2 und 5 Reichsmark Hindenburg/Garnisonkirche

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2 und 5 Reichsmark Hindenburg/Garnisonkirche (Geschichtliche Frage)

Ätsch, jetzt kommt KEINE Wertanfrage :newwer:

Mich interessiert's hier eher münzgeschichlich, weil diese Münzen bei ebay, äh, will mal sagen, zur Zeit sackweise auftauchen und trotzdem of mit Prämien/Aufgeldern im zweistelligen Prozentbereich bezahlt werden - vielleicht kann mir jemand (auch gerne aus privater Erfahrung oder Erzählungen) helfen.

a) Drittes Reich
Die Münzen wurden ja im Dritten Reich von 1934 bis 1939 (vermutlich bis zu Beginn des 2. Weltkriegs ?) geprägt und waren wohl auch regulär im Umlauf. Aber was passierte dann ? wurden die Münzen von den Nazis systematisch (!) eingezogen, um mit dem Silber "kriegswichtiges" Material importieren zu können ? gab es dafür z.B. Propaganda-Kampagnen a la "Gebt Gold für Eisen" oder so ? was war die Motivation für Privatleute, diese Münzen zu horten (ja, wahrscheinlich Angst vor Inflation, aber damals wie heute gab es vermutlich nicht so viele Leute, die eine Inflation erkennen konnten und die Propaganda der Nazis stellte die Währung vermutlich auch als stabil dar) ? war das Horten evtl. sogar unter Strafe gestellt ?

b) Nachkriegszeit
Hatten diese Münzen in der Tauschwirtschaft der Nachkriegszeit (vor der Einführung der DM und der Staatenteilung) eine größere Bedeutung ? und falls ja, gab es eventuell Spitznamen ähnlich wie "Heiermann" ?

c) DDR
Hatten diese Münzen in der, äh, "Schattenwirtschaft" der DDR irgendeine Bedeutung, analog zur DM ? und falls ja, gab es hier eventuell auch Spitznamen oder Geheimcodes analog zu "Blaue Kacheln" ?

Bin gespannt, was herauskommt - wie gesagt, interessant sind auch die privaten Überlieferungen und eigenen Erlebnisse. Schönen Dank Euch schon im voraus :)
 
Zuletzt bearbeitet:
..., interessant sind auch die privaten Überlieferungen und eigenen Erlebnisse.


Von meiner Mutter (über 90 Jahre und für ihr Alter (fast) fit wie ein Turnschuh :cool:;)) weiß ich, daß sie als sie Ende 1950 meinen Vater kennenlernte ihm zu seinem Geburtstag im April 1951 mit einem Paar Manschettenknöpfe überraschen wollte. Aus Silber sollten Selbige schon sein. Ergo mußte sie mit einem Säckchen voll mit solchen Münzen zum Juwelier gehen, um mit dem ein Tauschgeschäft zu machen. Ohne dieses Säckchen hätte sie nix bekommen. Aber einige sind auch mir als Belegstücke geblieben :).
 
Zuletzt bearbeitet:
zu a.)
Wurden Hindenburg und die Kirche überhaupt eingezogen ? Im Jaeger steht, dass Luther und Schiller ab 1941 einbehalten werden sollten, doch die anderen Typen werden nicht erwähnt.
Vielleicht kann man sich der Frage anhand der Auflagen des seit den 20er Jahren gedruckten 5 Rentenmarkscheines, sowie des ab 1942 aufgelegten 5 Reichsmarkscheines nähern. Spielten diese werte eine nennenswerte Rolle im Geldumlauf und lassen sich nach 1939 dort Änderungen feststellen ?

zu b.)
Die Allierten verhängten eine Ablieferungspflicht für diese Silbermünzen.
 
Nachtrag zu a.)
Laut Jaeger kursierten per Dezember 1944 ca 76 % der zwischen 1933 und 39 herausgegebenen 2 -und 5 Rm- Stücke.
 
Erwähnenswert ist noch, dass Silber kein kriegswichtiges Material war.

Grüße, JPN
 
Hallo!
Im Jäger wird noch erwähnt, dass die Münzen mit der Garnisionskirche und Datum von Regimegegnern mit geänderten Inschriften (z. B. "Hitler verrecke"):D verziert wurden und dass speziell die Stücke mit Inschrift aus Gründen der Vorbeugung daher konsequent eingezogen wurden.

Und ich meine, im Rittmann "Deutsche Geldgeschichte ab 1914" steht, dass ein alliiertes Kontrollratsgesetz oder eine ähnliche Vorschrift der Besatzungsmächte die deutsche Bevölkerung zur Abgabe sämtlicher in- und ausländischen Gold- und Silbermünzen verpflichtete, worunter natürlich auch diese Stücke fielen. Daher ist absolut unverständlich:mad::newwer:, wieso dann später solche Mengen davon noch auftauchen konnten.

In den 60er Jahren wurden diese Münzen zum Silberwert gehandelt; ich habe selbst einige meiner ersten Münzen aus dem Konvolut eines Juweliers zum Silberpreis gekauft (2 M Sachsen 1895, 1 M 19xx, 2 RM Garnisionskirche mit Datum). Die 3 waren aber die einzigen Stücke mit Sammlerwert; alles andere waren die üblichen 5 RM-Stücke. Mein Vater hatte selbst mit dem Sammeln von Münzen nichts am Hut, wusste aus der Zeit aber, dass die Stücke mit Datum seltener waren. (Ich war zu der Zeit noch nicht voll geschäftsfähig und für manche Anschaffungen auf Zuschüsse zum Taschengeld angewiesen:(.)
Der Juwelier erzählte, dass eine Kirchengemeinde liturgische Geräte (neu?) beschaffen wollte und daher eine Silbersammlung durchgeführt hatte, bei der dann die Stücke zusammen kamen.

Selbst bis in die 00er Jahre gingen die mehr oder weniger zum Silberpreis als Hortungsposten durch.

Erwähnenswert ist noch, dass Silber kein kriegswichtiges Material war.

Logo, die führten ja keinen Krieg gegen Werwölfe:D:lachtot:!

Grüße
collettore
 
Vielen Dank auch Euch allen nochmal für die Infos !

Erwähnenswert ist noch, dass Silber kein kriegswichtiges Material war.

Grüße, JPN

Ich meinte auch eher, daß das Silber als Devisenersatz zum Import von kriegswichtigem Material wie Rohöl hätte genutzt werden können (wie die anderen ja ausgeführt hatten, gab es aber scheinbar kein "Einsammeln" zu diesem Zweck).

Nachtrag zu a.)
Laut Jaeger kursierten per Dezember 1944 ca 76 % der zwischen 1933 und 39 herausgegebenen 2 -und 5 Rm- Stücke.

Wenn ich mir die Erhaltung dieser Münzen in der Bucht angucke, glaube ich aber doch eher an ein "Horten" denn an ein "Kursieren" (gemeint hat Jäger m.E. vermutlich eher, daß die Münzen ein halbes Jahr vor Kriegsende noch nicht zur Reichsbank zurückgewandert waren).

...
zu b.)
Die Allierten verhängten eine Ablieferungspflicht für diese Silbermünzen.

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Und ich meine, im Rittmann "Deutsche Geldgeschichte ab 1914" steht, dass ein alliiertes Kontrollratsgesetz oder eine ähnliche Vorschrift der Besatzungsmächte die deutsche Bevölkerung zur Abgabe sämtlicher in- und ausländischen Gold- und Silbermünzen verpflichtete, worunter natürlich auch diese Stücke fielen.
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Grüße
collettore

Die Anordnung vom Allierten Kontrollrat würde auf alle Allierten hindeuten - ich hatte so bei mir überlegt, daß es den Russen eher egal war und deswegen auch häufiger Angebote vom Gebiet der Ex-DDR auftauchen.

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Daher ist absolut unverständlich:mad::newwer:, wieso dann später solche Mengen davon noch auftauchen konnten.
...
Grüße
collettore

Machst Du denn alles, was Dir der Gesetzgeber so vorschreibt ;) :D ?
 
Hallo!
Im Jäger wird noch erwähnt, dass die Münzen mit der Garnisionskirche und Datum von Regimegegnern mit geänderten Inschriften (z. B. "Hitler verrecke"):D verziert wurden und dass speziell die Stücke mit Inschrift aus Gründen der Vorbeugung daher konsequent eingezogen wurden.

Nicht ganz, im Jaeger steht, dass die Stücke mit dem besseren Text auf Dringen der Gestapo eingezogen wurden. Die Reichsbank wollte erst nicht, da solche Manipulationen die Münze als Zahlungsmittel entwerteten. Die Stücke mit Originalinschrift und die, die keine Inschrift tragen, wurden nicht eingezogen.
 
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