- Registriert
- 11.09.2009
- Beiträge
- 12.982
- Reaktionspunkte
- 14.781
Was wusste man zu Begin der 1960er Jahre über falsches Reichsgold ?<O</O
Nach der Liberalisierung des Goldhandels in der Bundesrepublik 1954 durfte erstmals seit 1938 wieder in Deutschland mit Gold gehandelt werden. Neben echten Goldmünzen kursierten zahlreiche Fälschungen unterschiedlicher Herkunft und Güte.
In der 1957 von Jaeger und Cahn herausgegebenen ” Bewertungsliste ” ( klick ) werden folgende Typen und Jahrgänge gefälschter Reichsgoldmünzen genannt:
” Nachgemachte 20 – Mark – Stücke, die in echt nicht vorkommen:
Kaiser Friedrich : 1874, 1883, 1887
Kaiser Wilhem II : 1874, 1914 ( J 252 )
Hamburg : 1905, 1910, 1911, 1912, 1914
Nachgemachte Stücke, mit Jahreszahlen, die auch echt vorkommen:
Kaiser Wilhelm I : 1876, 1884, 1886, 1887, 1888
Kaiser Friedrich : 1888
Kaiser Wilhelm II : 1896, 1899, 1901, 1902, 1903, 1904, 1908, 1911, 1913
Hamburg : 1913
Folgende nachgemachte golden Fünf – Mark – Stücke sind bisher, samtlich mit der Jahreszahl 1877, bekannt :
Baden,Bayern,Hamburg,Preussen, Münzzeichen C "
<O</O
Ab 1959 begann Dr. Schmidt mit der Herstellung gefälschter Reichsgoldmünzen, ” im wesentlichen von 10 – Mark – Stücken der sog. Bankware” ( siehe Urteil, 1963 ). Laut Schmidt soll es sich um etwa 150 Münzen gehandelt haben. Da sie diese Stücke als echt angeboten wurden , wurden Schmidt/Hausmann deshalb 1963 rechtskräftig verurteilt. Noch vor der Verurteilung jedoch änderten sie ihre Verkaufsstrategie und begannen gefälschtes Reichsgold offen als Nachprägung zu vertreiben. Über die Produktionszahlen ist nichts bekannt, ab 1962 verfügte das Duo jedoch über eine ausreichende Produktionskapazität, um täglich mehrere hundet Münzen herstellen zu können ( siehe Urteil, 1963 ).
Ein Problem bei der Erkennung falscher Goldmünzen bestand darin, dass die wenigsten deutschen Bankangestellten Erfahrungen mit Gold besassen. So ist wohl auch zu erklären, dass es Schmidt/ Hausmann gelang, Münzen abzusetzen, die von der numismatischen Zeitschrift ” Berichte” ( klick ) als klar abweichend von Originalmünzen bezeichnet wurden.
<O</O
Welche falschen Reichsgoldmünzen waren zu Beginn der “ Schmidt – Hausmann – Zeit “ am Markt und wie sahen sie aus ?<O</O
Im Jahr 1963 gab der in Kanada ansässige deutsche Bankfachmann Alfred Dieffenbacher sein Buch ” Counterfeit Gold Coins ” heraus, das sich neben englischen, US – amerikanischen , schweizer und französischen Geprägen in verstärktem Masse den Fälschungen von Reichsgold widmet. Das Vorwort macht deutlich, dass das Werk wohl ausdrücklich für den Gebrauch in Deutschland bestimmt war. Auch sind sämtliche Erläuterungen auf Englisch und Deutsch.
<O</O
Zu Dieffenbachers Person habe ich nur wenig Informationen bisher gefunden. In einem Artikel in ” The Montreal Gazette” vom 03.09.1964 heisst es, er habe zu besagtem Zeitpunkt seit zwei Jahren in Montreal gewohnt. Fernerhin soll Dieffenbacher als Sachverständiger in Fragen der Echtheit für das bayrische Hauptmünzamt, in zahlreichen Fällen vor Gericht, sowie für “ Münzen und Medaillen Motek Horowicz “ in München tätig gewesen sein. Laut der Montreal Gazette soll Dieffenbacher zehn Jahre lang 100.000 Goldmünzen aus deutschen Banken untersucht haben, das würde den Zeitraum ab der Zulassung des Goldhandels, über die erste Schmidt- Hausmann – Schaffensphase bis hin zum Beginn der breitergefächerten Produktion der ” Reichs- Gold- Münze ” abdecken:
<O</O
Folgende Typen und Jahrgänge werden vorgestellt ( Sortierung nach Jaeger – Nummern von mir ):
J 195 : 5 M 1877 D<O</O
J 208 : 5 M 1877 J<O</O
J 212 : 20 M 1896 J, 1898 J<O</O
J 242 : 10 M 1873 A<O</O
J 244 : 5 M 1877 A, C<O</O
J 245 : 10 M 1888 A<O</O
J 246: 20 M 1883 A, 1884 A, 1886 A, 1887 A, 1888 A<O</O
J 251 : 10 M 1901 A<O</O
J 252 : 20 M 1894 A, 1895 A, 1896 A, 1897 A, 1900 A,1900 J, 1902 A, 1906 A,1908 J 1910 A,1910 J, 1911 A, 1911 J, 1912 A,1912 J, 1913A <O</O
J 253 : 20 M 1914 A<O</O
J 267 : 10 M 1907 E
<O</O
Alles in allem also eine beachtliche Erweiterung der Angebotspalette, vergleicht man diese Auflistung mit der von Jaeger ein paar Jahre zuvor vorgenommenen Aufzählung. Jedoch fällt auf, das weiterhin die gängigsten Typen betroffen sind, wohingegen heute auf Ebay omnipräsente Typen wie 20 Mark Bayern 1914 oder 20 Mark Braunschweig 1875 fehlen. Das mag daran liegen, dass solche Stücke nicht zur klassischen Bankware gehörten. Wie auch das schmidt/Hausmann – Urteil erläutert, handelten Banken zu Beginn der 60er Jahre mit den ” gängigen Stücken ”, wozu allerdings auch die halben Kronen gerechnet wurden. Eine andere Erklärung ist, dass die Fälschungen der teuren Stücke in grösserem Ausmasserst zu einem späteren Zeitpunkt begann.
Sämtliche Münzen werden in guten Vergrösserungen im ganzen und ausschnittsweise abgebildet und Auffälligkeiten jeweils im Vergleich erläutert. Leider wird diese Systematik gerade bei der Randschrift nicht konsequent angewandt, mal werden die Arabesken, mal GOTT, mal die übrigen Randschriftelemente herangezogen. Spätestens bei der Vorstellung von einigen Hamburger Geprägen , welche habt Ihr sicher schon erkannt, wird dies aus meiner Sicht problematisch, doch das werde ich in einem gesonderten Beitrag darlegen ( klick )
Im Anhang seht Ihr ein preussisches Zehnmarkstück. Ob das wohl eines der Stücke war, mit denen Ilona durch die Lande getingelt ist ? Weiterhin stelle ich eine Doppelkrone, sowie zwei Beispiele für einen falschen GOTT ein.
Nach der Liberalisierung des Goldhandels in der Bundesrepublik 1954 durfte erstmals seit 1938 wieder in Deutschland mit Gold gehandelt werden. Neben echten Goldmünzen kursierten zahlreiche Fälschungen unterschiedlicher Herkunft und Güte.
In der 1957 von Jaeger und Cahn herausgegebenen ” Bewertungsliste ” ( klick ) werden folgende Typen und Jahrgänge gefälschter Reichsgoldmünzen genannt:
” Nachgemachte 20 – Mark – Stücke, die in echt nicht vorkommen:
Kaiser Friedrich : 1874, 1883, 1887
Kaiser Wilhem II : 1874, 1914 ( J 252 )
Hamburg : 1905, 1910, 1911, 1912, 1914
Nachgemachte Stücke, mit Jahreszahlen, die auch echt vorkommen:
Kaiser Wilhelm I : 1876, 1884, 1886, 1887, 1888
Kaiser Friedrich : 1888
Kaiser Wilhelm II : 1896, 1899, 1901, 1902, 1903, 1904, 1908, 1911, 1913
Hamburg : 1913
Folgende nachgemachte golden Fünf – Mark – Stücke sind bisher, samtlich mit der Jahreszahl 1877, bekannt :
Baden,Bayern,Hamburg,Preussen, Münzzeichen C "
<O</O
Ab 1959 begann Dr. Schmidt mit der Herstellung gefälschter Reichsgoldmünzen, ” im wesentlichen von 10 – Mark – Stücken der sog. Bankware” ( siehe Urteil, 1963 ). Laut Schmidt soll es sich um etwa 150 Münzen gehandelt haben. Da sie diese Stücke als echt angeboten wurden , wurden Schmidt/Hausmann deshalb 1963 rechtskräftig verurteilt. Noch vor der Verurteilung jedoch änderten sie ihre Verkaufsstrategie und begannen gefälschtes Reichsgold offen als Nachprägung zu vertreiben. Über die Produktionszahlen ist nichts bekannt, ab 1962 verfügte das Duo jedoch über eine ausreichende Produktionskapazität, um täglich mehrere hundet Münzen herstellen zu können ( siehe Urteil, 1963 ).
Ein Problem bei der Erkennung falscher Goldmünzen bestand darin, dass die wenigsten deutschen Bankangestellten Erfahrungen mit Gold besassen. So ist wohl auch zu erklären, dass es Schmidt/ Hausmann gelang, Münzen abzusetzen, die von der numismatischen Zeitschrift ” Berichte” ( klick ) als klar abweichend von Originalmünzen bezeichnet wurden.
<O</O
Welche falschen Reichsgoldmünzen waren zu Beginn der “ Schmidt – Hausmann – Zeit “ am Markt und wie sahen sie aus ?<O</O
Im Jahr 1963 gab der in Kanada ansässige deutsche Bankfachmann Alfred Dieffenbacher sein Buch ” Counterfeit Gold Coins ” heraus, das sich neben englischen, US – amerikanischen , schweizer und französischen Geprägen in verstärktem Masse den Fälschungen von Reichsgold widmet. Das Vorwort macht deutlich, dass das Werk wohl ausdrücklich für den Gebrauch in Deutschland bestimmt war. Auch sind sämtliche Erläuterungen auf Englisch und Deutsch.
<O</O
Zu Dieffenbachers Person habe ich nur wenig Informationen bisher gefunden. In einem Artikel in ” The Montreal Gazette” vom 03.09.1964 heisst es, er habe zu besagtem Zeitpunkt seit zwei Jahren in Montreal gewohnt. Fernerhin soll Dieffenbacher als Sachverständiger in Fragen der Echtheit für das bayrische Hauptmünzamt, in zahlreichen Fällen vor Gericht, sowie für “ Münzen und Medaillen Motek Horowicz “ in München tätig gewesen sein. Laut der Montreal Gazette soll Dieffenbacher zehn Jahre lang 100.000 Goldmünzen aus deutschen Banken untersucht haben, das würde den Zeitraum ab der Zulassung des Goldhandels, über die erste Schmidt- Hausmann – Schaffensphase bis hin zum Beginn der breitergefächerten Produktion der ” Reichs- Gold- Münze ” abdecken:
<O</O
Folgende Typen und Jahrgänge werden vorgestellt ( Sortierung nach Jaeger – Nummern von mir ):
J 195 : 5 M 1877 D<O</O
J 208 : 5 M 1877 J<O</O
J 212 : 20 M 1896 J, 1898 J<O</O
J 242 : 10 M 1873 A<O</O
J 244 : 5 M 1877 A, C<O</O
J 245 : 10 M 1888 A<O</O
J 246: 20 M 1883 A, 1884 A, 1886 A, 1887 A, 1888 A<O</O
J 251 : 10 M 1901 A<O</O
J 252 : 20 M 1894 A, 1895 A, 1896 A, 1897 A, 1900 A,1900 J, 1902 A, 1906 A,1908 J 1910 A,1910 J, 1911 A, 1911 J, 1912 A,1912 J, 1913A <O</O
J 253 : 20 M 1914 A<O</O
J 267 : 10 M 1907 E
<O</O
Alles in allem also eine beachtliche Erweiterung der Angebotspalette, vergleicht man diese Auflistung mit der von Jaeger ein paar Jahre zuvor vorgenommenen Aufzählung. Jedoch fällt auf, das weiterhin die gängigsten Typen betroffen sind, wohingegen heute auf Ebay omnipräsente Typen wie 20 Mark Bayern 1914 oder 20 Mark Braunschweig 1875 fehlen. Das mag daran liegen, dass solche Stücke nicht zur klassischen Bankware gehörten. Wie auch das schmidt/Hausmann – Urteil erläutert, handelten Banken zu Beginn der 60er Jahre mit den ” gängigen Stücken ”, wozu allerdings auch die halben Kronen gerechnet wurden. Eine andere Erklärung ist, dass die Fälschungen der teuren Stücke in grösserem Ausmasserst zu einem späteren Zeitpunkt begann.
Sämtliche Münzen werden in guten Vergrösserungen im ganzen und ausschnittsweise abgebildet und Auffälligkeiten jeweils im Vergleich erläutert. Leider wird diese Systematik gerade bei der Randschrift nicht konsequent angewandt, mal werden die Arabesken, mal GOTT, mal die übrigen Randschriftelemente herangezogen. Spätestens bei der Vorstellung von einigen Hamburger Geprägen , welche habt Ihr sicher schon erkannt, wird dies aus meiner Sicht problematisch, doch das werde ich in einem gesonderten Beitrag darlegen ( klick )
Im Anhang seht Ihr ein preussisches Zehnmarkstück. Ob das wohl eines der Stücke war, mit denen Ilona durch die Lande getingelt ist ? Weiterhin stelle ich eine Doppelkrone, sowie zwei Beispiele für einen falschen GOTT ein.
Anhänge
-
Dieffenbacher S. 1.jpg161,1 KB · Aufrufe: 505
-
1153 a 1.jpg748,9 KB · Aufrufe: 566
-
1153 a 2.jpg538,4 KB · Aufrufe: 500
-
1153 a 3.jpg506,9 KB · Aufrufe: 498
-
140 d 1.jpg762,4 KB · Aufrufe: 611
-
140 d 2.jpg532,3 KB · Aufrufe: 509
-
140 d 3.jpg534,5 KB · Aufrufe: 495
-
140 d 4.jpg216,9 KB · Aufrufe: 478
-
114 a J 246 1884 A GOTT.jpg210,1 KB · Aufrufe: 462
-
117 c J 246 1887 A GOTT.jpg190,4 KB · Aufrufe: 510
Zuletzt bearbeitet: