Die Fronten sind längst verhärtet, und ich sehe die Schuld hierfür eher in der inquisitorischen Art der Gender-Befürworter, als in der Schuld absichtlich misogyner, alter Männer.
Du kannst die Menschen eben nicht zwingen, ihre lebenslange Sprache abzuändern, und jeden moralisch zu delegitimieren, der dieser Aufforderung nicht sofort nachkommt. Sprache ändert sich über Generationen durch Anpassung von Normen und Ansichten, nicht, weil eine besonders aktive Minderheit besonders laut brüllt.
Man muss immer aufpassen, dass man sich ein Thema nicht verdirbt, weil man einige der Anhänger nicht mag, auch wenn das Verhalten dies zu tun, menschlich ist.
"Ich mag Musiker X nicht, deswegen werde ich mir nie wieder Musik des Genres anhören" - das Genre kann nichts für Musiker x.
"Politiker Y will alle Autos in Innenstädten verbieten, das Thema Klimaschutz ist für mich gestorben".
Die Mehrheit der Leute, denen Klimaschutz wichtig ist, möchten wahrscheinlich selbst ihr Auto behalten und die große Mehrheit ist "moderat" und möchte einfach etwas verbessern.
Bei den meisten Themen hört man die Extremen Verfechter (die bringen halt auch mehr Quote und polarisieren). Wer will schon einen Zeitungsartikel dazu lesen, dass Amazon jetzt 30% weniger Verpackung nutzt, oder dass der Imbiss um die Ecke jetzt wiederverwendbare ToGo Boxen anbietet, wenn man über 2 Personen lesen kann, die ein Kunstwerk als Protest zerstört haben?
Andersrum ist die Geschichte "mein Onkel möchte seinen persönlichen Sprachgebrauch nicht ändern, möchte aber eigentlich niemanden wegen seiner Identität, seinem Geschlecht oder sexuellen Orientierung diskrimieren" ein weniger spannender Zeitungsartikel als "Markus Söder: Bayern
verbietet das Gendern in Schulen".
Wen man die Menschen aufteilt in zwei Gruppen, die zu einem Thema "Ja" oder "Nein" antworten, hat man eben immer ein breites Spektrum. Mancher Gendergegner will nicht "Schüler*innen" lesen sondern "Schüler und Schülerinnen", andere wollen nur "Schüler" lesen. Manch einer will seinen persönlichen Sprachgebrauch nicht ändern, wird aber niemanden aus seinem Unternehmen entlassen, weil er gendert. Ein anderer fordert/beschließt vielleicht Gesetze mit einem Verbot.
Auf der anderen Seite ist es natürlich genauso.
"Hälst du Klimaschutz für wichtig?"
Unter allen, die "ja" antworten, wirst du z.B. mich finden, mit der Meinung:
"Ich finde Klimaschutz wichtig, aber ich denke, man sollte die öffentlichen Verkehrsmittel einfach attraktiver machen, als mit Verboten zu arbeiten. Ich möchte unser Auto weiterhin behalten."
Genauso wirst du in der gleichen Gruppe aber Menschen finden, die nachts Autos anzünden.
Du hast recht, die Fronten sind bei vielen Fragen gesellschaftlich verhärtet. Ob das aber für einen persönlich gilt, entscheidet man selbst.
Sorry falls mein Text belehrend klingt: Das ist nicht meine Absicht, ich brauche nur manchmal etwas länger um meine Gedanken zu artikulieren.