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Moin,
in einem Facebook-Beitrag schrieb ich, dass damals vor dem Internetzeitalter das Sammeln ganz anders war. Darauf hin bekam ich von zwei jungen Usern Nachrichten mit der Frage, was denn genau anders war. Vielleicht interessiert es ja noch weitere jüngere User, die das "Analoge Zeitalter" nur vom Hörensagen kennen.
In den 70er Jahren kam ich das erste Mal mit Münzen Sammeln in Kontakt, mein Vater sammelte DM und andere deutsche Münzen. Da das Internet als Einkaufs- und Informationsquelle ja komplett fehlte, weil noch nicht vorhanden, musste man sich die gewünschten Münzen anderweitig besorgen. Dass da ganz andere Bemühungen nötig waren, versteht sich von selbst. Man konnte nicht einfach ein paar Mausklicks bei ebay machen und auf "Sofortkauf" klicken. Als Quelle waren Tauschbörsen, Münzvereine, Händler, Saalauktionen, Banken und Flohmärkte verfügbar, aber auch und vor allem private Kontakte mit anderen Sammlern. Mein Vater und nachher auch ich selbst hatten Fehllisten von anderen DM-Sammlern und die hatten unsere. So wurden nicht nur die eigenen Sammlungen beim Durchforsten von Rollen bedient, sondern auch die der befreundeten Sammler gleich mit. Das "Eine Hand wäscht die andere" war sehr verbreitet, man half sich gegenseitig. Das ist auch das, was ich im Internetzeitalter am meisten vermisse, der private Kontakt und die Hilfe untereinander ist heute leider nicht mehr so üblich. Die Sammler von heute sind meiner Erfahrung nach egoistischer geworden.
Was machte man, um an seltene und gesuchte Stücke zu kommen ? Als erstes wurden natürlich die Kontakte abgeklappert. Dies ging aber nicht wie heute in ein paar Minuten, sondern häufig per Brief. Einen Telefonanschluss hatten längst nicht alle. Dann waren die Händler gefragt, was aber auch nicht so einfach war. Diese fand man in Fachzeitschriften oder in den Gelben Seiten (Ein Branchenverzeichnis mit Händlereinträgen, ähnlich einem Telefonbuch, gedruckt auf gelbem Papier). Aber auch "Mund zu Mund Propaganda" waren eine gute Infoquelle. Man schrieb die Händler an und bekam irgendwann eine Antwort. Im Gegensatz zu heute kam die aber fast ausnahmslos, wenn auch manchmal erst sehr spät. Hatte man ein paar Angebote bekommen, suchte man sich das passende Angebot aus.
Meistens versuchte man aber zu Tauschen, als Grundlage dafür konnte der Münzkatalog herangezogen werden, aber nur als Anhaltspunkt. Einige tauschten stur nach Katalogpreis, andere nahmen die Preise in Münzzeitschriften. Es war immer eine Verhandlungssache, einmal hatte der andere vielleicht einen Vorteil, beim nächsten Tausch glich sich das aber meist wieder aus. Der Umgang miteinander war immer sehr nett, das egoistische Denken von heute war nicht die Regel, sondern die Ausnahme. Solche Leute hatten damals dann halt keine Tauschpartner. Von anderen Sammlern zu kaufen war eher selten, meist wurde getauscht.
Die meisten Sammler hatten ihre/-n Stammhändler, dem sie die Treue hielten. Für mich ist das der größte Unterschied zu heute, damals war das Wort "Stammkunde" ein mit Vorteilen für beide behaftetes Wort. Der Händler hat treue Kunden, der Kunde bekommt Vorzugspreise oder Vorkaufsrechte. Das ist für mich sehr wichtig, auch in allen anderen Bereichen meines Finanzlebens. Seit Erfindung des Internets und digitaler Auktionsplattformen ist der Begriff leider fast in Vergessenheit geraten.
Früher brauchte man Geduld und Ausdauer, aber auch das nötige Glück. Um so glücklicher war man, wenn nach viel Mühen eine lange heiß ersehnte Münze den Weg in die Sammlung fand, dieses Glücksgefühl hat man beim Kauf im Internet kaum noch. Die Jungspunde von heute können sich das Gefühl gar nicht mehr vorstellen. Oder wie es ist, wenn man einfach die gesuchte Münze nicht bekommt, nicht über Stunden, sondern zum Teil über Jahre hinweg. Wenn dann, oft auch nur durch glückliche Umstände, dieses Stück in die Sammlung kommt.... manchen Sammlern musste man das Grinsen aus dem Gesicht tackern ! Sehr viele Stücke, die heute absolute Massenware sind, bekam man damals einfach nicht oder nur schwer. Dass man an bestimmte 5-DM-Stücke, egal ob Heiermann oder Gedenkmünze, einfach nicht bekommen konnte, kann sich heute kaum noch einer vorstellen. Damals saßen die Sammler auf ihren Stücken, Sammlungen wurden zwar auch vererbt, aber im Gegensatz zu heute wurden diese von den Erben in Ehren gehalten und nicht gleich verhökert.
Seit der Erfindung es Internets hat sich die ganze Sammelei verändert, nicht nur bei Münzen. Vieles hat sich leider nicht zum Positiven geändert, wie zum Beispiel häufig der Umgang miteinander, der auch in den Facebookgruppen oft zu Wünschen übrig lässt. Das Glücksgefühl, wenn sich eine gewünschte Münze endlich einfindet, hatte ich im Internetzeitalter leider nur noch selten. Nicht weil ich jetzt einen erheblich besseren finanziellen Rahmen habe, sondern weil sehr viele Münzen problemlos verfügbar sind, das eigentliche Sammeln kommt da für mich ein wenig zu kurz. Für mich ist Sammeln nicht nur das pure Anhäufen von Dingen, sondern das ganze "Drumherum".
Eines noch zum Schluss: Man wurde damals in den ganzen Jahren nicht beschi****, das hat erst mit Einzug des Internets Einzug gehalten. Meiner unbedeutenden Meinung nach.
So, nun ist es genug Text.
Wie sind eure Erfahrungen, wenn ihr aus der "Alten Garde" stammt ? Die Erfahrungen dürften fast identisch sein, denke ich. Fröhliches Sammeln allen miteinander !
in einem Facebook-Beitrag schrieb ich, dass damals vor dem Internetzeitalter das Sammeln ganz anders war. Darauf hin bekam ich von zwei jungen Usern Nachrichten mit der Frage, was denn genau anders war. Vielleicht interessiert es ja noch weitere jüngere User, die das "Analoge Zeitalter" nur vom Hörensagen kennen.
In den 70er Jahren kam ich das erste Mal mit Münzen Sammeln in Kontakt, mein Vater sammelte DM und andere deutsche Münzen. Da das Internet als Einkaufs- und Informationsquelle ja komplett fehlte, weil noch nicht vorhanden, musste man sich die gewünschten Münzen anderweitig besorgen. Dass da ganz andere Bemühungen nötig waren, versteht sich von selbst. Man konnte nicht einfach ein paar Mausklicks bei ebay machen und auf "Sofortkauf" klicken. Als Quelle waren Tauschbörsen, Münzvereine, Händler, Saalauktionen, Banken und Flohmärkte verfügbar, aber auch und vor allem private Kontakte mit anderen Sammlern. Mein Vater und nachher auch ich selbst hatten Fehllisten von anderen DM-Sammlern und die hatten unsere. So wurden nicht nur die eigenen Sammlungen beim Durchforsten von Rollen bedient, sondern auch die der befreundeten Sammler gleich mit. Das "Eine Hand wäscht die andere" war sehr verbreitet, man half sich gegenseitig. Das ist auch das, was ich im Internetzeitalter am meisten vermisse, der private Kontakt und die Hilfe untereinander ist heute leider nicht mehr so üblich. Die Sammler von heute sind meiner Erfahrung nach egoistischer geworden.
Was machte man, um an seltene und gesuchte Stücke zu kommen ? Als erstes wurden natürlich die Kontakte abgeklappert. Dies ging aber nicht wie heute in ein paar Minuten, sondern häufig per Brief. Einen Telefonanschluss hatten längst nicht alle. Dann waren die Händler gefragt, was aber auch nicht so einfach war. Diese fand man in Fachzeitschriften oder in den Gelben Seiten (Ein Branchenverzeichnis mit Händlereinträgen, ähnlich einem Telefonbuch, gedruckt auf gelbem Papier). Aber auch "Mund zu Mund Propaganda" waren eine gute Infoquelle. Man schrieb die Händler an und bekam irgendwann eine Antwort. Im Gegensatz zu heute kam die aber fast ausnahmslos, wenn auch manchmal erst sehr spät. Hatte man ein paar Angebote bekommen, suchte man sich das passende Angebot aus.
Meistens versuchte man aber zu Tauschen, als Grundlage dafür konnte der Münzkatalog herangezogen werden, aber nur als Anhaltspunkt. Einige tauschten stur nach Katalogpreis, andere nahmen die Preise in Münzzeitschriften. Es war immer eine Verhandlungssache, einmal hatte der andere vielleicht einen Vorteil, beim nächsten Tausch glich sich das aber meist wieder aus. Der Umgang miteinander war immer sehr nett, das egoistische Denken von heute war nicht die Regel, sondern die Ausnahme. Solche Leute hatten damals dann halt keine Tauschpartner. Von anderen Sammlern zu kaufen war eher selten, meist wurde getauscht.
Die meisten Sammler hatten ihre/-n Stammhändler, dem sie die Treue hielten. Für mich ist das der größte Unterschied zu heute, damals war das Wort "Stammkunde" ein mit Vorteilen für beide behaftetes Wort. Der Händler hat treue Kunden, der Kunde bekommt Vorzugspreise oder Vorkaufsrechte. Das ist für mich sehr wichtig, auch in allen anderen Bereichen meines Finanzlebens. Seit Erfindung des Internets und digitaler Auktionsplattformen ist der Begriff leider fast in Vergessenheit geraten.
Früher brauchte man Geduld und Ausdauer, aber auch das nötige Glück. Um so glücklicher war man, wenn nach viel Mühen eine lange heiß ersehnte Münze den Weg in die Sammlung fand, dieses Glücksgefühl hat man beim Kauf im Internet kaum noch. Die Jungspunde von heute können sich das Gefühl gar nicht mehr vorstellen. Oder wie es ist, wenn man einfach die gesuchte Münze nicht bekommt, nicht über Stunden, sondern zum Teil über Jahre hinweg. Wenn dann, oft auch nur durch glückliche Umstände, dieses Stück in die Sammlung kommt.... manchen Sammlern musste man das Grinsen aus dem Gesicht tackern ! Sehr viele Stücke, die heute absolute Massenware sind, bekam man damals einfach nicht oder nur schwer. Dass man an bestimmte 5-DM-Stücke, egal ob Heiermann oder Gedenkmünze, einfach nicht bekommen konnte, kann sich heute kaum noch einer vorstellen. Damals saßen die Sammler auf ihren Stücken, Sammlungen wurden zwar auch vererbt, aber im Gegensatz zu heute wurden diese von den Erben in Ehren gehalten und nicht gleich verhökert.
Seit der Erfindung es Internets hat sich die ganze Sammelei verändert, nicht nur bei Münzen. Vieles hat sich leider nicht zum Positiven geändert, wie zum Beispiel häufig der Umgang miteinander, der auch in den Facebookgruppen oft zu Wünschen übrig lässt. Das Glücksgefühl, wenn sich eine gewünschte Münze endlich einfindet, hatte ich im Internetzeitalter leider nur noch selten. Nicht weil ich jetzt einen erheblich besseren finanziellen Rahmen habe, sondern weil sehr viele Münzen problemlos verfügbar sind, das eigentliche Sammeln kommt da für mich ein wenig zu kurz. Für mich ist Sammeln nicht nur das pure Anhäufen von Dingen, sondern das ganze "Drumherum".
Eines noch zum Schluss: Man wurde damals in den ganzen Jahren nicht beschi****, das hat erst mit Einzug des Internets Einzug gehalten. Meiner unbedeutenden Meinung nach.
So, nun ist es genug Text.
