Münze mit grüner Ablagerung

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Ich habe vor kurzem recht günstig diese schöne (BI?) Tetradrachme (?) erworben.
Ich kann allerdings den "grünen Kinnbart" nicht richtig zuordnen und frage mich jetzt, ob das eine Ablagerung aus dem Boden ist, oder Bronzepest.
Ich habe mal versucht mit Handy und Mikroskop Nahaufnahmen zu machen, ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir helfen könntet.
@mesodor39 hatte gesagt, dass es bei Bronzepest eigentlich krümeln sollte. Das letzte Bild (mit dem Küchenpapier im Hintergrund) ist, nachdem ich die Ablagerung etwas mit einem Zahnstocher gepikst habe... so wirklich viel hat sich nicht gelöst. Ein Münzsammler hatte mir allerdings gesagt, dass es Bronzepest sein könnte...

Vielen Dank für euer Fachwissen!

(nach meinem Verständnis ist es eine (BI?) Tetradrachme aus Alexandria mit Antonius Pius und Serapis aus Alexandria, im dritten Bild liegt die Münze zum Vergleich auf einer 5 Cent Münze)
 

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Ich gehe mal davon aus, dass es ein Rest des Fundbelags ist. Wenn das Stück in einem Album war, kann sich sowas giftgrün verfärben oder es war schon immer so. Man kann versuchen, ob sich das Ding durch Druck von oben mit einem Zahnstocher aus Holz zerdrücken oder zerbröseln lässt. Nur Druck von oben und nicht reiben oder kratzen. Wahrscheinlich ist es knochenhart. Dann ist es ein Rest vom Fundbelag, der ohne Gewalt nicht runter ging und keine Bronzepest. Ich würde, wenn das hart ist, auch nicht mit Substanzen wie Ölen, Butter und Spülmittel oder gar Säuren da ran gehen, sondern es ganz einfach so lassen. Dass auch feste Beläge nach Albenlagerung manchmal abgehen zeigt ein Aurelianus, der wohl in einem Album war und total stumpf bei mir ankam: 8 Stunden war er über Nacht mit Butter beträufelt auf einen Teller, dann habe ich ihn abgetupft, mit Paraffin betupft, nochmals ein paar Stunden liegen lassen, wieder mit einem weichen Küchentuch abgetupft und mit Frosch-Spülmittel und einen nicht kratzenden Schwamm durch Abtupfen (niemals reiben) gereinigt. Der Schmodder und auch Teile des anhaftenden Fundbelages waren danach weg. Ich wollte nur den Albenschmodder weg haben; über den Rest bin ich auch nicht traurig. Das Gleiche bei einem Antoninian des Herennius Etruscus. Links = wie sie ankamen, rechts = ohne Albenschmodder. Ich bin kein Freund von chemischer Reinigung, das Weichmacher aus Alben Münzen langfristig nicht gut tun, ist leider auch eine Tatsache. Deswegen versuche ich in solchen Fällen die Weichmacher der Alben mit Fetten/Ölen rauszulösen (ohne Säuren oder Laugen), danach die Reste vom Lösungsmittel (Butter) mit Paraffin rauszuziehen und dann das durch Abtupfen nicht entfernbare Paraffin mit den Resten der Butter mit Spülmittel schonend wegzulösen. Danach wird die Münze mit einem Tuch abgetupft und die trockene Münze ein paar Tage bei Zimmertemperatur liegen gelassen und dann erneut mit chemisch reinen Flüssig-Paraffin benetzt, abgetupft und so konserviert. Mit hart anhaftendem Fundbelag habe ich kein Problem. Dass der noch dran ist, hat seine Gründe, weil Stücke mit guten Oberflächen entweder nicht oder nur von Profis gereinigt wurden. Und die Profis wissen, wann man aufhören muss. Dass jahrzehntelange Albenlagerung auch den verbliebenden Belägen zusetzt spricht nur für die Entfernung der Weichmacher. Nicht dafür, den Belag mit Absicht und Gewalt (Druck) runterzumachen.
 

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Stimmt, eine Tetradrachme aus Alexandria, aus dem 18. Jahr der Regierung des Antoninus Pius, gezählt nach dem ägyptischen Kalender. Ein Katalogzitat müsste ich raussuchen, aber möglicherweise findest Du es auf wildwinds, falls dieser Typ dort verzeichnet ist.
Die Münze besteht aus einer geringen Silberlegierung.
Wenn der grüne Fleck eine Ablagerung ist, würde ich ihn einfach dranlassen.
 
Vielen Dank @mesodor39 und @Kronerogøre, eure Antworten haben mich sehr gefreut!

@mesodor39 Ich habe jetzt nochmal mit dem Zahnstocher mit etwas Druck direkt von oben gedrückt. Es sieht, wie man auf den Bildern sieht, etwas heller um den grünen Fleck aus, aber so richtig das Gefühl, dass sich da was löst oder bröselt, hatte ich nicht. Bleibst du bei deiner Einschätzung, dass es keine Bronzepest ist, trotz des leicht grünlichen Bereichs um den Spot? Würde mich sehr freuen :-)

Danke auch für die anderen Erklärungen! Hat es einen Grund, dass du Butter nimmst, und kein "saubereres Fett"? Hat das quasi den Effekt von Kriechöl?

@Kronerogøre Tatsächlich habe ich die Münze einmal verkauft gefunden:
Das hatte mich ein bisschen erschrocken, zum einen, weil wohl nur zwei Exemplate dieser Stempelkopplung bekannt sind und zum anderen wegen dem hohen dreistelligen Preis... ich hatte nur einstellig bezahlt (aber natürlich eine deutlich schlechtere Erhaltung)...
Könntest du mir vielleicht sagen, was der Avers-Text (von dem Link oben) auf der rechten Seite ist, neben dem "ANTONINO"? Das "L IH" entspricht dann dem von dir genannten Datum?
Ich habe hier wirklich noch einiges zu lernen 😅

Nochmal vielen Dank euch Beiden!

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Vielen Dank @mesodor39 und @Kronerogøre, eure Antworten haben mich sehr gefreut!

@mesodor39 Ich habe jetzt nochmal mit dem Zahnstocher mit etwas Druck direkt von oben gedrückt. Es sieht, wie man auf den Bildern sieht, etwas heller um den grünen Fleck aus, aber so richtig das Gefühl, dass sich da was löst oder bröselt, hatte ich nicht. Bleibst du bei deiner Einschätzung, dass es keine Bronzepest ist, trotz des leicht grünlichen Bereichs um den Spot? Würde mich sehr freuen :-)

Danke auch für die anderen Erklärungen! Hat es einen Grund, dass du Butter nimmst, und kein "saubereres Fett"? Hat das quasi den Effekt von Kriechöl?...
Ich bleibe bei meiner Einschätzung, dass es ein sehr hartnäckiger Rest des Fundbelags ist, den ma n besser drauflassen sollte, den ohne Gewalt und Beeinträchtigung der Münze geht der wahrscheinlich nicht ganz weg.

Zur Butter: die ist immer da und löst meiner Erfahrung nach den Schmodder am allerbesten und substanzschonend. Sie sollte danach nur wieder völlig runter, um Langzeitfolgen zu vermeiden.
 
Ich bleibe bei meiner Einschätzung, dass es ein sehr hartnäckiger Rest des Fundbelags ist, den ma n besser drauflassen sollte, den ohne Gewalt und Beeinträchtigung der Münze geht der wahrscheinlich nicht ganz weg.

Zur Butter: die ist immer da und löst meiner Erfahrung nach den Schmodder am allerbesten und substanzschonend. Sie sollte danach nur wieder völlig runter, um Langzeitfolgen zu vermeiden.
Vielen Dank nochmal @mesodor39, dann kann ich sie beruhigt zu meinen anderen Münzen tun.
 
Könntest du mir vielleicht sagen, was der Avers-Text (von dem Link oben) auf der rechten Seite ist, neben dem "ANTONINO"? Das "L IH" entspricht dann dem von dir genannten Datum?

Auf dem Avers steht vermutlich folgende Legende :ANTΩININOC CEB(ASTOC) EYCEB(IOC) = Antoninus Augustus Pius = Antoninus , der fromme Kaiser. Merke, dass die Reihenfolge der Titulatur im Griechischen anders ist als auf Latein.
Die Münzer in Alexandria sind berüchtigt für ihre unleserlichen Legenden .

Das L IH, dass links und rechts vom Serapiskopf steht, ist die Datierung nach Regierungsjahren auf Grundlage des ägyptischen Kalenders. Das " L " ist lediglich das Symbol für " Jahr " , dessen Namen und Aussprache nicht überliefert ist. Auf vielen Alexandrinern sind die Jahresangabe und die Jahresahl auch ausgeschrieben. Die Griechen verwendeten ihr Alphabet auch als Zahlzeichen:
A = 1, B = 2 ,Γ = 3, Δ = 4, E = 5 , usw.
I = 10, K = 20 ; usw

L IH = Im Jahre 10 + 8 = 18

Preise bei antiken Münzen können sehr stark variieren, stärker, als man dies von modernen Münzen kennt.
 
Auf dem Avers steht vermutlich folgende Legende :ANTΩININOC CEB(ASTOC) EYCEB(IOC) = Antoninus Augustus Pius = Antoninus , der fromme Kaiser. Merke, dass die Reihenfolge der Titulatur im Griechischen anders ist als auf Latein.
Die Münzer in Alexandria sind berüchtigt für ihre unleserlichen Legenden .

Das L IH, dass links und rechts vom Serapiskopf steht, ist die Datierung nach Regierungsjahren auf Grundlage des ägyptischen Kalenders. Das " L " ist lediglich das Symbol für " Jahr " , dessen Namen und Aussprache nicht überliefert ist. Auf vielen Alexandrinern sind die Jahresangabe und die Jahresahl auch ausgeschrieben. Die Griechen verwendeten ihr Alphabet auch als Zahlzeichen:
A = 1, B = 2 ,Γ = 3, Δ = 4, E = 5 , usw.
I = 10, K = 20 ; usw

L IH = Im Jahre 10 + 8 = 18

Preise bei antiken Münzen können sehr stark variieren, stärker, als man dies von modernen Münzen kennt.
Nochmals vielen Dank, Kronerogøre!
Super verständlich erklärt und sehr interessant :-)
 
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