Moin Moin,
wie geplant habe ich mir das Original angucken können und möchte meine Eindrücke dazu und ein paar meine Überzeugung hinsichtlich einer Fehlprägung erklärende Gesichtspunkte „kurz“
mitteilen.
--- Die im Forum gezeigten Abb. weichen, wie fast immer wieder generell zu vermuten ist, in den hier wichtigen Details doch ein wenig vom Original ab. Dadurch relativiert sich das angeführte und normalerweise als nicht möglich angesehene angebliche „Schärfer“ einer inkuse geprägten Seite gegenüber der diese Seite verursachenden, normal geprägten Seite in gleichem Maße.
Am Original zeigt sich der Unterschied nur in geringem Maße – und dafür gibt es aus meiner Sicht auch eine Erklärung.
--- Ausschließen kann / muss man m.E. die Überlegung, dass man zur Prägung einen ansonsten unüblichen und in der Herstellungskaskade bis zu den Prägematrizen nicht entstehenden Stempel als Extraanfertigung mit Randstab erzeugt hat. Das würde bedeuten, dass man, da Randstäbe über die fehlende Außenbegrenzung nicht (um)senkbar sind, beginnend beim Künstlermodell auf unübliche Weise einen völlig neuen Stempel für dieses vermutlich einzige Exemplar angefertigt haben müsste.
Dafür, dass das hier nicht der Fall ist, sprechen ein paar auf den Abb. kaum bis nicht sichtbare Besonderheiten im Münzbild – die auch auf der inkuse Seite an entsprechender Stelle wieder zu finden sind. Darüber spricht eigentlich alles dafür, dass der inkuse von der zuvor mit diesem Stempel geprägten Münze erzeugt wurde.
--- Wie ich schon in meinem Beitrag zu bedenken gegeben habe, muss man die beiden Seiten dieser Prägung in ihrer Entstehung von völlig anderen Vorgaben aus betrachten um Erklärungsversuche für eigentlich „Unmögliches“ vorzunehmen.
Bei den Überlegungen ist unbedingt zu berücksichtigen, dass die Außenkanten der Matrizenvertiefungen nach unten grundsätzlich schmaler werden (müssen). Das bedeutet, dass die als erhabene Patrize zum Prägen gelangte Münze an der Spitze des Reliefs schmaler ist als an ihrem Grund.
Beim Vergleich beider Seiten ist weiter wichtig, dass der von Matrizen und Patrizen erzeugte Materialfluss völlig unterschiedlicher Natur ist. Bei einem vertieften Münzbild einer Matrize kann das über optimalen Druck verdrängte Rondenmaterial diesen Raum über den Materialfluss ausfüllen und somit für die volle Höhe des Reliefs sorgen. Prägt eine Patrize und bildet ihr Münzbild in einer Ronde ab, dann ist da nirgends eine Vertiefung in die das über das Eindringen des Reliefs in die Ronde „bedrängte“ Material sich wie bei der Matrize in gleichem Umfang „verkrümeln“ kann.
Das bedingt – und ist bei den inkuse Prägungen jeweils auch zu erkennen -, dass gegenüber der Matrizenerhöhung von Haus aus ein weniger tiefes Ausbilden einer Patrizenvertiefung.
Bei weiteren Überlegungen zu einer vermeintlich größeren Schärfe kommt der Faktor der sich in die Tiefe immer etwas verjüngenden Seitenbegrenzungen von Münzbildern in Matrizen ins Spiel. Sie erzeugen dadurch automatisch immer ein Relief, das nach oben immer etwas schmaler ist als am Münzgrund. Bei der Betrachtung des von der Matrize erzeugten erhabenen Münzbildes sieht man als auffälligen Bereich den Übergang vom Relief in den Münzgrund, d.h., die breitesten Stellen des Reliefs. Bei eng beieinander befindlichen Merkmalen wie z.B. hier Punkte oder Federn erscheint dieser Übergang dann nicht nur sehr eng beieinander liegend, sondern je nach Erhaltung einer Prägematrize häufig auch ein wenig „unscharf“.
Die Patrize kann über den deutlich größeren Widerstand bei einer erfolgenden Materialverdrängung durch das Relief weniger tief in die Ronde eindringen, da für eine vollständige Ausbildung des Reliefs in die Tiefe wegen des geschlossenen Systems nicht ausreichend Möglichkeiten für den Materialverbleib vorhanden sind. Das Prägen im Ring dieser vorliegende inkuse Prägung ist über das exakt glatte Aussehen des Randes als eindeutig anzusehen. Einen weiteren Hinweis auf die Beteiligung einer zweiten Metallscheibe - hier einer geprägten Münze - stellt die über den daduch bedingten erhöhten Prägedruck stark zugelaufene "alte" Randschrift dar.
Dadurch sehen wir bei der inkuse Seite als Oberkante ein Abbild, dass nicht den breitesten Punkt des Reliefs, d.h., nicht den Übergang vom Relief in den Münzgrund zeigt. Abgebildet wird bei diesen Prägungen je nach Druckverhältnissen irgendein „Zustand“ zwischen breit (Übergang Münzbild zum Münzgrund) und schmal (tiefste Stelle des Münzbildes). Das bedeutet im Umkehrschluss, dass bei der inkuse Prägung z.B. die genannten Merkmale mehr oder weniger deutlich weiter auseinander stehen und dadurch auch leicht den falschen Eindruck erwecken, die Prägung sei „schärfer“ – was unter Normalprägebedingungen – und nur diesen ! - ja eigentlich nicht sein kann.
Ich hoffe, dass meine Ausführungen meine Überzeugung zum Vorliegen einer Fehlprägung des Typs "inkuse" verständlich erscheinen lassen.