: Tag der Arbeit 1934
Material: unbekannt, mit Blick auf die Korrosion vermutlich stark eisenhaltig
Durchmesser: 3,50cm
Gewicht: 8,12g
Rand: glatt
Herausgeber: unbekannt (Deutsche Arbeitsfront/DAF?)
Auflage: unbekannt, vermutlich sehr hoch

Das hier präsentierte Stück stammt original aus eigenem Familienbesitz. Zwar lebt mein Großvater noch, welcher das Stück wiederum seinerseits schon geerbt hat, und ich habe ihn letztens nochmal zu dem Stück befragt, doch er kann sich leider nicht mehr erinnern, unter welchen Umständen es in den Besitz des ursprünglichen Trägers gekommen ist. Daher hoffe ich hier dank euch an weitere Informationen zu kommen.

Da die Erhaltung meines Exemplars als nicht optimal bezeichnet werden kann, hänge ich auch noch ein sehr gut erhaltenes Stück an. Das Bild stammt von Wikipedia und darf frei verwendet werden.
Bildlizenz: CC0 1.0 DEED
Link zur Bildlizenz

Hinweis: Gemäß der geltenden Rechtslage, sowie der Forenregeln ist das Hakenkreuz auf den hier geposteten Bildern von mir unkenntlich gemacht worden.
 

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Ich kann zwar substantiell nichts weiter zur Lösung Deiner Fragen beitragen - wäre es nicht auch möglich, dass diese Abzeichen gegen eine Spende ausgegeben worden waren? Dann konnte man sie auf Veranstaltungen tragen und so dokumentieren, dass man sich an einer karitativen Sache zum "Volkswohl" beteiligt hat.

Ich hatte übrigens als Jugendlicher dieses Stück auf einem Gartenweg gefunden, auf welchem frischer Sandbelag ausgebracht worden war. Sie war noch recht gut erhalten und müsste in irgendeinem Kästchen vor sich hinschlummern...
 
Wäre es nicht auch möglich, dass diese Abzeichen gegen eine Spende ausgegeben worden waren? Dann konnte man sie auf Veranstaltungen tragen und so dokumentieren, dass man sich an einer karitativen Sache zum "Volkswohl" beteiligt hat.
Das ist eine ganz hervorragende Idee! Das würde auch sehr gut zum damals praktizierten "subtilen Zwang", sich für das angebliche Volkswohl einzusetzen, passen. Danke für den Beitrag!

Ich hatte übrigens als Jugendlicher dieses Stück auf einem Gartenweg gefunden, auf welchem frischer Sandbelag ausgebracht worden war. Sie war noch recht gut erhalten und müsste in irgendeinem Kästchen vor sich hinschlummern...
Ich vermute, dass es nicht wenigen so ging. Wahrscheinlich sind viele dieser Abzeichen damals in der Natur entsorgt worden. Aber dazu werde ich am Ende der Diskussion in diesem Thread hier noch eine kleine "Überraschung" präsentieren.
 
Es ist schon erstaunlich, wie wenige Informationen zu diesem Abzeichen bekannt sind, obwohl es weder besonders selten, noch besonders alt ist. Es würde mich nicht wundern, wenn einzelne Träger des Abzeichens sogar noch leben, doch auch in diesem Forum weiß offenbar keine mehr über dieses Stück.

Daher möchte ich an dieser Stelle nochmal auf die Geschichte von B555andi eingehen:
Dass er ein solches Exemplar als Jugendlicher einfach so auf einem Gartenweg finden konnte, ist auf den ersten Blick natürlich erstaunlich. Ich habe zu diesem Abzeichen und dessen weiteren Verbleib im Laufe der Jahre aber meine eigene These entwickelt.

So musste sich ein jeder Deutscher nach dem Krieg ja bekanntermaßen der Entnazifizierung stellen. Dies waren von den Alliierten initiierte Kommissionen, welche die Lebensläufe aller Deutschen prüften und diese wahlweise als "unbelastet", als "Mitläufer" oder als "belastet" einstuften. Eine echte Aufarbeitung und Bestrafung war so kurz nach dem Krieg aber offenbar nicht gewünscht, sodass teilweise selbst hochrangige NS-Beamte als unbelastet oder bestenfalls als Mitläufer eingestuft wurden.

So mancher wird sich aber auch Vorwürfen ob seiner Amtsführung oder seiner Parteimitgliedschaft ausgesetzt gesehen haben oder zumindest vor einer vermeitlichen Strenge der Kommission gefürchtet haben. Wie konnte man der NS-Ideologie da besser und öffentlichkeitswirksamer entsagen, als durch das Zerstören der einstigen NS-Symbole?

Aus welcher Situation heraus hier das Hakenkreuz gezielt zerstört/abgeschert wurde, kann natürlich nur spekuliert werden. Auch ob hier jemand wirklich aufrichtig oder nur aus einem gewissen/gefühlten Zwang heraus der NS-Ideologie entsagte, weiß man ebenso nicht. Auf jeden Fall aber erzählt das hier zu sehende Stück seine ganz eigene Geschichte und regt die Fantasie an.

Einen weiteren möglichen Grund, weshalb das Hakenkreuz hier gezielt abgeschert wurde und warum ich diese These wieder verworfen habe, werde ich dann beim nächsten Mal beschreiben.

Hinweis:
Auch hier ist das Hakenkreuz natürlich wieder zensiert worden. Leider macht das die Abscherung etwas undeutlicher,. Sorry dafür! Aufgrund der Korrision lässt sich das Stück zudem nicht mehr (so ohne Weiteres) aus der Kapsel entfernen. Um Beschädigungen zu vermeiden, habe ich es daher einfach mitsamt der Kapsel fotografiert.
 

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Ob der Kopf nun von Goethe inspiriert ist oder an ihn erinnern sollte, weiß ich nicht. Aber die Vereinigung von Arbeitern (Hammer) und Bauern (Sichel) - wie in der Sowjetunion - mit einem Kopf, der die "Denker" repräsentiert, und dem Parteiemblem passt natürlich zur Nazi-Ideologie. Das Abzeichen von 1935 ist in seiner Diktion ja ähnlich.

Zu dem Stück kann ich auch nichts sagen. Interessant finde ich aber, dass es offenbar mindestens zwei Versionen gibt: mal mit Initialen, mal ohne.
 
Zu dem Stück kann ich auch nichts sagen. Interessant finde ich aber, dass es offenbar mindestens zwei Versionen gibt: mal mit Initialen, mal ohne.
In der Tat gibt es einige Varianten dieses Abzeichens. Die Initialen Richard Kleins sind dafür ein gutes Beispiel. Schön beobachtet!

Ich vermute, dass die Auflage des Abzeichens angesichts einer große Nachfrage unerwartet hoch wurde und im Laufe der Nachlieferungen immer mal wieder kleinere Dinge geändert wurden. Das gilt wahrscheinlich auch die verwendete Legierung. Anders lassen sich die so unterschiedlichen Erhaltungsgrade und Farberscheinungen aus meiner Sicht kaum erklären. Während manche Exemplare trotz guter Lagerung kaum mehr erhalten sind, erscheinen andere Stücke noch fast wie neu (und damit meine ich nicht diese schlecht gemachten Nachprägungen aus jüngerer Zeit, die man teilweise auf Xbay bekommt). Was die Farben angeht, so ist zwischen Kupfer, Kupferoxid (türkis), Messig, Bronze, Rost und Schwarz ja so ziemlich alles drin.
 
Kleine Frage an die Moderatoren.
Seit wann ist es bei zeitgenössischen Stücken, welche im historischen Kontext erörtert werden, nötig, Abzeichen zu verfremden? Bei den Hindenburgern habe ich das zumindest noch nie gesehen, oder gibt es da eine Unterscheidung Münze -> Hoheitszeichen, Medaille -> verfassungsfeindliches Symbol?
 
Wir hatten hier im Thread ja zuletzt schonmal das Thema "Varianten" zu diesem Abzeichen. Eine besondere Variante möchte ich euch heute präsentieren:

Als ich vor vielen Jahren ein besser erhaltenes Exemplar als mein äußerst schwaches Stück aus Familienbesitz (siehe 1. Bild im 1. Post) erwarb, kontaktierte mich der Verkäufer. Er meinte, er hätte noch weitere Exemplare auf Lager und wollte mich fragen, ob ich die anderen Stücke auch noch erwerben wolle. Ich bejahte dies und kaufte die weiteren Exemplare völlig unbesehen. Auf einen Kaufpreis hatten wir uns schnell geeinigt. Unter den Abzeichen, die ich dann bekam war auch das Exemplar unten.

Wie man trotz der Zensur gut sieht, sind Hakenkreuz und Lorbeerkranz hier in Gold ausgeführt worden. Ich habe das zuvor und auch danach nie wieder gesehen! Es muss extrem wenige Stücke von diesem Abzeichen aus Gold geben. Selbst in Auktionskatalogen ist diese Goldvariante von mir bisher kein zweites Mal gefunden worden. Weiß der Teufel, was den Verkäufer damals ritt, dieses seltene Exemplar einfach so im Konvolut als Blindkauf anzubieten. Leider habe ich es damals versäumt, den Verkäufer nach weiteren Informationen oder der Herkunft dieses Stücks zu fragen. Das bedaure ich heute, aber vermutlich hätte er auch nicht mehr gewusst.

Aus welchem Grund ist das Abzeichen hier teilweise aus Gold gefertigt worden? Wer mag wohl der Träger dieses besonderen Abzeichens gewesen sein? Und wie viele dieser Exemplare sind überhaupt in den Umlauf gekommen? Fragen über Fragen! Auf jeden Fall hat dieses Abzeichen einen absoluten Ehrenplatz in meiner Sammlung!



Nochmal zu meinem Post oben:
In Bezug auf das weiter oben präsentierte Abzeichen mit dem abgescherten Hakenkreuz hatte ich - als ich von der offenbar extremen Seltenheit der Gold-Version noch nichts wusste - erst vermutet, dass das Hakenkreuz damals vielleicht abgeschert wurde, um das darauf vorhandene Gold wirtschaftlich zu "verwerten". Das dürfte angesichts der vermutlich dünnen Goldauflage ganz gewiss ein frustrierender Versuch geblieben sein und zurück blieb ein teil-zerstörtes Abzeichen mit einer ganz eigenen Geschichte.

Doch wenn man sich den Lorbeerkranz und das Hakenkreuz ganz genau ansieht, erkennt man, dass das Gold deutlich höher als die Abscherung reicht. Auch wenn man bedenkt wie selten die Gold-Version offenbar ist, ist es unwahrscheinlich, dass es sich beim beschädigten Exemplar einmal um eine Gold-Version gehandelt hat. Aus diesem Grund vermute ich heute - wie bereits oben beschrieben - vielmehr politische, als wirtschaftliche Gründe für das Abscheren des Hakenkreuzes.




Damit soll der Thread für mich dann auch vorerst abgeschlossen sein. Ich hoffe mal, dass sich in Zukunft noch jemand mit weiteren Informationen zu diesem Abzeichen meldet. Entsprechende Personen möchte ich hiermit ausdrücklich dazu ermutigen. Vielen Dank schonmal!
 

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Kleine Frage an die Moderatoren.
Seit wann ist es bei zeitgenössischen Stücken, welche im historischen Kontext erörtert werden, nötig, Abzeichen zu verfremden? Bei den Hindenburgern habe ich das zumindest noch nie gesehen, oder gibt es da eine Unterscheidung Münze -> Hoheitszeichen, Medaille -> verfassungsfeindliches Symbol?
Das ist eine Frage für alle, nicht nur für Mods.
Eigentlich ist es nicht nötig, das Zeichen auf zeitgenössischen Stücken zu verfremden. Aber es gibt all zu viele "Aufpasser" im Netz, die das nicht wissen und dann für Ärger sorgen. Also einmal überpinseln und Ärger vermieden.
Mich nervt das auch, aber um des lieben Friedens Willen tut das inzwischen fast jeder.
Ich bin ja schon froh, dass wir unsere Erhaltungsangabe "sehr schön" noch abkürzen können, ohne gleich abgemahnt zu werden.
 
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