Kaiserreich - ein Rundgang

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Ausgelöst durch GHS24 Anfragen hier im Forum und seiner Suche nach dem für ihn richtigen Erhaltungsgrad, habe ich mir überlegt, ob sich beim Sammelgebiet Kaiserreich auch Spitzenerhaltung und preiswerte Münzen so verbinden lassen, dass eine interessante Sammlung dabei herauskommt. Dabei herausgekommen ist folgende Liste. Keines der Stücke, die mir eingefallen sind, gehört ins Hochpreissegment und fast alle Nominale sind vertreten.


10 Mark Preussen 1872 oder 1873 A.
Mit dem Reichsgold fing das Sammelgebiet an. Dank des Juliusturmes, der dokumentiert,welche Lehre das Bismarkreich aus den Einigungkriegengezogen hatte, sind diese Münzen in Spitzenerhaltung Massenware. Die unsymmetrische Aufteilung der Umschrift DEUTSCHES REICH , die nur durch den Eichenzweig Gleichmässigkeit erlangt, ist darüberhinaus ein Indiz dafür, dass die Umstellung auf eine gemeinsame Währung nicht selbstverständlich war. Um den Goldstandard kam man nicht herum, doch ursprünglich hätte die Legende " DEUTSCHE REICHSMÜNZE " lauten sollen. Diese neuen " Veriensmünzen " hätten den Kleinstaaten ( liess : Preussen ) ermöglicht, auch weiterhin in aller Ruhe Taler, Gulden und Groschen zu emitieren.



20 Pfennig " Silberlaus ", 50 Pfennig ohne Eichenlaub
Zu klein, zu unpraktisch die eine, zu schwierig vom Groschen zu unterscheiden die andere. Am Anfang der Mark gab es ein paar Fehler, die , neben der halben Krone, auch das Geld des kleinen Mannes betrafen



2,5, 10 und 20 Mark Friedrich III
Das Dreikaiserjahr markiert die Wende von den Gründerjahren hin zum Wilhelminismus. Gleichzeitig stellen die " Friedrichsmünzen" die ersten (noch inoffiziellen ) Gedenkmünzen des Sammelgebietes dar . Die Silbermünzen sind darüberhinaus die in guter Erhaltung einzigen erschwinglichen Silberlinge mit kleinem Reichsadler.



5,10, 20 Pfennig 1888
Wer gut betucht war sammelte die Friedrichsmünzen, wer hierfür nicht die Mittel besass, legte sich die “ Dreikaisernickel “ genannten Kleinmünzen als Andenken an Friedrich III zurück


20 Mark Willi Zwo 1890 -1913
8 von 10 Doppelkronen sind J 252,dies ist die häufigste Kaiserreichmünze,in Bankerhaltung Anlagegold,aber in guter Erhaltung muss man doch etwas suchen



20 Mark Willi Zwo Hamburg
Der Kaiser liebte das Meer, entwarf selbst Kriegsschiffe, bekleidete in der britischen Marine den Rang eines Admirals und litt unter der Seekrankheit. Vielleicht ist S.M.s Marinevernarrtheit neben der Bedeutung für die Erschliessung der Kolonien einer der Gründe dafür, dass Hamburg sein Konterfei auf seine Doppelkronen prägen durfte ?


2 Mark Bremen
Um die Jahrhundertwende wurden Stimmen laut, die die Eintönigkeit der Reichsmünzen beklagten. Als Bremen als letztes Bundesland von seinem Prägerecht Gebrauch machte, schlug man über die Stränge und lies eine Vorderseite ohne den vom Münzgesetz vorgeschlagenen Perlkreis durchgehen. Bemerkt wurde die Malaise erst , als die Stücke bereits ausgegeben waren. Das dazugehörige Fünfmarkstück konnte gestoppt werden.


3 Mark Kursmünzen Preussen,Hamburg,Bayern,Württemberg
1908 wurden die beliebten Vereinstaler durch Dreimarkstücke ersetzt und die Prägung der unhandlichen Fünfer ausgesetzt.1913 musste man doch wieder die Fünfmarkstücke hinzunehmen, da sie für den Geldumlauf nötig waren. Die Lücke zwischen demTaler und dem Zwanzigmarkschein war zu gross und Reichskassenscheine über 5und 10Mark gab es zu wenig.



25 Pfennig
Unbeliebt, überflüssig, aus einem teuren Wettbewerb als Zwitterprodukt entstanden , darüberhinaus ein hübsches Produkt des Jugendstils und die erste deutsche Reinnickelmünze



3 Mark Universität Berlin und 3 Mark Silberhochzeit Württemberg
Mit ihrer Schüsselprägung die experimentierfreudigsten Gedenkmünzen des Kaiserreichs



2,3,5 Mark Luitpold
Die einzige Gedenkserie, die drei Nominale umfasste. Hätte Barduleck 1909 die Stempel für das Dreimarkstück zum Universitätsjubiläum rechtzeitig fertigbekommen, hätte es einen weiteren Dreiersatz gegeben.



2 und 3 Mark ” König rief
Die Auflagezahlen dieser Ausgabe verdeutlichen, dass es sich um Propagandamünzen für den allgemeinen Umlauf handelte, in etwas vergleichbar den 2 Euro- Gemeinschaftsausgaben. Zylka bemerkt in seiner Hauspostille, dass diese Ausgabe dazu gut ist, zu zeigen, wie eine Münze nicht aussehen soll. Avers zu detailreich, revers zu viel freies Feld. Mit diesen Münzen wird vor Auge geführt, wie nahe Europa 100 Jahre nach Napoleon vor einem erneuten Krieg stand. Die Wahl des sich auf die Schlange stürzenden Adlers von der Berliner Schlossbrücke muss in Frankreich als Affront gewirkt haben.


5 Mark Uniform 1913,1914
Die Zukunft des Reichsmünzen ? Es existieren Proben aus Sachsen,die den König ebenfalls uniformiert zeigen.Möglicherweise war dies ein Trend, der sich später auf das gesammte Sammelgebiet ausgebreitet hätte.


3 Mark Baden 1915
Mit Kriegsbeginn 1914 endete die Ausmünzung des Großsilbers und auch das Gold verschwand- bis auf zwei Ausnahmen. In Berlin wurde mit der Jahreszahl 1915 die letzte Doppelkrone geprägt, in Karlsruhe eine nicht unbeträchtliche Auflage des Dreimarkstückes.


1 Mark 1916 F
Die letzte Silbermark, dann kam endgültig das Papier


½ Mark geschwärtzt
Ein mittelalterlicher Trick, um die kriegsleidende Bevölkerung am Hamstern der nach 1916 einzigen verbliebenen Münze aus guten Metall zu hindern


1 Pfennig 1917
Deutschlands erste Aluminiummünze und eine der weltweit ersten Aluminiummünzen überhaupt. Was 1871 mit Gold begann, klang nach einem aus massloser Selbstüberschätzung resultierenden Waffengang mit dem Metall aus, aus dem heute schnöde Getränkedosen angefertigt werden,ausgerechnet in dem Jahr, in dem Wilhelms aus der Schweiz über Finnland nach St. Petersburg geschmuggelte Geheinwaffe in Russland eine ganz andere Gesellschaft einführte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Schöne Zusammenstellung Matthias. Wer jetzt noch etwas anderes sammelt ist selbst dran schuld.:rolleyes:
 
Super Beitrag von Dir, danke dafür.
Ich habe jetzt für mich eine Entscheidung getroffen.
Da ich aus dem Barnim/ Brandenburg komme werde ich beginnen
zuerst die Preussen zu kapern.
Ans Gold traue ich mich nicht ran, wegen der NP`s, also erstmal in Silber.
Wobei ich sagen muss, das ich schon bereit bin mehr auszugeben, aber wie schon mal von mir erwähnt, habe ich zbs. einen Wilhelm von 1876 als sogenanntes "Prachtstück" in der Bucht gesehen für 1076 Euronski.
Da werde ich sicher nicht ne Unze Krügerrand verscherbeln um mir den zu holen.

Beste Grüße
 
Danke für die schöne Zusammenstellung. Du hast mir den Arbeitstag damit gerettet. Heut war nicht viel los und somit hat ich wenigstens was schönes zum lesen ;)
 
½ Mark geschwärtzt<O:p</O:p
Ein mittelalterlicher Trick, um die kriegsleidende Bevölkerung am Hamstern der nach 1916 einzigen verbliebenen Münze aus guten Metall zu hindern
</O:p

Wo liegt hier der Trick?

Wenn ich gutes Metall hamstern will, ist mir doch der "Anstrich" der Münze egal,
kommt doch auf den "Inhalt" an. :confused:
 
Das wurde hier teils schon mal beantwortet: http://www.emuenzen.de/forum/deutsc...52-zwei-interessante-muenzen-kaiserreich.html

Wobei ich es auch noch nicht ganz verstehe. Die Menschen scheinen damals eher dem äußeren Anschein gefolgt zu sein als dem wahren inneren Wert. Nur so ist es zu erklären. Zumindest manche.

Auf Germanycash schreibt der Autor: "In den letzten Prägejahren wurde ein großer Teil der Auflage geschwärzt, um das Hamstern dieser Silbermünzen während der Kriegszeit zu verhindern. Ob dieses Ziel damit erreicht werden konnte, darf zumindest angezweifelt werden." (Zitat ...:::   germanycash.de   :::   Deutsches Kaiserreich - 1/2 Mark Münze   ( Jaeger Nr. 16 )   :::...    )
 
Freut mich, dass Euch meine Aufstellung gefallen hat, mit so einer resonanz hätte ich gar nicht gerechnet.
Man muss die auf ungebeizten Ronden geprägten, bzw nachträglich geschwärzten Halbmarkstücke im Zusammenhang mit den Eisen- und Zinkmünzen sehen, die ab 1916 nicht nur vom Reich ausgegeben wurden, sondern auch in nicht unbeträchtlicher Zahl als Notmünzen auf lokaler Ebene. Hier gibt es auch viele 50- Pfennigstücke. Der Kleingeldumlauf nahm also allgemein eine schwarze Farbe an ( zusätzlich liefen aber auch die Kleinmünzen von 1 bis 10 Pfenig aus Friedensmetallen um ). Insofern ist die Idee, mit ungebeizten Silbermünzen eine unedle Legierung vorzutäuschen nicht völlig unverständlich. Ob allerdings jemand auf diesen Trick reingefallen ist, wage ich ebenfalls zu beweifeln.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Aufstellung hat meinem Mann und mir so gefallen, dass der Forenbetreiber dadurch 40 Euro Umsatz hat.

Wirklich, sehr interessante Zusammenstellung. Die "Der König rief" ist ein Münzchen, um das ich schon immer herumgeschlichen bin. Ein Stück mit viel Hintergrund.
 
Von diesen schwarzen ½ Mark-Münzen würde ich gern mal ein Foto sehen, wie die denn tatsächlich damals ausgesehen haben. Die wenigen Exemplare in meiner bescheidenen Sammlung sind alle silberfarben oder weisen eine natürliche Patina auf.

Waren die tatsächlich richtig schwarz?

Gruß
Michael

 
Von diesen schwarzen ½ Mark-Münzen würde ich gern mal ein Foto sehen, wie die denn tatsächlich damals ausgesehen haben. Die wenigen Exemplare in meiner bescheidenen Sammlung sind alle silberfarben oder weisen eine natürliche Patina auf.

Waren die tatsächlich richtig schwarz?

Gruß
Michael


Ja, sehen aus wie nachgedunkelte Zinkmuenzen.
 
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