4½ Stans - Abenteuer auf der Seidenstraße

Samstag, 19.04.2025

Heute müssen wir zeitig aufstehen, denn auf uns wartet der Zug nach Khiva. Der Bahnhof liegt nicht in Bukhara selbst, sondern im Vorort Kagan, gleich neben dem vor sich hin verfallenden Palast des Emirs von Bukhara. Aber mit dem Taxi ist das kein Problem.
Noch fix einen Bahnhofskaffee gekauft und schon müssen wir einsteigen. Der Zug kommt vom anderen Ende Usbekistans aus Andijon und ist auf die Minute pünktlich. Damit habe ich ehrlich gesagt nicht gerechnet.

Für die kurze Fahrt habe ich uns Platzkartny gebucht, einen Platz im Großraumschlafwagen.
Unterwegs werden wir mit frischen Somsas aus dem Speisewagen und Tee aus dem Samowar am Waggonende beliefert.
Die Fahrt durch die Wüste ist relativ ereignislos, die eine Kamelherde war leider zu schnell vorbei für den Fotoapparat.

Mit ungefähr einer halben Stunde Verspätung erreichen wir Khiva. Nach den verregneten Tagen ist es jetzt endlich wieder etwas wärmer. Ein Taxi bringt uns zum Hotel direkt in die Altstadt.

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Unser Hotel liegt direkt in der Ichan Kala, der Altstadt von Khiva.
Bevor wir zum Spaziergang aufbrechen, sitze ich noch noch eine Weile im Schatten des Maulbeerbaumes vorm Hotel. Ein kleines Mädchen umschleicht mich neugierig und tut natürlich so, als ob es mich nicht bemerkt, bis es sich schließlich doch ein Herz fasst und eine von den Maulbeeren mit mir teilt.

Ich habe mir zwar einige Dinge vorgemerkt, aber in der kleinen Stadt ist es auch ganz schön, sich einfach treiben zu lassen.
Wir sehen einige Medresen, in denen größtenteils Souvenirverkäufer untergebracht sind und die Statue eines Kaspischen Tigers. Der gilt seit Mitte des letzten Jahrhunderts als ausgestorben, auch wenn es noch in letzter Zeit unbestätigte Sichtungen gegeben haben soll.

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In einer Gasse befindet sich eine unscheinbare Tür, doch neugierig wie wir sind, schauen wir natürlich rein - großartig, was uns da erwartet. Toshhovli, der Palast des Khans stammt aus dem 19. Jh. und verfügt über einen blau ausgefliesten Innenhof. Für die Touristenmassen gibt es auch eine musikalische Darbietung, bei der wieder schön die Goldzähne in der Sonne funkeln.

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Am nördlichen Stadttor entdecken wir einen Aufgang zur Mauer. Zwar ist in westliche Richtung schon nach einigen hundert Metern Schluss, aber der Blick auf das niedrige Häusermeer und die Minarettspitzen ist trotzdem toll. Anschließend besteige ich noch das Dach einer der vielen Medresen (Amir Tura) und befinde den Ausblick als noch besser.

Khiva blickt auf eine 2.528jährige Geschichte zurück, war einst Teil von Chorezm und seit dem 16. Jh. Hauptstadt eines eigenen Khanats, das bis 1920 existierte. Früher war die Stadt ein wichtiger Umschlagplatz im Sklavenhandel. Erst aus russisches Protektorat ab 1873 wurde diesem Unding ein Ende bereitet.

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Ein paar Gassen und schattige Innenhöfe weiter taucht vor uns eines der großen Wahrzeichen Khivas auf. Dabei heißt es "kleines Minarett" - Kalta Minor.
1850 wurde mit dem Bau begonnen, aber nachdem der Khan 1855 bei einer Schlacht getötet wurde, stellte man den Bau ein. Es sollte mit einer geplanten Höhe von 80m das höchste Minarett der Welt werden. Erreicht wurden nur 26m. Andere sprechen auch davon, dass der Baustopp verhängt wurde, weil der Emir von Bukhara ein noch höheres Minarett plante.
Angeblich wollte der Khan von der Spitze des Minaretts bis Bukhara blicken, dafür hätte es aber 12.000m hoch werden müssen.

Aber auch so ist der Stumpf schon beeindruckend mit seinen glasierten Ziegeln. Und ein beliebtes Fotomotiv ist er obendrein, insbesondere für kostümierte Reisegruppen.

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Man darf sich nicht täuschen lassen. Nicht alles ist so alt, wie es auf unser europäisches Auge wirkt. Der Islom Xo'ja Komplex stammt aus den Jahren 1908-10 und sein Minarett ist das schönste in Khiva.
Da lasse ich es mir auch nicht nehmen, nach oben zu steigen. Der Blick ist wieder einmal atemberaubend - ebenso wie die steilen Stufen.

Islom Xo'ja war Großwesir und versuchte das Khanat zu modernisieren. Er gründete u.a. ein Krankenhaus und ein Telegraphenamt.

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Uns hat schon die ganze Zeit eine grüne Kuppel angelacht. Da müssen wir doch noch unbedingt hin. Bis wir den Eingang gefunden haben dauert es ein bisschen, doch dann staunen wir. Das Innere ist von oben bis unten mit kunstvollen blauen Kacheln geschmückt.
Bestattet ist hier neben dem Khan, der sich auch nach dem Tod im Schatten einer Berühmtheit sonnen wollte, der Stadtpatron Khivas. Pahlavan Mahmud ist eigentlich ein Perser aus dem 13. Jh., der als Sufi, Poet und Ringer bekannt wurde. 1810 wurde er vom damaligen Khan zum Schutzherrn des Khanats erhoben, weil er sich selbst auch gern als stark, gebildet und religiös sah.

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Fürs Abendessen geben wir uns natürlich mit nichts geringerem als einer Dachterrasse zufrieden. Die Wahl war perfekt. Die Portion Plov hätte zwar größer sein können und den Nachtisch hat der Kellner auch vergessen, aber der Blick auf die Stadt im Sonnenuntergang macht alles wett.

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Ostersonntag, 20.04.2025

Heute gibt es wieder einmal einen zeitigen Start - Frühstück 07:00 und schon eine halbe Stunde später holt uns ein Taxi ab.
Ein neues Land auf der Liste: es geht ins Nordkorea Mittelasiens, nach Turkmenistan!
Es ist ziemlich abgeschottet und hat verrückte Führer. Als der erste Präsident gestorben ist, wurde sein Zahnarzt Nachfolger. Die Hauptstadt Ashgabat ist nach Willen des Präsidenten eine weiße Stadt. Weiße Marmorprotzbauten und breite Boulevards. Es dürfen nur weiße Autos in die Stadt (mittlerweile wohl auch goldene und braune) und es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass sie sauber sein müssen.
Bis dorthin kommen wir diesmal aber nicht, dafür reicht die Zeit leider nicht.

An der Grenze müssen wir erst einmal warten, die öffnet erst um 09:00. Die Ausreise aus Usbekistan ist unkompliziert. Danach geht es mit einem Bus durchs Niemandsland und auf der anderen Seite erwartet uns schon Shatlyk, unser Guide, um uns bei den Einreiseformalitäten zu unterstützen.
Los geht es mit einem Stäbchen in die Nase. Hier muss man noch Covid-Tests machen. Allerdings geht es wohl eher darum, etwas mehr Geld zu kassieren, denn wenn hier irgendein Ergebnis rauskommt, wäre ich sehr überrascht. Das war mehr ein Stäbchen anhauchen.
Das bezahlen wäre beinahe schief gegangen. Unsere Dollarscheine waren denen zu knittrig. Zum Glück können wir noch ein bisschen (glattes) Kleingeld zusammenkratzen. 106$ p.P. - Turkmenistan ist wahrlich kein günstiges Reiseland. Für das Visum benötigt man ein Einladungsschreiben eines Reiseanbieters. Auch dass es das Visum dann direkt an der Grenze gibt und nicht vorab auf der Botschaft, ist wohl relativ neu.

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Heute Abend wird gegrillt. Dafür müssen wir allerdings noch einkaufen. Das machen wir im Grenzort Daşoguz auf turkmenischer Seite und gönnen uns dazu den besten Cappuccino seit Tagen und ein Eis. Besonders schön ist auch die Gemüsethekefrischhaltebenebelungsanlage und bemerkenswert ist die Menge an Alkohol für ein muslimisches Land.

Hier sehen wir auch schon ein bisschen der krassen Gegensätze zwischen altem Sowjetcharme und hochmodernem Prunk. Der vergleichsweise junge Präsident zieht gerade irgendwo im Land eine hochmoderne Cybercity hoch. Dabei wäre das Geld wahrscheinlich an anderer Stelle vorerst besser investiert.

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Unterwegs ist die Landschaft wechselhaft. Platt ist es sowieso und man kann ewig weit gucken, wir kommen an weitläufigen grünen und brach liegenden Feldern vorbei, Maulbeerbäumen und Pappeln. Die Ränder der Felder sind weiß vom Salz im Boden.
Und es sind auch wieder viele Schulkinder unterwegs. Die Mädels haben schöne grüne Kleider als Uniform.

Die Straßen sind minimal besser als in Usbekistan. Aber es rüttelt uns trotzdem ganz schön durch, als unser Fahrer mit 150km/h über die Landstraße brettert.

Kaum angekommen in Köneürgenç gibt es erst einmal Mittagessen. Ich fühle mich ein wenig an meine Nordkoreareise erinnert. Wir sind die einzigen im Lokal und es scheint fast, als hätte man nur für uns die Küche geöffnet.

Leere, weite Fläche ist nahezu alles, was von Konye-Urgench, Alt-Urgench übrig geblieben ist. Dabei war es einmal eine der wichtigsten Städte Mittelasiens, hier am Kreuzungspunkt zweier Routen der Seidenstraße, von Persien nach Russland von Byzanz nach China.
Konye-Urgench war in seiner Blütezeit im 10.-13. Jh. Hauptstadt von Chorezm. Dann haben Dschingis Khan und Amir Timur gewütet und intensive Landwirtschaft und Baumwollanbau die Gegend ausgetrocknet. Konye-Urgench wurde verlassen und Urgench in Usbekistan gegründet. Neuer Platzhirsch der Gegend wurde allerdings Khiva.

Was wir noch sehen, ist das Gutluk-Temir-Minarett aus dem 11. Jh., das mit noch immer beeindruckenden 60m das zweithöchste Backsteinminarett der Welt ist.
Sehr schön selbst im desolaten Zustand ist auch das Turabeg Khanum Mausoleum aus dem 14. Jh.
Die Legende erzählt, dass die schöne, reiche Turabeg Khanum denjenigen heiraten wollte, der ihr das schönste Mausoleum baut. Um die Wahrhaftigkeit der Liebe des Baumeisters endgültig auf die Probe zu stellen, fragte sie ihn, ob er für sie auch vom Mausoleum hinab in den Tod springen würde. Er willigte ein und sprang - hatte sich aber zuvor ein paar Flügel gebaut und segelte als mittelasiatischer Ikarus hinab, der Hochzeit entgegen.

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Hab ich gesagt, die Straßen sind besser als in Usbekistan? So langsam fühle ich mich wie auf dem Highway to hell.
Anfangs ist es noch recht fruchtbar-grün draußen, aber etwas eine Stunde nach Köneürgenç wird's sandig - die Wüste kommt.

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(Ja, es ist normal hier, dass im Autonavi Youtube läuft)

Mitten im Nirgendwo blitzt plötzlich die goldene Kuppel einer nagelneuen Moschee neben einem nagelneuen Örtchen. Wir bekommen einen Kaffee und tanken. Benzin kostet 1,5 Manat/l (38 Cent).
Den Sprit müssen die Turkmenen zwar bezahlen, aber Strom und Wasser gibt's von der Regierung umsonst.

Nach der kurzen Pause brausen wir weiter - diesmal wirklich. Die Straße lädt zwar immer noch zum Achsbruch ein, ist aber deutlich besser. Zur Lebensdauer eines Autos meint Shatlyk: ungefähr ein Jahr, dann muss repariert werden.
Reifen werden allerdings monatlich gewechselt.

90% Turkmenistans sind Wüste, da ist es unvermeidlich, dass wir irgendwann im Sand ankommen. Zwar ist überall noch ein wenig niedriges Gestrüpp, aber ansonsten leere Weite, soweit das Auge reicht.

Ach ja, hatte ich schonmal erwähnt, dass die Straßen schlecht sind? Trotzdem brettert unser Fahrer mit knapp 120km/h das letzte Stück durch die Landschaft :eek2:

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Was für ein Schauspiel! Die Sonne ist weg, aber vor uns leuchtet die Wüste: der Derwaza-Krater taucht auf, das Tor zur Hölle.

Turkmenistan ist reich an Rohstoffen. In den 1960er Jahren haben die Sowjets ein Gasreservoir mitten in der Karakum untersucht. Dabei ist der Boden unterm schweren Gerät kollabiert. Seitdem brennt die Wüste. Alle Versuche, das Gasfeuer zu löschen, waren bis jetzt erfolglos.

Der warme Luftzug am Kraterrand ist angenehm und der Geruch erinnert mich an die Campingurlaube in den 1990ern, als es Konserven vom Gaskocher gab.

Brennende Erde habe ich auch schon in Aserbaidschan gesehen, aber das war bei weitem nicht so beeindruckend.

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Was für ein Tagesabschluss! Wir wandern ein paar hundert Meter im finsteren vom Krater zum Jurtencamp hoch. Eigentlich immer nur der Nase nach, denn auf dem Grill brutzelt es schon.
Während des Essens bekommen wir Besuch in der Jurte: zwei Wüstenigel beschnuppern unsere Füße.

Ein wenig bestaunen wir noch den großartigen Sternenhimmel, bevor wir schlafen gehen.

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Ostermontag, 21.04.2025

Die Nacht in der Jurte war gut. Das Bett war zwar bretthart, aber die Decke warm. Rechtzeitig zum Sonnenaufgang werden wir wach und nach einem einfachen Frühstück geht's auch schon wieder weiter.

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Eigentlich hat Turkmenistan noch so viel mehr zu bieten, die skurrile Hauptstadt Ashgabat oder historisches in Merv. Aber das Land ist groß und benötigt Zeit. Für uns geht's jetzt, begleitet von Kamelen, zurück in den Norden. Ich hatte ja schon von meiner Lektüre des ungarischen Reisenden im 19. Jh. geschrieben. Er ist mit der Karawane von Teheran kommend durch die turkmenische Wüste nach Khiva gereist. Damals muss es eine ziemlich gefährliche Tour gewesen sein, nicht nur wegen der lebensfeindlichen Natur, sondern auch wegen zahlreicher Räuberüberfälle. Wir blieben verschont. Mich hätte ja auch interessiert, wann wirklich die letzte "klassische" Karawane durch die Wüste gezogen ist. Leider habe ich dazu bisher nichts konkretes gefunden.


Unterwegs erzählt Shatlyk auch noch ein bisschen über sich und seine Familie. Er ist eigentlich stellvertretender Schulleiter, bekommt aber für seine Arbeit als Guide immer wieder frei, ähnlich wie ein Sabbatical.


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Alles ist in Turkmenistan grün - Dächer, Schilder, Zäune... Aber kann man das einem Land verdenken, das zum Großteil aus Wüste besteht?

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Gegen Mittag erreichen wir wieder die Grenze in Dasoguz. Allerdings macht die erst einmal Mittagspause. Wir sind glücklicherweise spät genug dran, dass wir nur noch eine Stunde mit einem Tee überbrücken müssen.
Die Formalitäten brauchen auch bei der Ausreise ihre Zeit, aber immerhin müssen wir keinen COVID-Test machen und auch nix zahlen.
Auf der anderen Seite der Grenze nimmt uns auch gleich ein Taxi in Empfang - nicht jedoch ohne den üblichen Fototermin mit Einheimischen. Wir sind wirklich immer wieder unglaublich herzlich aufgenommen worden.

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Mit dem Taxi geht's zurück zum Hotel. Da hätten wir auch auf die Organisation durch die Agentur verzichten können, es waren genug vor Ort, die uns für einen Viertel des Preises nach Khiva gebracht hätten.
Die Unterkunft liegt diesmal an der Westseite der Altstadt mit einer wunderbaren Dachterrasse.

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Nachdem wir ersteinmal einen Tee auf der genialen Dachterrasse getrunken haben, lasse ich meine Reisebegleitung dort sitzen und ziehe noch einmal los. Direkt vor unserer Haustür befindet sich die Konya Ark, die alte Festung aus dem 17. Jh. Wieder Mal tolle blaue Majolika an den Wänden, große Iwane, einen Platz an dem der Khan im Sommer seine Jurte zur Hofhaltung aufbaute und ein Museum zur alten Münze Khivas. Bis in die Zeit der Sowjetrepublik Choresm 1925 hat die Stadt ihr eigenes Geld geprägt. Leider habe ich noch nix davon in der Sammlung.
In einer Ecke befindet sich außerdem der Thron des Khans - allerdings nur eine Nachbildung, das Original haben die Russen 1873 nach Moskau gebracht.

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Ein letztes Highlight in Khiva ist für mich die Juma Moschee. In der Freitagsmoschee herrscht eine ganz besondere Stimmung. Die Decke ist verhältnismäßig niedrig bei einer relativ großen Fläche. Die Moschee selbst stammt zwar aus dem 18. Jh., aber es wurde ein ganzer Wald aus Pfeilern aus dem 10.-19. Jh. verbaut. Beleuchtet wird alles nur von zwei Oberlichtern, sodass die ganze Moschee in einem warmbraunen Schummerlicht liegt.

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Abschließend lassen wir es uns im Old Terrassa Restaurant richtig gut gehen: Khiva Mezze und Sakkiz Tam, acht verschiedene Spezialitäten Khivas.


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Und weils so schön ist, noch einmal der gleiche Blick über die nächtliche Stadt...

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Dienstag, 22.04.2025

Karakum, Karakorum, Karakul, Karakal, Kara, Kalpak, Pakistan, ... Ja, was denn nun?
Als wir nach dem Frühstück mit unserem Taxifahrer Ali den Amudarja überqueren, erreichen wir die Autonome Republik Karakalpakistan.
Kara ist schwarz und ein Kalpak ist eine Fell- oder Filzmütze, die von Zentralasien bis auf den Balkan verbreitet ist.

Mittlerweile ist es ein ziemlich trockener Landstrich. Der von Stalin angeordnete intensive Baumwollanbau lässt Amudarja und andere Flüsse langsam versiegen. Der Mensch lernt nichts aus der Geschichte - siehe Konye-Urgench.
Dünger und Pestizide, die sich erst im Flussbett abgesetzt hatten, werden nun durch denn Wind verweht. Es gibt eine extrem hohe Rate an Atemwegserkrankungen.

Mittlerweile hat der usbekische Präsident die Order ausgegeben, von Baumwolle auf Obst umzusteigen. Wir sehen bei der Überlandfahrt viele frisch angelegte Plantagen.

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Unser Ziel in Karakalpakistan sind die Elliq Qala, die 50 Festungen. Unsere Zeit reicht allerdings nur für den drei, wobei wir mitten in der Wüste Kyzylkum bei Ayaz Kala starten. Die bewacht schon seit dem 4. Jh. v.Chr. das antike Chorezm. Damals floss der Amudarja auch noch direkt unter der Burg entlang. Heute flitzen hier kleine Geckos durch den Sand, die sich auch Mal in anderthalb Meter große Wüstenwarane verwandeln können. Die große Variante haben wir allerdings nicht gesehen, als wir bei brütender Hitze den Gipfel erklommen haben.

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Zweiter Stopp ist Toprak Kala - nicht ganz so tief in der Wüste drin, aber dafür besser erhalten. Das muss mal eine riesige Anlage gewesen sein, neben dem Burghügel sieht man noch den Wall um eine 2000-Einwohner-Siedlung.

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Letzter Stopp auf unserer Burgentour ist Kyzyl Qala. Sie stammt aus dem 1. Jh., wurde im 13. aber erneuert. Die unteren Lehmmauern wurden im letzten Jahrhundert restauriert.

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Ali hat hinzu ganz schön aufs Gas getreten. Da haben wir jetzt noch ein bisschen Zeit - glücklicherweise, denn so springt noch ein leckeres Schaschlik raus. Unser nächstes Ziel ist nämlich nicht wieder Khiva, sondern auf halber Strecke Urgench, das neue. In Urgench angekommen dauert es auch gar nicht mehr lang, dass der Nachtzug aus Khiva eintrifft. Diesmal reisen wir "ЛЮКС", 1. Klasse Privatabteil. Solang der Zug noch im Bahnhof steht, läuft uns der Schweiß - keine Klimaanlage. Aber erst einmal unterwegs wird es ziemlich frisch im Abteil.

Kaum sind wir über den Amudarja, beginnt die Wüste. Auch die Fahrt vorbei an der sandigen Leere der Kyzylkum ist schon schön, besonders wenn der Sonnenuntergang kommt.
Wer nicht kommt, ist der Samsa-Verkäufer von der Hinfahrt. Aber wir können uns auch mit Aprikosen und Pistazien behelfen.

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Mittwoch, 23.04.2025

05:40. Die Nacht im Schlafwagen ist wie immer genauso wie das Bett: etwas kürzer. Geschlafen habe ich aber gut. Irgendwo standen wir etwas länger, vermutlich Samarkand. Pünktlich kurz vor Sonnenaufgang bin ich munter geworden. Was für eine schöne rote Scheibe.
Wir kommen auf die Minute pünktlich am Bahnhof Tashkent Süd an. Dort lagern wir unser Gepäck erstmal zwischen und starten mit Tee und Somsas in den Tag, bevor wir uns auf die Suche nach einem Bus machen. Der ist schnell gefunden, aber kein Ticketschalter. Man nimmt uns aber auch so mit. Der Bus ist gerammelt voll, fehlt nur noch, dass einer die Zusteigenden von hinten rein drückt, wie in einer japanischen U-Bahn zu Stoßzeiten.

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Einen Großteil des Tages verbringen heute unter der Erde. In Anbetracht der Temperaturen ist das auch ganz angenehm so.
Nachdem 1966 ein Erdbeben die usbekische Hauptstadt erschütterte, wurde sie großflächig neu aufgebaut, inklusive einer Metro, der ersten Mittelasiens. Nicht ganz so tief gelegen, wie andere Metronetze der Sowjetunion, aber mit vielen sehenswerten Stationen.

Tickets kosten 3000 So'm (20 Cent). Solang man das Netz nicht verlässt, könnte man für den Preis auch den ganzen Tag unter Tashkent herum fahren.

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Die Ladys mit dem Besen standen am einen Ende des Bahnsteigs. War eine Bahn durch und der Passagierpulk die Treppe hoch, wurde einmal ans andere Ende gefegt und 2-3 Minuten gewartet, bis die nächste Bahn durch war.

Wir bleiben aber nicht die ganze Zeit unter Tage. Bei einem kurzen Spaziergang über den Amir-Timur-Platz und vorbei am Kashgar-Park sehen wir erst einmal, wie grün die Stadt ist. Das ist nach den letzten Tagen in der Wüste richtig angenehm.

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Allzuviel Zeit in Tashkent habe ich uns bei der Planung nicht gegeben, aber Basar muss schon sein, insbesondere, da der Chorsu Basar einer der ältesten in Mittelasien ist. Hier in Tashkent haben sich die Handelsrouten der Seidenstraße gekreuzt, daher auch der Name: Chor Su = vier Ströme, bzw. einfacher gesagt "Kreuzung".

Der sowjetische Kuppelbau ist schon für sich sehenswert, das Markttreiben aber natürlich auch. Da werden auch gleich die letzten usbekischen Souvenirs gekauft.

Und weil ein Gang über den Markt hungrig macht, schauen wir in eine kleinere Kuppel hinein und werden gleich bestens mit Plov, Salat und Schaschlik versorgt.

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Es gibt aufgrund mehrerer Erdbeben in den letzten Jahrhunderten nicht mehr allzu viele historische Bauten. Neben dem Basar steht aber noch die Koʻkaldosh-Madrasa. Nach all den märchenhaften Orten, die wir jetzt schon gesehen haben, nimmt sie sich recht bescheiden aus, hat aber trotzdem eine angenehme Atmosphäre. Vor allem, da der Innenhof begrünt ist und seit der usbekischen Unabhängigkeit auch tatsächlich wieder in ihr gelehrt wird. Der Gebetsruf klingt noch etwas schief, aber das wird schon noch...

Zu Sowjetzeiten beherbergte die Koranschule ein Museum für Atheismus.

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Nach der kurzen Nacht ist so langsam die Luft raus. Meine Begleitung sucht sich schonmal ein schattiges Plätzchen und ich bewundere sowjetischen Brutalismus. Das Hotel Uzbekistan ist ein Wahrzeichen der Stadt.

Über den Platz reitet Timur auf die Kuppel des Timuridenmuseums zu, an dem wir uns kurzerhand ein Taxi schnappen, dass uns erst zum Südbahnhof bringt, wo wir fix das Gepäck abholen, und dann weiter zum Flughafen.
Wir sind zwar ein wenig zu zeitig, aber ich gestehe, dass bei dem Reisetempo die Pause auch mal gut tut.

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Nach dem Start mit Air Astana ist es für einen Blick auf die Bergwelt leider schon zu dunkel. Aber das bekommen wir später noch. Dafür ist der Start über Tashkent super und auch die Lichter Almatys sind toll. Unterwegs sehen wir wahrscheinlich auch Bischkek, aber Kirgisistan muss ich mir ein andermal vorzunehmen.

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Ich weiß nicht, ob ich die Geschichte hinter den Schildern überhaupt wissen möchte...

Pünktliche Ankunft in Kasachstan, flotte Einreise und ein neues Land im Reisepass - was will man mehr?
Den Mietwagen bekommen wir auch recht flott und schon gehts zum Hotel. Im Dunkeln macht Almaty einen ganz anderen Eindruck als alle anderen Städte, die wir bisher hatten. Nach zehn Minuten erreichen wir das Hotel und freuen uns eigentlich nur noch auf die Federn 😴

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Donnerstag, 24.04.2025

Frühstück serviert das Hotel nicht, aber das ist nicht so schlimm, hier gibt es gute Stolowayas. Die Zeiten der Kantinen mit Sowjetcharme ist aber vorbei - Kasachstan gibt sich schick, modern und hat ein leckeres Angebot. Nur den Kaffee wollen wir dann später unterwegs suchen.
Der Ili-Stausee sieht aus, als könnte es hier etwas geben. Man fühlt sich fast wie am Meer und im Sommer ist am Strand sicher die Hölle los. Jetzt ist leider tote Hose - Kaffee also Fehlanzeige. Ein Stück weiter versuchen wir es noch einmal entlang des Weges, aber außer einem schönen Blick gibt's nix

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Die kasachischen Weiten sind unglaublich. Wir fahren durch nicht enden wollende Steppenlandschaften. Es ist wunderschön, aber trotzdem klar, dass wir die Größe gar nicht in einer Reise erfassen können. Kasachstan ist der größte Binnenstaat der Welt und gehört zumindest mit 5% seines Gebietes zu Europa. Die Region Almaty ist davon allerdings weit entfernt.

Eine Wohltat im Vergleich zu den letzten Tagen sind die Straßen. So gute Fahrbahnen hatten wir den ganzen Urlaub über noch nicht. Ich habe von den kasachischen Verhältnissen ein vollkommen falsches Bild gehabt.

Was ich auch nicht erwartet habe, sind die vielen Steppenpferde. Wir sehen unterwegs mehrere Herden und Einzeltiere.

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Irgendwann müssen wir allerdings trotzdem die schöne Straße verlassen und fahren querfeldein in das Tal des Ili hinab. Hier unten tummeln sich zum einen mehrere Schulklassen beim baden, klettern und zelten - und zum anderen ist hier Tamgaly-Tas, der "Freilufttempel".
Im 17. Jh. gab es hier in der Gegend die Dschungarei, ein mongolisches Khanat, dessen Ostteil später von China geschluckt wurde.
Bis es soweit war, schufen allerdings tibetanische und dsungarische Künstler für den fanatisch-buddhistischen Khan wunderbare Kunstwerke. Mehrere Buddhas und Bodhisattvas blicken ins Tal hinab. Dass wir für noch mehr Felszeichnungen nur hätten ins Nachbartal gehen müssen, haben wir irgendwie verpeilt...

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Straßenschilder sollten die Kasachen mal eindeutiger anbringen. Vor einer Baustelle biegen wir entsprechend des Schildes ab und fahren erstmal 20 km nach Norden, bis es uns dann doch zu komisch vorkommt. Also drehen wir um und sehen beim zurückkommen, dass wir einfach hätten neben der Straße geradeaus weiter fahren können.
(Das Foto gibt die Situation vor Ort nicht ganz wieder...)

Aber wir sehen das gute an der Sache, so können wir noch etwas länger die tolle Szenerie beobachten: wir fahren auf einer platten Hochebene, eingerahmt von hohen Bergrücken.

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Wir haben kaum gemerkt, dass wir mittlerweile auf 1700m angestiegen sind. Nur die Temperaturen draußen machen uns darauf aufmerksam. Kaum haben wir den Altynemel'-Pass passiert, ändert sich die Landschaft. Bei der Abfahrt wird es trockener und steiniger. Erst unten im Tal, 400m tiefer, kommen wieder die altbekannte Steppe mit dem Bergpanorama im Hintergrund, dazu ein wunderbarer Sonnenuntergang.
Auf den hätten wir ohne unsere "Umleitung" wahrscheinlich verzichten müssen.
Am Altynemel' gibt es auch noch einen Nationalpark mit singenden Dünen, bunten Bergen, mongolischen Hügelgräbern und einer Kochstelle Dschingis Khans. Mit zwei, drei Tagen mehr gäbe es noch so viel zu entdecken...

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Etwas später als geplant kommen wir in Zharkent an. Ein Hotel ist diesmal auch noch nicht gebucht, da wollten wir vor Ort fragen. Das klappt schon beim ersten Anlauf: nagelneu, tolles Zimmer... Hier könnte man auch länger bleiben.
China ist nicht weit - da muss heute natürlich chinesisch gegessen werden. Die Karte ist reichhaltig und glücklicherweise bebildert. Wir können uns kaum entscheiden.
Für mich gibt es außerdem eine Riesenschale uighurischen Tee: schwarzer Tee mit Milch und Salz. Schmeckt interessant, eigentlich fast wie englischer Tee mit Milch. Tee haben wir den ganzen Urlaub über übrigens grundsätzlich in Schalen serviert bekommen, nicht in Tassen.

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Man beachte auch die in den Tisch eingelassenen Warmhalteplatten

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Zuletzt bearbeitet:
Freitag, 25.04.2025

Zharkent ist eigentlich schon ein Recht alter Ort auf der Seidenstraße. Die heutige Stadt ist allerdings russischen Ursprungs. Sie wurde 1882 gegründet, um die Grenze zu China zu sichern. Für die hier stationierten Kosaken wurde natürlich auch eine orthodoxe Kirche errichtet. Als wir kommen, rufen die Glocken der Prophet-Elija-Kirche - vom Messdiener per Hand angeschlagen - gerade zum Gebet.
Nach den ganzen Moscheen und Medresen der letzten Tage ist das mal eine angenehme Abwechslung.

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Aber eine Moschee kommt doch noch... und was für eine! Das 1887 erbaute Gotteshaus ist eine wunderbar bunte Pagode, in Kombination mit einem großen, fast schon persischen Eingangsportal. Ein wirklich wunderschönes Gebäude, dass den Abstecher in die abgelegene Gegend definitiv rechtfertigt.

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Und es juckt schon mächtig im Gaspedal... nur noch 30 km bis China. Der Grenzort Khorgos wurde von China im Zuge der "Neuen Seidenstraße" massiv ausgebaut und ist mittlerweile der zweitgrößte Trockenhafen der Welt. Man hat hier auch eine Freihandelszone eingerichtet, in der man einfach so über die Grenze zum Shoppen kommt. Ein wenig hat das allerdings an Reiz verloren, da man neuerdings ohnehin visumsfrei nach China kommt.
Aber nein, ich muss mich bremsen... das kommt ein andermal auf die Agenda, die Ferien neigen sich dem Ende und ein Abstecher ins Reich der Mitte ist leider zeitlich nicht drin. Für uns ist das jetzt zumindest der östlichste Punkt unserer Reise erreicht, ca. 4.800km östlich von Potsdam.

Ganz in der Nähe liegt der Eurasische Pol der Unzugänglichkeit, der Ort auf der Erde, der am weitesten von einem Ozean entfernt ist. Zugegebenermaßen ist das jetzt doch ein bisschen geschummelt, denn der Pol liegt noch etwa 150km weiter im Osten in China. (Andere Berechnungen verlegen ihn noch ein Stückchen weiter weg, aber das ignoriere ich jetzt).

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Irgendwann während unserer Fahrt müssen wir mal wieder den Asphalt verlassen und steuern auf einen Mini-Grand Canyon zu. Eine ganze Horde Touristen ist schon vor Ort, inklusive zweier deutscher Camper Mobile. Bei den Massen begnügen wir uns mit einem Spaziergang zum Aussichtspunkt. Es sind schon spannende Felsformationen. Der Spaziergang ins Tal wäre sicher auch interessant, aber uns brennt die Sonne zu sehr und wir müssen noch ein Stück weiter kommen. Allerdings kann ich nicht widerstehen ein bisschen Geld für Touristenspektakel auszugeben.

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Verhungern müssen wir in Kasachstan definitiv nicht. Am Wegesrand findet man immer wieder kleine Gasthäuser mit einem Grill vor der Tür. Auch heute gibt es wieder unglaublich leckeres Schaschlik.

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Jetzt müssen wir uns sputen, wir wollen doch noch nach Jessik, bevor das örtliche Museum schließt. Eine Viertelstunde vor Feierabend kommen wir schließlich an und die Mitarbeiter sind so nett, uns noch kurz rein zu lassen. Das reicht, für das Prunkstück der Sammlung, für das wir uns jetzt so beeilt haben: den goldenen Menschen von Jessik.
Ob es sich um Mann oder Frau handelt, ist noch nicht geklärt. Auf jeden Fall ist die Person, deren Grabkammer man in den 1970er Jahren in einem der vielen hiesigen Hügelgräbern gefunden hat knapp 2.500 Jahre alt und gehört den Skythen an, einem Nomadenvolk der eurasischen Steppe. Die Person mit ihrer über und über mit Gold verzierten Kleidung ist heute ein Nationalsymbol Kasachstans.
Abschließend gehen wir noch bei den Hügelgräbern vorbei. Knapp 35 sind hier vor der großartigen Bergkulisse zu finden.

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Je näher wir Almaty kommen, umso heftiger wird der Verkehr. Solche Zustände hatten wir die ganzen letzten vierzehn Tage nicht. Aber schließlich erreichen wir unser Hotel mitten im Zentrum doch noch.
Unterwegs wird die Luft zunehmend schlechter. Almaty hat sehr mit Luftverschmutzung zu kämpfen. Die ganzen Schaschlikgrille sind sicher nicht ganz unschuldig daran. Apropos... eigentlich sind wir noch recht satt, aber ein kleines Nudelsüppchen geht dann doch noch.

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Ein kleiner Spaziergang rund ums Hotel, vorbei an Kirche und martialischen Kriegern beschließt dann den Abend.

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Sonntag, 27.04.2025

Unseren letzten vollen Tag in Almaty starten wir entspannt mit ausgiebigem Frühstück im Hotel. Heute probiere ich auch endlich mal Kurt, die kleinen weißen Kügelchen, die uns schon seit der Ankunft in Usbekistan immer wieder über den Weg kullern. Ein halber Bissen reicht mir schon. Der luftgetrocknete Quark aus saurer Pferdemilch ist nicht so meins.

Anschließend geht es zu Fuß los. Gleich neben dem Hotel ist ein großer Park, in dessen Mitte sich die Christi-Himmelfahrts-Kathedrale befindet. Sie ist eines der höchsten Holzgebäude der Welt und erstrahlt im Sonnenschein wunderbar bunt. Zu Sowjetzeiten wurde in ihr der erste Radiosender Kasachstans betrieben. Erst seit 1995 finden wieder Gottesdienste statt, so auch jetzt gerade.

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Die Kathedrale befindet sich mitten im Park der 28 Panfilowzy. Das ist die Infanteristen-Garde von General Panfilow, die sich im November 1941 bei der Schlacht um Moskau gegen doppelt so viele deutsche Panzer verschanzt haben soll.
Nach dem Krieg stellt sich raus, dass das wohl eine Zeitungsente war, viele der angeblich gefallenen sind wieder aufgetaucht. Gedacht wurde den "Helden" trotzdem mit großem Tamtam.

Und auch wir kommen mitten hinein in militärisches Getümmel. Heute wird dem 80. Jahrestag des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg gedacht (a.k.a. WWII). Die große Parade haben wir zwar ganz knapp verpasst, aber es laufen noch genug ordenbehangene Veteranen herum. Bei dem Schmuck wird mancher Weihnachtsbaum neidisch.

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Nach den Spaziergang im Park geht es mit dem Auto weiter. Almaty ist mit über 2 Mio. Einwohnern nicht gerade klein. Im Vergleich zu gestern Abend ist der Verkehr nun aber entspannt.

Wir machen einen Zwischenstopp beim Goldenen Menschen, der hoch oben auf der Säule des Unabhängigkeitsdenkmals thront und bei Монета, dem Denkmal einer großen Münze. Auf ihr ist das Tamga (Siegel) des Chagatai Khan zu sehen, dem Sohn von Dschingis Khan. 1979 wurden zwei derartige Münzen gefunden und die Aufschrift als 'Almaty' entziffert.

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Almaty liegt großartig. Die Stadt ist in der Ebene, aber dahinter erhebt sich das weitgestreckte Bergpanorama des Tien Shan bzw. dessen Teilgebirges Transili-Alatau.
Gemeinsam mit unzähligen anderen Almatinern machen wir uns auf den Weg nach oben. Kein Wunder, dass die Straßen in der Stadt so leer waren. Alle stehen hier im Stau.
Nach der Kasse für den Ile-Alatau-Nationalpark löst sich der Stau zwar auf, aber rechts und links parken die Autos, Wanderer und Radfahrer keuchen den Berg hoch und Picknicker drängeln sich am kühlen Bach.

Unser Ziel ist der Große Almaty-See auf 2.500m und danach das Tien Shan Observatorium auf 3.300m. Laut Recherche eigentlich problemlos zu erreichen, aber es stellt sich raus, dass wir das Auto zurück lassen müssten und die letzten 4km zum See, bzw. 7km zum Observatorium laufen müssten. Da streiken wir. Zumal es auch hier an der Sperre auf 2.000m noch immer 30°C sind.
Also kehren wir um und fahren nach kurzem Abstecher ins Nachbartal wieder zurück nach Almaty.

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Als kleine Entschädigung gönnen wir uns jetzt eine Seilbahnfahrt auf den Kök-Töbe. Das sind zwar nur 1.130m, aber von hier hat man einen tollen Blick auf die Stadt.
Direkt unterm Fernsehturm befindet sich das Vergnügungsviertel Almatys: Achterbahn, Schießbude, Riesenrad, ... Sogar die Beatles sitzen hier und verdienen sich ein kleines Zubrot als Fotomodell.
Auf den Fernsehturm selbst fahren wir nicht hoch, sondern investieren das gesparte Geld in Okroshka und Bruschetta.
Der Fernsehturm selbst ist mit 371m übrigens die größte freistehende Stahlrohrkonstruktion der Welt.

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Alter Prunk, neuer Prunk und viele bunte Fassaden. In den kleineren und größeren Orten Kasachstan sieht man viel Streetart. Vor allem die Stirnseiten der Plattenbauten sind häufig gestaltet.

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Das Auto bringen wir zum Hotel, um noch einmal auf den Basar um die Ecke zu schauen. Das wird zu einem regelrechten Labyrinthlauf. Es geht auch mehrere Ebenen nach oben und unten, den Überblick haben wir schnell verloren. Aber nach den ganzen Märkten der letzten Wochen entdecken wir nicht so viel neues. Langsam ist man übersättigt. Was allerdings hängen bleibt, sind die vielen Äpfel. Das kommt nicht von ungefähr. Almaty ist von alters her von vielen Obstgärten umgeben. Ihr Name bedeutet "Apfelstadt". Lange hat man angenommen, dass der heutige Kulturapfel aus der Gegend um Almaty stammt.

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Apropos satt... das sind wir schließlich auch, nachdem es uns zum Kaukasier verschlagen hat. Aserbaidschanisches Lamm-Saj ist köstlich, aber sooo viel. 🤤

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Montag, 28.04.2025

Schon vorbei... Ein bisschen Lust hätte ich ja schon noch. Mit einem Lunchpaket vom Hotel geht's zurück zum Flughafen, Auto abgegeben, eingecheckt und schon sind wir in der Luft. Fensterplatz mit Blick Richtung Tien Shan.
Leider ist es ziemlich diesig, Almaty hat ein Smogproblem.
Nach der turkmenischen Wüste kommen schließlich dicke Wolken, sodass weder kaspisches Meer, Baku oder der Kaukasus zu sehen sind. Umso schöner ist es, als plötzlich ein Gipfel die Spitze durch die Wolkendecke steckt: der Ararat.
Schließlich landen wir in Istanbul und im Transferbereich trennen sich unsere Wege, meine Reisebegleitung hat noch ein wenig Zeit, bis es nach Ljubljana geht, aber ich muss zum nächsten Gate.
Abschied kurz und schmerzlos - das nächste Abenteuer kommt bald.
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Und bei euch bedanke ich mich wieder für die Geduld beim Mitkommen. Kürzer wirds irgendwie nie, dafür ist einfach so viel passiert :)


Und nochmal zur Übersicht:

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