Halbtaler / Zweidritteltaler / Gulden

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Guten Tag,

ich bin neu hier im Forum, und auch im Sammelgebiet Altdeutschland, und ich hoffe Ihr könnt mir eine Anfängerfrage beantworten.

Zuerst ein bisschen Hintergrund. Vor einigen Monaten kaufte ich auf einer Messe einen sächsischen Konventionstaler. Einfach weil er mir gefiel und ohne jeden Gedanken dran, sowas ernsthaft zu sammeln. Trotzdem begann ich, mich ein wenig mit den Münzen der Periode zu beschaffen, las dies und das, schaute auch in dieses Forum, staunte, und so geht es weiter. Klar, ich kaufte auch Münzen dazu...

Meine Frage geht um den halben Konventionstaler. Eine Internetsuche hat bisher viele onterssante Einzelheiten geliefert, aber noch keine zusammenhängende Erklärung. Soweit ich das jetzt verstehe wird der halbe KT (20 eine feine Mark) als 2/3 Taler bezeichnet weil er früher 2/3 eines Reichstalers wert war. Und die Münzen dieser Größe wurden allgemein Gulden genannt. Ist das ungefähr richig? Ich wäre dankbar für jede Information!
 
Hallo und willkommen im Forum,

in dieser Zeit muss man unterscheiden zwischen Währung (Reichstaler, Gulden) und Münznamen (Konventionstaler, Konventionsgulden). In Norddeutschland hat der Konventionstaler (10 Stück aus der Mark Feinsilber) einen Kurswert von 1⅓ Reichstalern (in Sachsen 1⅓ Taler Kurant genannt), das Halbstück (20 Stück aus der Mark Feinsilber) folglich ⅔ Reichstaler (⅔ Taler Kurant). In kaiserlicher Währung entspricht das genau 1 Gulden. Aus sächsischer Sicht ist Gulden für den halben Konventionstaler also eine Fremdbezeichnung (und daher zu vermeiden), denn ein sächsischer (meißnischer) Gulden ist das nicht.

Gruß,
gs
 
Vielen Dank für die Antwort, schoen. Genau das was ich wissen wollte. Den Unterschied zwischen Währung einerseits und Münznamen andrerseits werde ich mir merken müssen, das war mir eigentlich nicht so klar. Ich wusste ja schon, dass das ganze Thema kompliziert ist. Und interessant! Werde sicher mit weiteren Fragen kommen, bloss hoffentlich nicht allzu oft.
 
Ich wusste ja schon, dass das ganze Thema kompliziert ist. Und interessant! Werde sicher mit weiteren Fragen kommen, bloss hoffentlich nicht allzu oft.

Hallo Baghasdal

Wenn Du tiefer in das Sammelgebiet Altdeutschland einsteigen willst, kann ich Dir nur den Kauf eines (oder mehrerer) Münzkataloge empfehlen.
Zu empfehlen sind diesbezüglich z.B. :
- Battenberg "Großer Deutscher Münzkatalog - Münzen von 1800 bis Heute"
- Helmut Kahnt "Sächsische Münzen 1763 bis 1827"
- Kurt Jaeger "Königreich Sachsen 1806 bis 1873" (Band 10)

Eine gute Ergänzung dazu sind Auktionskataloge. Diese geben Dir einen realistischen Überblick über die aktuellen Marktpreise. Natürlich sollten die Kataloge nicht zu alt sein ;).
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Kempelen

Danke für den Rat! Ja, ich glaube selber, dass ichlangsam einige Kataloge anschaffen muss. Ich hatte mir schon die "Deutschen Silbermünzen 1800 - 1872" von Helmut Kahnt gekauft, nur weil es auf Amazon billig war, aber das war vielleicht nicht das Richtige, ich müsste erst mal etwas mehr über den Hintergrund, die Münzsysteme jener Zeit lernen, wie Gerhard Schön auch gesagt hat. Also werde ich mir die Kataloge anschauen, die Du vorgeschlagen hast.

Mit freundlichen Grüßen, Baghasdal
 
Den Unterschied zwischen Währung einerseits und Münznamen andrerseits werde ich mir merken müssen, das war mir eigentlich nicht so klar.

Das hauptsächliche Problem ist eigentlich die Irreführung des Namensbestandteils "Taler" in der Zeit bis 1839, egal ob nun als Konventionstaler oder Speziestaler bezeichnet. Ab 1839 ist ein "Taler" vom Wort her eben auch 1 Taler von der Währung. Genauso wie ab 1857 der "Vereinstaler" eben dem Wert von 1 Taler entspricht. Das heißt, wenn ich z.B. einen ⅓ Taler habe, dann ist dieser auch genau ⅓ der Münze "Taler" wert.

Vor 1839 war dies aber anders. Der sogenannte "Konventionstaler" entsprach eben nicht dem Wert von 1 Taler, sondern von 1⅓ Talern. Dadurch erscheint es etwas irritierend, wenn man einerseits einen ⅔ Taler hat, dieser aber vom Wert eben nicht ⅔ eines Konventionstalers entspricht, sondern nur der Hälfte.

Zusammenfassend kann man also sagen, dass es z.B. in Sachsen - rein von der Wortbedeutung her gesehen - bis 1839 gar keine wirklichen "Taler" als Münzen gab. Der Taler war hier eine reine Rechengröße. Deshalb finde ich die Änderung ab 1839 auch gut, dass man bei der Bezeichnung "Taler" auch tatsächlich 1 Taler in der Hand hat.
 
Zusammenfassend kann man also sagen, dass es z.B. in Sachsen - rein von der Wortbedeutung her gesehen - bis 1839 gar keine wirklichen "Taler" als Münzen gab.
Sachsen 1679.pngSachsen 1733.png

Selbstverständlich wurde auch in Sachsen die Währungseinheit des Talers (seit deren Einführung durch die Währungsreform zur Überwindung der Kipperzeit) als geprägte Münze dargestellt, selbst nach dem Ansteigen des Silberpreises, das zum Münzrezess von Zinna geführt hat. Und das benachbarte Brandenburg hat ab 1750 ganz erhebliche Mengen an wirklichen Talern prägen lassen, deren Nachfolger dann später Vereinstaler genannt wurden.

Gruß,
gs
 
Selbstverständlich wurde auch in Sachsen die Währungseinheit des Talers (seit deren Einführung durch die Währungsreform zur Überwindung der Kipperzeit) als geprägte Münze dargestellt...

Das ist richtig. Ich habe mich leider etwas falsch ausgedrückt. Meine Aussage, dass es in Sachsen keine "echten" Taler gab, bezog sich auf die Zeit nach der Münzkonvention von 1753 bis 1839.
 
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