Actium

B555andi

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Das Jahr: 31 v.Chr.
Ort: die griechische Hafenstadt Aktion (lat: Actium)


In der Hitze des griechischen Hochsommers stehen sich die verfeindeten Armeen von Marcus Antonius und Gaius Octavius gegenüber. Die militärische Lage des einstigen Lieblings der römischen Massen, Marc Anton, wird durch eine Blockade der Truppen des Octavius am Ende der seit der Ermordung Caesars fast ununterbrochen andauernden Bürgerkriege immer auswegloser.

Aus dem mitgeführten Silber werden Denare für die Legionen geprägt, um die Soldaten vor der bevorstehenden Entscheidungsschlacht entlohnen zu können. Auf den Münzen sind die Namen der Legionen eingeschlagen, die auf der Seite Marc Antons und Cleopatras gegen den Agressor und nach der Alleinherrschaft strebenden Octavius kämpfen. Hunger und Seuchen belasten die Männer des Marc Anton, während die Truppen des späteren Kaisers Augustus auf ihren erhöhten Stellungen ausreichend mit Nahrungsmitteln versorgt werden.

Wie hatte es zu dieser fast ausweglosen Lage kommen können?

Unter Gaius Iulius Caesar hatte Marc Anton so etwas wie Karriere gemacht. War mit seiner volksnahen Art beliebt bei den Truppen sowie dem römischen Plebs und stieg in hohe Staatsämter auf. Als er Caesar an jenen verhängnisvollen Iden des März 44 v.Chr. vor dem Eingang des Theater des Pompejus traf, wurde er von einem Senator geschickt abgelenkt und konnte so seinem Freund und Mentor nicht zu Hilfe eilen, als dieser von den Verschwörern um Brutus und Longinus ermordet wurde.

Die Republik wiederherstellen und ein Königtum Caesars verhindern wollten sie. Der überzeugte Republikaner Cicero prägte gar den Begriff des gerechten „Tyrannenmordes“. Die Verschwörer hofften, vom römischen Volk gefeiert zu werden.

Aber da hatten sie ihre Rechnung ohne ihn gemacht. Er, mit der Macht des Konsulatsamtes ausgestattet, nutze die Feierlichkeiten zur Beerdigung Caesars geschickt, um die Massen, den Plebs, gegen die Mörder aufzubringen. Die Verschwörer flohen aus Rom und ein langer Bürgerkrieg um die Zukunft des römischen Reiches begann.

Gemeinsam mit dem erst 19 jährigen Octavius, einem Großneffen Caesars, der von diesem per Testament adoptiert und zum Alleinerbe des Vermögens bestimmt worden war, und dem Reiterführer Lepidus gründete er ein Zweckbündnis, einen Männerbund, um die Macht zu erringen. Spätere Historiker werden diesen Bund als das zweite Triumvirat der Römischen Geschichte bezeichnen.

Schließlich gelingt es den Dreien, die Caesarenmörder Brutus und Longinus bei Philippi in Griechenland entscheidend zu schlagen. Lepidus erhält die nordafrikanischen Provinzen, Octavius soll die vom Bürgerkrieg zerrütteten Verhältnisse in Italien stabilisieren. Er selbst kümmert sich um die wohlhabenden Provinzen Roms im Osten des Reiches. Der „orientalische“ Flair zieht ihn zunehmend in seinen Bann, so dass er sich immer weiter aus der römischen Tagespolitik zurückzieht.

Diese beherrscht zunehmend Octavius, der es auf seinem Weg zur Alleinherrschaft geschickt versteht, Volk und Senat zu manipulieren. Immer wieder kommt es zu Spannungen, in deren Verlauf Marc Anton schließlich 40 v.Chr. die Schwester des Octavian, die bei den Römern sehr beliebte Octavia, heiratet, um den Schulterschluss zwischen den beiden mächtigsten Männern des Reiches zu dokumentieren.

Octavius geht seinen Weg zum unumschränkten Alleinherrscher unbeirrt weiter. Es gelingt ihm mühelos, Lepidus zu entmachten und den einstmals so guten Ruf Marc Antons weiter schwer zu schädigen.

Da tritt eine weitere schicksalhafte Gestalt in sein Leben: Cleopatra, einstige Geliebte Caesars, wird nun zu seiner Gefährtin. Er verstößt Octavia 32 v.Chr. und gibt damit Octavius den Vorwand, die Lage eskalieren zu lassen.

Geblendet von Cleopatra und der langen Tradition des Ptolemäischen Königshauses will er mit ihr eine eigene Herrscherdynastie gründen. Als Octavius Marc Antons Testament widerrechtlich aus dem Tempel der Vestalinnen holen und verlesen lässt, kippt die Stimmung vollends. Marc Anton bestimmt in seinem Testament die Kinder einer ägytischen Königin zu Erben römischer Gebiete. Eine Ungeheuerlichkeit! Der Senat enthebt ihn umgehend aller seiner Ämter und die Truppen von Octavius marschieren nach Griechenland, seiner Machtbasis.

Durch geschickte Manöver gelingt es Octavius Admiral, Agrippa, Marc Antons Streikräfte zu beschäftigen, so dass Octavius mit seinem Heer von 80.000 Soldaten und 12.000 Reiter ungehindert an der griechischen Küste landen kann.

Seine eigenen 19 Legionen sind dem Gegner im Faktor 1:2 unterlegen. Seine Land- und Seestreitkräfte sind nun bei Actium eingeschlossen; alle Versuche eines Ausbruchs waren bisher vergebens.

Cleopatra, mit ihren Truppen ebenfalls vor Ort, fürchtet um Ägypten und drängt auf einen Ausbruch zur See. Publius Canidius Crassus, Befehlshaber der Landstreitkräfte, sieht die taktischen Vorteile bei den Truppen an Land und rät zu einem geordneten Rückzug der Legionen über Thrakien oder Makedonien.

Marc Anton entscheidet sich für den Vorschlag Cleopatras und wagt den Ausbruch mit seinen unterlegenen leichten Schiffen. Sein Plan: die Truppen zu Land und See zurückziehen und den Krieg gegen Octavian unter günstigeren Bedingungen fortsetzen. Sein Versuch, die schwerfällige Flotte des Octavius in seichtes Gewässer zu locken, wird von dessen Admiral Agrippa leicht durchschaut.

So bleibt ihm nicht anderes übrig, als mit seinen Schiffen aufs offene Meer zu segeln, wo sie von Agrippas Flotte umfasst und vernichtend geschlagen werden. Marc Anton gelingt mit Cleopatra und deren ägyptischen Schiffen die Flucht. Die 19 Legionen des Landheeres kapitulieren, Octavian erobert 30 v.Chr. Alexandria. Marc Anton und Cleopatra begehen Selbstmord; ihre Kinder werden ermordet.


Die Münze:

Die von mir gezeigte Münze ist einer jener Denare, die vor der Schlacht bei Actium geprägt und an die Soldaten der beteiligten Legionen ausbezahlt wurden. Die Münze ist in einem zugegebenermaßen schlechten Zustand erhalten; dies gab mir jedoch die Möglichkeit, zu einem moderaten Preis an einen Legionsdenar des Marc Anton zu kommen.

Avers ist eine Prätorianische Galeere abgebildet, die nach rechts segelt. Legende: ANT AVG III VIR R P C

Revers sieht man einen Legionsadler zwischen Standarten und (laut Münzhändler) die Bezeichnung: LEG XVI

Damit ist dieser Denar an die 16. Legion ausgegeben worden. Diese Legion wurde 40 v.Chr. aufgestellt und war zunächst in der Provinz Africa stationiert. 27 v.Chr. wurde die Legion nach Gallien, 13 v.Chr. nach Mainz verlegt, wo sie an den Feldzügen in Germanien teilnahm. 43 n.Chr wurde sie nach Neuss verlegt und später von Vespasian aufgelöst, nachdem sie im Bürgerkrieg einen seiner Gegner unterstützt hatte.
 

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Hallo Andreas,

vielen dank für den interessanten Beitrag. War das nicht bei den Römern üblich, den Sold für die im Feld stehenden Legionen unterwegs zu münzen ? Es gibt da doch auch den unter Caesar in Gallien geprägten Denar, der auf der einen Seite einen Elephanten zeigt, der im Begriff ist eine Schlange niederzutrampeln.
 
Eine Münze die vielleicht Marcus Antonius, Cleopatra, oder den großen Augustus gesehen hat, oder zumindest in diesem Dunstkreis entstanden ist. Etwas historisch und numismatisch interessanteres ist nicht so einfach zu finden. Ich besitze keine antiken Münzen, bin aber absolut begeistert.

Und in solch einem Fall würde ich den Erhaltungsgrad, Auflage, materiellen Wert absolut zweitrangig sehen. Die Seeschlacht bei Actium, da mußt Du doch den Eishauch der ganz großen Geschichte spüren, wenn Du diese Münze in der Hand hälst. Gratuliere zu dem Stück, ich würde es auf Samt lagern. ;-)
 
Ein Spitzenbeitrag. Vielen Dank, ja das ist Geschichte pur.

Gruß epareiner
 
Vielen Dank für das Lob!

Ich werde mal versuchen, die Fragen zu beantworten. Allerdings muss ich gestehen, dass ich nicht DER Fachmann für Antike Numismatik bin. Es gibt Sammlerkollegen, die sich viele Jahrzehnte intensiv mit der Materie beschäftigt haben; zu denen gehöre ich nicht.

Ausgemünzt wurde (auf Feldzügen) meist in mobilen Heeresmünzstätten. Der Transport aus der "Heimat" wäre sicher zu risikoreich gewesen und hätte zu lange gedauert. Außerdem wollte man sicher das unterwegs erbeutete Edelmetall gleich unters Volk (sprich: die Legionäre) bringen. Möglicherweise hat man auch Münzstätten genutzt, die sozusagen auf dem Weg lagen. Viele Städte haben in dieser Zeit noch selbst gemünzt.

Neben modernen Münzen sammel ich Antike Römer aus dem Grund, den Rex Danny aufführt. Für mich hängt das eng mit einem Interesse für Geschichte zusammen. Ohne dieses bleiben die Münzen stumme Stücke Metall....

Die Verschwörer gegen Caesar haben übrigens auch Münzen geprägt (die aber in höheren Preisregionen angesiedelt sind). Insbesondere Brutus hat dabei auch sein Konterfei auf Münzen gesetzt, was eigentlich für einen Republikaner unmöglich war. Die Münzen der Republik zeigen keine lebenden Personen (damit hat erst Caesar angefangen). Manche Historiker gehen daher davon aus, dass Brutus, hätte er den Bürgerkrieg gewonnen, auch nicht unbedingt die gute alte Republik hätte wieder aufleben lassen. Die Zeit war wohl einfach reif für eine neue Staatsform. Die eroberten Gebiete waren zu umfangreich, als dass ein in sich zerstrittener Senat und ständig wechselnde Führer (weil gewählt) das Gebilde hätten effektiv zusammenhalten können.

Noch kurz zur Münze: Die Legionsdenare wurden in großen Mengen ausgemünzt und waren viele Jahre in Umlauf, was man ihnen in der Regel auch ansieht. Zudem wurden viele mit einem unedlen Kern hergestellt (siehe auch den kleinen Prüfhieb auf meiner). Meines hat mich 39 Euro gekostet. Man bekommt sie aber auch schon günstiger (z.B. ohne, dass die Legion zu bestimmen ist). Teurer sind Stücke in vorzüglicher Erhaltung von begehrten Legionen (die mit Varus unterwegs waren.....).

Für mich ist es faszinierend, dass man sich eine Sammlung alter Römer zulegen kann, ohne Hypotheken aufs Haus abschließen zu müssen. :) Natürlich gibt es auch hochpreisige Sachen (die erwähnten Caesarischen Elefanten gehören dazu; oder auch Münzen mit Portrait von Caesar); meist aber auch Alternativen für den kleinen Geldbeutel (aus unedlen Metallen oder schlechter erhaltene Stücke). Ich kaufe die Münzen zumeist in einem amerikanischen Händlerportal. In Deutschland sind sie in der Regel zu teuer. Bei ebay ist die Fälschungegefahr ziemlich groß, was einiges an Erfahrung voraussetzt.
 
Revers sieht man einen Legionsadler zwischen Standarten und (laut Münzhändler) die Bezeichnung: LEG XVI

Bei meinem Stück ist die Angabe der Legion besser (bzw. überhaupt) zu erkennen.

Unter dem Adler steht LEG XVII, also die 17. Legion. Die Zahl ist an der Münze selbst besser zu erkennen.

Die Münze kostete zu DM-Zeiten 62 Mark. Für mich faszinierend, dass ein spannendes Stück Geschichte für einen überschaubaren Geldbetrag zu erhalten ist.

Viele Grüße
Hermann
 

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Hallo Hermann,

damit hast Du ja eine der begehrten Legionen in Deinem Besitz; herzlichen Glückwunsch!

Die 17. Legion wurde nach meinen Informationen im Jahre 41 v.Chr. in Dienst gestellt und ist zusammen mit Varus in der Schlacht im Teutoburger Wald untergegangen.

Die Preise für viele römischen Münzen sind vergleichsweise moderat. Hängt vielleicht damit zusammen, dass viele sich nicht an dieses Sammelgebiet wagen. Dabei ist es gar nicht so kompliziert, wies vielleicht ausschaut.
 
Kleiner Nachtrag zu den Preisen:

Habe aus Interesse mal nachgeschaut. Einen etwas abgenudelten Denar gibt es aktuell für 19 Euro, weitgehend lesbare ab etwa 40 Euro zu kaufen.
 
Zuletzt bearbeitet:
In der "Schlacht am Teutoburger Wald" (wo sie wahrscheinlich gar nicht stattfand) wurde die 17., 18. und 19. Legion vernichtet und nie wieder aufgestellt.

Der Legionsadler der 17. Legion fand sich 41 n. Chr. bei den Chauken, einem germanischen Volksstamm, wieder . Sie wurden 41 n. Chr. von P. Gabinius Secundus besiegt. Aufgrund des aufgefundene Legionsadlers durfte sich der Feldherr künfig den Ehrennamen "Cauchius" zulegen.

Viele Grüsse
Hermann
 
Die Preise für viele römischen Münzen sind vergleichsweise moderat. Hängt vielleicht damit zusammen, dass viele sich nicht an dieses Sammelgebiet wagen. Dabei ist es gar nicht so kompliziert, wies vielleicht ausschaut.

Das sind trostreiche Worte. Irgendwie spuken mir Caesars Elephant und die Eule aus Athen schon lange im Hinterkopf herum- und jetzt auch noch die Galeere. Bislang habe ich mich an antike Münzen nie so recht rangewagt, vermutlich weil ich durch die vergleichsweise einfachen Beurteilungskriterien der Kaiserreichmünzen eingelullt bin.
Aber faszinierend sind die alten Münzen auf jeden Fall. Eine ganz andere Welt mit anderen Idolen und Werten. Wer versteht heute noch die Bedeutung der Schlangen auf einem bestimmten Typ griechischer Münzen ( Name gerade entfallen ).
 
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