Generelle Fragen zu Fälschungen von Reichsgoldmünzen

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Hallo Ihr Lieben,

die Fähigkeiten der Münzfälscher sind teilweise derart beeindruckend (siehe aktuell die 5 Neuguinea-Mark-Fälschungen HIER), dass es einem fast schon Respekt abnötigt. Ich sammle seit über 10 Jahren Münzen und hatte mir bisher offenbar keine (ausreichenden) Gedanken über Fälschungen gemacht. Nun bin ich vor kurzem auf dieses Forum gestoßen und inzwischen jetzt regelrecht konsteriniert.

Zum Glück habe ich bisher wohl keine allzu fälschungsanfälligen Sammelgebiete naiv besammelt. Doch eigentlich wollte ich demnächst im dem Sammeln von Reichsgoldmünzen beginnen, doch wenn man hier mitliest, hat man mitunter das Gefühl, es gäbe mehr Fälschungen als echte Stücke auf dem Markt. Daher mal ein paar Fragen von mir als Neuling (zumindest auf dem Gebiet der Fälschungen) zum Thema:

1. Wie hoch schätzt Ihr den Anteil an Fälschungen auf dem frei verfügbaren Markt (z.B. in der Bucht) ein? Der weicht sicher von Münze zu Münze ab, aber vielleicht habt Ihr da zumindest einen groben Anhaltswert für mich und andere.

2. Wie schützt ihr euch neben der kritischen Beurteilung der Fotos von Münzauktionen gegen Fälschungen? Untersucht Ihr die Münzen nach Erhalt jeweils einzeln mit Messlehre, Feinwaage und Lupe? Habt Ihr alle gar ein Mikroskop daheim und würdet die Anschaffung empfehlen? Ich habe gelesen, dass sich Schleudergussfälschungen erst ab einer 40-fachen Vergrößerung sicher identifizieren lassen.

3. Die Liste im Thread zur Dokumentation der Fälschungen Deutschland 1871-1948 ist lange nicht abschließend, oder?

Zwar habe ich schon viel zum Thema gelesen, doch bei Vielem, was hier teilweise als Fälschung entlarvt wird, wäre ich ohne Euer Fachwissen wohl hoffnungslos auf die Nase gefallen. Das ist minunter ganz schön frustrierend.

Danke auf jeden Fall schonmal für Eure Meinungen zum Thema!
 
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Hallo,

erst einmal: ich kann leider nicht für Reichsgold schreiben, da ich davon keine Ahnung habe (wie von deutschen Münzen überhaupt).

Einen allgemeinen Schutz gibt es nicht. Man kann sich nur viel Wissen über die Stücke erarbeiten, indem man vergleicht, Nachmisst und Begreift (hier im wahrsten Sinn des Wortes von Anfassen/begrabschen). Hier im Forum mitlesen und die Unterschiede und Fälschungsmerkmale verinnerlichen. Mit der Zeit bekommt man ein Gespür dafür, bei einigen Münzen gibt es sichere Anzeichen, bei anderen das Gefühl der Unsicherheit. Bei dem Gefühl der Unsicherheit muss dann der Verstand übernehmen und man prüft, nach den für einen selbst bekannten Gesichtspunkten. Wenn Unsicherheit bleibt - lieber Finger weg.

Bei dem Neuguinea Stück bin ich eigentlich schon zu Weit gegangen, lesen doch auch die Fälscher in Foren mit und wissen dann worauf sie beim nächsten Mal achten müssen (ich bin da auch nur drüber gestolpert bei meinen Vergleichen im Netz und meinen Nachforschungen zu China-Fälschungen allgemein). Es ist schon fast ein kleines "Kopf an Kopf" Rennen. Reichsgold ist da meiner Meinung nach (bitte berichtigt mich, so ich falsch liege) ein eher noch wenig gefälschtes Gebiet, wenn man Hausmänner und Echtgoldfälschungen aussen Vor lässt und nahe am Goldpreis zu sammeln anfängt.
Bei anderen Gebieten sieht es viel "finsterer auf dem Markt aus" wenn ich da an Goßsilber (z.B. Talerstücke) denke oder alte Römer und Griechen. Jedoch wird jeder der darauf spezialisiert ist, auf seinem Gebiet sagen "mit ausreichend Wissen ist man relativ Sicher unterwegs".

Wenn ich z.B. an China denke, da sind im Gesamtangebot der Stücke bei z.B. ebay mindestens 90% Fälschungen an kaiserzeitlichen Großsilbermünzen, bei Stücken im Bereich der Frühen Münzen (Messer und Spaten) sind es mindestens 98%. Bei Käschmünzen ist ca. jede 2. Münze eine neuzeitliche Anfertigung, von den Echten Stücken sind 99% Massenware (Song oder Mandschu Zeit).
Dies betrifft auch sehr viele deutsche Anbieter. Bei deutschen Auktionshäusern sind z.B in den letzten 10 Jahren etliche Tonkrüge, die mit Kiloweise Käschmünzen gefüllt waren, als Hortfunde versteigert worden, allein fast alle dieser Krüge waren gefälscht, einige waren jedoch wenigstens mit Massenware aus Zeiten der Song Dynastie gefüllt (sprich mit echten Münzen, wobei deren Stückwert bei evtl. 10-20 Cent liegt).
Manche Auktionshäuser verkaufen Stücke als "Sammleranfertigung" oder mit dem Zusatz "Alter ca. 18xx - für den echten Kenner" und macht damit aus einer Fälschung einen Selbstläufer für Leute, die denke das sie sich auskennen (müssen) - wer will schon zugeben das er sich mit irgend etwas nicht auskennt.. .
Bei Japanischen Yen Stücken der Kaiserzeit sieht es ähnlich wie bei den chinesen Münzen aus. Das schlimme, die Stücke werden immer besser. Ich warne schon seit ich in dem Forum registriert bin immer wieder vor Fälschungen, gerade im Bereich meiner Spezialisierung - sprich Japan.

Grüße pingu
 
Hallo Münzhamster,
entspanne dich mal. :cool: Klar gibt es Fälschungen und auch wir sind nicht unfehlbar. Aber ich finde, gerade bei den Goldies gibt es ganz gut Fälschungsmerkmale. #wichtig ist das du dir Erfahrung ansammelst. Immer etwas kritisch sein ist auch gut. Ein gutes Erkennenungmerkmal ist bei den Doppelkronen die Randinschrift. Hier sind schon viele Fälscher daran gescheitert. Dar Fälschungsthred ist eine gute Möglichkeit zu lernen. Und sicherlich es gibt auch sehr gute Fälschungen, die sehr schwer bis gar nicht erkennbar sind. Aber so ist es nun mal, ich denke die perfekte Fälschung ist dann halt als echt einzustufen. Wichtig ist wirklich eine gute Waage, (z.B. einÜbergewicht ist sehr verdächtig!!) Messchieber und Lupen. Ein Mikroskop habe ich nicht, seltene Stücke sollte man auch beim FACH-Händler (nich Wald-und Wiesenhändler) kaufen. Das allerdings ist auch keine Garantie.

zu1. ca. 20%, bei den 5er viel höher.

zu2. je nachdem, kann ich nicht pauschal sagen.

zu 3. da fehlt noch sehr vieles.
 
Alles klar, danke Euch für die lieben Rückmeldungen. Das sind alles sehr wertvolle Informationen!

Dann werde ich mich sicherheitshalber schonmal mit Messschieber, Lupe und Feinwaage "bewaffnen". Völlig kampflos will ich jedenfalls nicht gegen die Fälscher antreten, dafür liege ich mich meinen Einschätzungen noch viel zu oft daneben (siehe unseren Ebay-Thread gerade...).
 
Wie pingu bereits geschrieben hat, gibt es fälschungsgefährdertere Sammelgebiete. Eines dabei ist immer gleich: Die Erfahrung, die man im Laufe der Zeit ansammelt, so dass man ein Bauchgefühl bekommt. Ich würde mit den eher günstigen Münzen beginnen und mir auf dieser Basis das Wissen aneignen, um auch die etwas teureren Stücke einschätzen zu können. Man kann sich auch bewusst Fälschungen kaufen, v.a. in Ebay. Dort trifft man meist auf Hausmannfälschungen. So hat man einen Vergleich, um Randschriften, den Prägeglanz, die Haptik und den Gesamteindruck besser bewerten zu können. Zum Beispiel bei den 5 Mark Goldmünzen sind die meisten Stücke bei Ebay eine Fälschung.

Mit der Zeit werden auch die Kontakte mehr und man bekommt einen besseren Einblick. Ich bin mir sicher, dass es auch im Sammelgebiet Kaiserreich ziemlich gute Fälschungen gibt, die nur noch auf Basis mikroskopischer und materialanalytischer Untersuchungen zu identifizieren sind. Ich selbst habe davon noch kein Exemplar in Händen gehalten, sondern beziehe mich hier auf gesehenes Bildmaterial und Expertisen eines Sachverständigen. Im Vergleich zu anderen Sammelgebieten, wie Antike, Russland oder China ist es jedoch noch sehr überschaubar. Zumindest habe ich in diesen weiteren Sammelgebieten etwas Einblick und was ich hier in den letzten Jahren an Wissen gesammelt habe ist ehrlich im Kontext der Fälschungsproblematik gesagt faszinierend. Hier ist die Einschätzbarkeit von Fälschungen im Kaiserreich vergleichsweise einfach.
 
[...] Und sicherlich es gibt auch sehr gute Fälschungen, die sehr schwer bis gar nicht erkennbar sind. Aber so ist es nun mal, ich denke die perfekte Fälschung ist dann halt als echt einzustufen. [...]
Das sehe ich anders. Wenn man eine "perfekte" Fälschung als echt einstuft, liegt es daran, dass man noch nicht alle Methoden probiert hat eine Fälschung als solche deklarieren zu können. Die Wissenschaft lernt ja auch dazu. Entscheidend empfinde ich auch das Bauchgefühl. Wenn man sich bei einer Münze nicht wohlfühlt, soll man von einem Kauf absehen, auch wenn die messbaren Parameter stimmen sollten.
 
Das sehe ich anders. Wenn man eine "perfekte" Fälschung als echt einstuft, liegt es daran, dass man noch nicht alle Methoden probiert hat eine Fälschung als solche deklarieren zu können.
Trotzdem, das Stück dürfte dann ersteinmal als echt gelten. Leider.
Die Wissenschaft lernt ja auch dazu. Entscheidend empfinde ich auch das Bauchgefühl. Wenn man sich bei einer Münze nicht wohlfühlt, soll man von einem Kauf absehen, auch wenn die messbaren Parameter stimmen sollten.
Da gebe ich dir vollkommen recht.
 
Doch eigentlich wollte ich demnächst im dem Sammeln von Reichsgoldmünzen beginnen ...
Eine gute Entscheidung - solange Du nicht gleich die 5er mit ins Boot holst!

Ordentliche Fotos beidseitig und der Randschrift hier eingestellt bekommst Du schonmal eine gute Hilfestellung bei den Kronen und Doppelkronen.

Alles andere kommt mit der Zeit, die Erfahrung wächst über Jahre während parallel dazu die Unsicherheit schwindet.
 
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