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Immer auf der Suche nach Reisezielen, welche noch nicht vom Massentourismus überrannt werden, habe ich mir dieses Jahr Madagaskar ausgesucht. Hauptziel der Reise war die Pirsch nach Lemuren und Chamäleons. Und die bekam ich in den Nationalparks aber auch am Wegesrand reichlich zu sehen. Überraschenderweise hat mich Madagaskar auch landschaftlich überzeugt, vom Regenwald im östlichen Bergland über die weiten, von Tafelbergen umgrenzten und durchzogenen Prairien im mittleren Süden bis zur Dornensavanne im Südwesten mit den markanten Baobab-Bäumen. Da hatte ich voher nur eine vage Vorstellung.
Bei aller Euphorie, das Land ist eines der ärmsten der Welt. Besonders in den Städten sieht man viele Gestrandete ohne jegliche Zukunftsaussichten. Kaum Siebzehnjährige mit dem Baby auf dem Arm und noch ein Kleinkind am Rockzipfel schlagen sich bettelnd durch, schon zur Mittagszeit liegen Schnapsleichen in den Straßen. Auf dem Land gibt es dagegen durchaus bescheidensten Wohlstand durch Subsistenzwirtschaft, vor allem Reisanbau auf kunstvoll in die Landschaft geformten Terassenfeldern und die Zebuhaltung. Davon konnten wir uns bei einem Homestay überzeugen. Laut Aussage unseres Reiseleiters versickern 90 Prozent alle Hilfszahlungen in den Taschen korrupter Politiker, derweil pachten die Chinesen ganze Landstriche und beuten Bodenschätze und Rohstoffe rücksichtslos aus. Das im Gegenzug für vereinzelte Infrastrukturprojekte, bei denen sie auch noch ihre eigenen Arbeitskräfte aus dem Reich der Mitte mitbringen. Im Übrigen war gerade Wahlkampfzeit und der Wahlkampf funktioniert mit lauten, musikbegleiteten Umzügen und nicht so dröge wie bei uns.
Da nicht so häufig Auswärtige vorbeikommen wird man bei den obligatorischen Pinkel- und Raucherpausen sofort vor allem von Kindern umringt (nach dem Pinkeln natürlich ) und mit "Bonjour Vasaha" begrüßt. Unser Reiseführer übersetzte diese "Vasaha" mit "mit falscher Haut", "mit unfertiger Haut" oder "Pigmentstörung". In wohlmeinender und vielleicht etwas eigenwilliger Interpretation war die Begrüßung also "Guten Tag Weiße", was wahrheitsgemäß und völlig in Ordnung ist. Wir haben dann diskutiert, was in Deutschland passieren würde, wenn man eine Gruppe Afrikaner mit "Guten Tag Schwarze" begrüßen würde.
Kulinarisch ist Madagaskar keine Entdeckung. Einheimische Spezialitäten wie zum Beispiel gekochtes Zebu an Maniokblätterbrei sind nicht unbedingt ein Gaumenschmaus. Meistens habe ich Zebu oder Huhn mit Reis und gebratenen Gemüse verspeist (Kartoffeln zählen als Gemüse und nicht als Beilage!) und mich über eine Pizzeria an der Wegstrecke riesig gefreut. Und von Baguette mit Margarine und Marmelade hatte ich bald so die Nase voll, daß ich in einem Supermarkt sündhaft teuren französischen Schnittkäse erwarb, um mal Abwechslung zu haben. Obwohl ich noch nie eine Stunde Französisch-Unterricht hatte, konnte ich die Speisekarten ganz gut interpretieren, irgendwie klingt es im Deutschen, Englischen oder Spanischen gleich oder ähnlich. Häufig sind die Karten aber zweisprachig Französisch und Englisch.
Mit Französisch, Frankreich war ehemals Kolonialmacht, kommt man wohl am Besten mit der Verständigung zurecht. Aber auch mit Englisch und sogar Deutsch klappt es bisweilen gut. Bei den Nationalparkführern haben sich einige auf bestimmte Länder spezialisiert und eben im Selbststudium auch gebrochenes Deutsch angeeignet. Unser einheimischer Reiseführer sprach fehlerfreies Deutsch mit Akzent. Er hatte einige Zeit als Au pair in Deutschland verbracht, ganz zufällig in der Familie eines hinlänglich bekannten Wirtschaftsprofessors aus Hamburg.
Meine Reisezeit Anfang Mai war wohlgewählt. Die Regenzeit ist vorbei (kurze Schauer ausgenommen), das Land ist grün. Die Tageslänge hingegen war für den südlichen Spätherbst schon recht kurz. In Äquatornähe sind aber die Schwankungen eh nicht so groß wie in höheren Breitengraden. Der April wird wohl noch etwas mehr Tageslicht bringen aber auch etwas mehr Nässe. Ab 21 Uhr werden landesweit sowieso die Bürgersteige hochgeklappt.
Mit meiner semiprofessionellen Fotoausrüstung bin ich bei der Tierpirsch doch an Grenzen gestoßen. Zudem habe ich mich zu oft auf die automtische Einstellung verlassen statt mit Blende und Belichtungszeit zu spielen um die Tiefenschärfe zu beeinflussen. So bin ich mit meinen Bildergebnissen nur teilweise zufrieden. Trotzdem will ich Euch einige Kostproben zum Besten geben, geordnet nach Tier-, Pflanzen- und Landschaftsaufnahmen. Ein Suchbild ist auch dabei. Ich löse es später auf, Ihr könnt ja schon mal raten. Einige Chamäleon-Bilder sind in einem Gehege entstanden, sonst nur Wildlife. Von Lemuren habe ich noch mehr Arten gesehen, allerdings nicht oder sehr schlecht auf's Bild gebannt, wie beispielsweise die nachtaktiven Maus- und Wollmakis auf der Dämmerungspirsch.
Ich hatte während der Reise noch ein Jubiläum. Der Flug von Frankfurt zur Zwischenlandung in Addis Abeba war mein Einhundertster. Und ganz ohne Flugscham.
Sonstige Anmerkungen:
- Es ist unschicklich,mit ausgestreckten Finger auf Menschen und auf Gräber zu zeigen, man winkelt ihn immer um 180° ab,so daß die Spitze auf einen selbst zeigt. Wir fanden das beim Durchzählen der Busbesatzung immer wieder lustig.
- Wenn man ausgelaugt, erschöpft und durstig aus dem Dschungel herauskommt und man von der Hawker-Meute mit "Vanilla! Kardamom! Wild Pepper! Best Quality! Very cheap!" belagert wird, dann zweifelt man schon mal am Sapiens bei unserer Artbezeichung. Ich will Cola!
- Madagaskar ist erst seit ca. 2000 Jahren besiedelt, zuerst aus der malaiischen Region, wie die Sprachverwandschaft beweist. Später kamen dann Inder, Araber und zuletzt Bantus als Sklaven hinzu. Heute ist es ein bunter Mix, viele Einheimische haben asiatische Gesichtszüge.
- Es gibt keine desperaten Pinguine auf Madagaskar!
Bei aller Euphorie, das Land ist eines der ärmsten der Welt. Besonders in den Städten sieht man viele Gestrandete ohne jegliche Zukunftsaussichten. Kaum Siebzehnjährige mit dem Baby auf dem Arm und noch ein Kleinkind am Rockzipfel schlagen sich bettelnd durch, schon zur Mittagszeit liegen Schnapsleichen in den Straßen. Auf dem Land gibt es dagegen durchaus bescheidensten Wohlstand durch Subsistenzwirtschaft, vor allem Reisanbau auf kunstvoll in die Landschaft geformten Terassenfeldern und die Zebuhaltung. Davon konnten wir uns bei einem Homestay überzeugen. Laut Aussage unseres Reiseleiters versickern 90 Prozent alle Hilfszahlungen in den Taschen korrupter Politiker, derweil pachten die Chinesen ganze Landstriche und beuten Bodenschätze und Rohstoffe rücksichtslos aus. Das im Gegenzug für vereinzelte Infrastrukturprojekte, bei denen sie auch noch ihre eigenen Arbeitskräfte aus dem Reich der Mitte mitbringen. Im Übrigen war gerade Wahlkampfzeit und der Wahlkampf funktioniert mit lauten, musikbegleiteten Umzügen und nicht so dröge wie bei uns.
Da nicht so häufig Auswärtige vorbeikommen wird man bei den obligatorischen Pinkel- und Raucherpausen sofort vor allem von Kindern umringt (nach dem Pinkeln natürlich ) und mit "Bonjour Vasaha" begrüßt. Unser Reiseführer übersetzte diese "Vasaha" mit "mit falscher Haut", "mit unfertiger Haut" oder "Pigmentstörung". In wohlmeinender und vielleicht etwas eigenwilliger Interpretation war die Begrüßung also "Guten Tag Weiße", was wahrheitsgemäß und völlig in Ordnung ist. Wir haben dann diskutiert, was in Deutschland passieren würde, wenn man eine Gruppe Afrikaner mit "Guten Tag Schwarze" begrüßen würde.
Kulinarisch ist Madagaskar keine Entdeckung. Einheimische Spezialitäten wie zum Beispiel gekochtes Zebu an Maniokblätterbrei sind nicht unbedingt ein Gaumenschmaus. Meistens habe ich Zebu oder Huhn mit Reis und gebratenen Gemüse verspeist (Kartoffeln zählen als Gemüse und nicht als Beilage!) und mich über eine Pizzeria an der Wegstrecke riesig gefreut. Und von Baguette mit Margarine und Marmelade hatte ich bald so die Nase voll, daß ich in einem Supermarkt sündhaft teuren französischen Schnittkäse erwarb, um mal Abwechslung zu haben. Obwohl ich noch nie eine Stunde Französisch-Unterricht hatte, konnte ich die Speisekarten ganz gut interpretieren, irgendwie klingt es im Deutschen, Englischen oder Spanischen gleich oder ähnlich. Häufig sind die Karten aber zweisprachig Französisch und Englisch.
Mit Französisch, Frankreich war ehemals Kolonialmacht, kommt man wohl am Besten mit der Verständigung zurecht. Aber auch mit Englisch und sogar Deutsch klappt es bisweilen gut. Bei den Nationalparkführern haben sich einige auf bestimmte Länder spezialisiert und eben im Selbststudium auch gebrochenes Deutsch angeeignet. Unser einheimischer Reiseführer sprach fehlerfreies Deutsch mit Akzent. Er hatte einige Zeit als Au pair in Deutschland verbracht, ganz zufällig in der Familie eines hinlänglich bekannten Wirtschaftsprofessors aus Hamburg.
Meine Reisezeit Anfang Mai war wohlgewählt. Die Regenzeit ist vorbei (kurze Schauer ausgenommen), das Land ist grün. Die Tageslänge hingegen war für den südlichen Spätherbst schon recht kurz. In Äquatornähe sind aber die Schwankungen eh nicht so groß wie in höheren Breitengraden. Der April wird wohl noch etwas mehr Tageslicht bringen aber auch etwas mehr Nässe. Ab 21 Uhr werden landesweit sowieso die Bürgersteige hochgeklappt.
Mit meiner semiprofessionellen Fotoausrüstung bin ich bei der Tierpirsch doch an Grenzen gestoßen. Zudem habe ich mich zu oft auf die automtische Einstellung verlassen statt mit Blende und Belichtungszeit zu spielen um die Tiefenschärfe zu beeinflussen. So bin ich mit meinen Bildergebnissen nur teilweise zufrieden. Trotzdem will ich Euch einige Kostproben zum Besten geben, geordnet nach Tier-, Pflanzen- und Landschaftsaufnahmen. Ein Suchbild ist auch dabei. Ich löse es später auf, Ihr könnt ja schon mal raten. Einige Chamäleon-Bilder sind in einem Gehege entstanden, sonst nur Wildlife. Von Lemuren habe ich noch mehr Arten gesehen, allerdings nicht oder sehr schlecht auf's Bild gebannt, wie beispielsweise die nachtaktiven Maus- und Wollmakis auf der Dämmerungspirsch.
Ich hatte während der Reise noch ein Jubiläum. Der Flug von Frankfurt zur Zwischenlandung in Addis Abeba war mein Einhundertster. Und ganz ohne Flugscham.
Sonstige Anmerkungen:
- Es ist unschicklich,mit ausgestreckten Finger auf Menschen und auf Gräber zu zeigen, man winkelt ihn immer um 180° ab,so daß die Spitze auf einen selbst zeigt. Wir fanden das beim Durchzählen der Busbesatzung immer wieder lustig.
- Wenn man ausgelaugt, erschöpft und durstig aus dem Dschungel herauskommt und man von der Hawker-Meute mit "Vanilla! Kardamom! Wild Pepper! Best Quality! Very cheap!" belagert wird, dann zweifelt man schon mal am Sapiens bei unserer Artbezeichung. Ich will Cola!
- Madagaskar ist erst seit ca. 2000 Jahren besiedelt, zuerst aus der malaiischen Region, wie die Sprachverwandschaft beweist. Später kamen dann Inder, Araber und zuletzt Bantus als Sklaven hinzu. Heute ist es ein bunter Mix, viele Einheimische haben asiatische Gesichtszüge.
- Es gibt keine desperaten Pinguine auf Madagaskar!
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