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1998: Startschuss für Euro
Historischer Beschluss in der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1998.
Der zehnte Geburtstag der gemeinsamen Währung lässt die EU offenbar nicht in Feierstimmung kommen. Genau ein Jahrzehnt ist es her, als sich die EU-Staats- und -Regierungschefs in der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1998 darauf einigten, Euro und Cent zum 1. Jänner 1999 in elf von damals 15 Mitgliedstaaten einzuführen.
Es scheint, als wolle Brüssel keine Unstimmigkeiten zwischen den 15 Euro-Staaten und den übrigen zwölf EU-Mitgliedern ohne die Gemeinschaftswährung aufreißen und verzichtet lieber auf öffentlichen Jubel. Wer sollte auch an Feierlichkeiten teilnehmen, alle 27 oder nur die 15 Euro-Länder?
Neue Münze und neues Mitglied 2009
Anlässlich des zehnten Jahrestages werden die 15 Euro-Länder im Jänner 2009 eine gemeinsame Zwei-Euro-Gedenkmünze herausgeben. Das per Internet-Abstimmung gefundene Motiv zeige einen - willentlich primitiv gestalteten - Menschen mit einem Euro-Symbol. Es stammt vom Bildhauer Georgios Stamatopoulos, der im Auftrag der Bank von Griechenland arbeitete.
Zu diesem Termin wird voraussichtlich auch die Slowakei als 16. Euro-Mitglied begrüßt werden. Das Land mit gut fünf Millionen Bürgern erfülle die Maastrichter Stabilitätskriterien und habe damit vor allem Schulden und Inflation im Griff. Das geht aus einem Bericht der EU-Kommission hervor, der am Mittwoch in Brüssel veröffentlicht werden soll.
Weitere Kandidaten sind für die nächsten Jahre nicht in Sicht.
EZB: Trichet löste Duisenberg ab
In jener Nacht vor zehn Jahren einigten sich die Spitzenpolitiker schließlich auch auf Wim Duisenberg als ersten Präsidenten der in Frankfurt ansässigen EZB. Die Franzosen drangen aber darauf, dass Duisenberg nicht die volle Amtszeit von acht Jahren ausschöpfen sollte.
In den Startlöchern stand schon damals Jean-Claude Trichet, der dann fünf Jahre später den Niederländer an der EZB-Spitze nachfolgte. Der Franzose sieht sich seitdem ganz unbescheiden als "Mr. Euro". "Sie finden meine Unterschrift auf den Euro-Banknoten", lautet sein Credo.
Typischer EU-Kompromiss
Am Beginn der gemeinsamen Notenbank stand also ein typischer EU-Kompromiss. Manche sahen das als ein Zeichen der Schwäche. Doch die Gemeinschaftswährung erwies sich als Erfolgsgeschichte.
Der Euro stieg zur zweitwichtigsten Weltwährung nach dem US-Dollar auf. Zudem ermöglicht er 318 Millionen Bürgern des gemeinsamen Währungsgebiets ein bequemes Reisen quer durch Europa und mildert die Auswirkungen der steigenden Ölpreise ab.
Euro als "Teuro"
Viele sehen im Euro aber noch heute eine Fehlgeburt und verteufeln ihn weiter als "Teuro". Zu spüren ist zudem die Inflation von weit über drei Prozent. Und der Höhenflug des Euro mit Kursen bis zu 1,60 US-Dollar beunruhigt die europäischen Exporteure.
"Weiche Führung"
In den Mitgliedsstaaten gibt es immer wieder Bestrebungen von Politikern, die EZB als Instrument der Konjunkturbelebung einzusetzen. So forderte der konservative italienische Wahlsieger Silvio Berlusconi jüngst ein verbreitertes Entscheidungsfeld für die Bank "über die Aufgabe der Inflationskontrolle hinaus". Und in Paris werden regelmäßig - zum Ärger der Deutschen - Zinssenkungen der EZB angemahnt.
Das Hauptproblem bleibt die politische Führung des Euro-Gebiets. Während die Geldpolitik mit Entscheidungen über Leitzinsen bei der EZB gebündelt wurde, blieb die Wirtschafts- und Budgetpolitik weitgehend in der Hand der Mitgliedstaaten. Das sorgt für Dauerkonflikte.
Jahrelang lähmte der Streit über überhöhte Defizite in Deutschland und Frankreich die Arbeit der Euro-Finanzminister. In ihren monatlichen Treffen können diese aber nur nicht-bindende Beschlüsse fassen. "Das ist eine weiche Führung", räumt der luxemburgische Premier und Ressortchef Jean-Claude Juncker ein, der Vorsitzende des Gremiums.
Euro bleibt Baustelle
Währungskommissar Joaquin Almunia möchte die Aufsicht verstärken. Dabei müsse es nicht nur um Haushalte der Mitgliedstaaten gehen, sondern auch um die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und die Finanzstabilität.
Juncker bezeichnet es schon als eine Errungenschaft, dass der - noch nicht in allen Staaten ratifizierte - Reformvertrag von Lissabon den Euro ausdrücklich als ein Ziel der gesamten EU nennt.
Quelle: ORF.at (03-05-2008)
Historischer Beschluss in der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1998.
Der zehnte Geburtstag der gemeinsamen Währung lässt die EU offenbar nicht in Feierstimmung kommen. Genau ein Jahrzehnt ist es her, als sich die EU-Staats- und -Regierungschefs in der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1998 darauf einigten, Euro und Cent zum 1. Jänner 1999 in elf von damals 15 Mitgliedstaaten einzuführen.
Es scheint, als wolle Brüssel keine Unstimmigkeiten zwischen den 15 Euro-Staaten und den übrigen zwölf EU-Mitgliedern ohne die Gemeinschaftswährung aufreißen und verzichtet lieber auf öffentlichen Jubel. Wer sollte auch an Feierlichkeiten teilnehmen, alle 27 oder nur die 15 Euro-Länder?
Neue Münze und neues Mitglied 2009
Anlässlich des zehnten Jahrestages werden die 15 Euro-Länder im Jänner 2009 eine gemeinsame Zwei-Euro-Gedenkmünze herausgeben. Das per Internet-Abstimmung gefundene Motiv zeige einen - willentlich primitiv gestalteten - Menschen mit einem Euro-Symbol. Es stammt vom Bildhauer Georgios Stamatopoulos, der im Auftrag der Bank von Griechenland arbeitete.
Zu diesem Termin wird voraussichtlich auch die Slowakei als 16. Euro-Mitglied begrüßt werden. Das Land mit gut fünf Millionen Bürgern erfülle die Maastrichter Stabilitätskriterien und habe damit vor allem Schulden und Inflation im Griff. Das geht aus einem Bericht der EU-Kommission hervor, der am Mittwoch in Brüssel veröffentlicht werden soll.
Weitere Kandidaten sind für die nächsten Jahre nicht in Sicht.
EZB: Trichet löste Duisenberg ab
In jener Nacht vor zehn Jahren einigten sich die Spitzenpolitiker schließlich auch auf Wim Duisenberg als ersten Präsidenten der in Frankfurt ansässigen EZB. Die Franzosen drangen aber darauf, dass Duisenberg nicht die volle Amtszeit von acht Jahren ausschöpfen sollte.
In den Startlöchern stand schon damals Jean-Claude Trichet, der dann fünf Jahre später den Niederländer an der EZB-Spitze nachfolgte. Der Franzose sieht sich seitdem ganz unbescheiden als "Mr. Euro". "Sie finden meine Unterschrift auf den Euro-Banknoten", lautet sein Credo.
Typischer EU-Kompromiss
Am Beginn der gemeinsamen Notenbank stand also ein typischer EU-Kompromiss. Manche sahen das als ein Zeichen der Schwäche. Doch die Gemeinschaftswährung erwies sich als Erfolgsgeschichte.
Der Euro stieg zur zweitwichtigsten Weltwährung nach dem US-Dollar auf. Zudem ermöglicht er 318 Millionen Bürgern des gemeinsamen Währungsgebiets ein bequemes Reisen quer durch Europa und mildert die Auswirkungen der steigenden Ölpreise ab.
Euro als "Teuro"
Viele sehen im Euro aber noch heute eine Fehlgeburt und verteufeln ihn weiter als "Teuro". Zu spüren ist zudem die Inflation von weit über drei Prozent. Und der Höhenflug des Euro mit Kursen bis zu 1,60 US-Dollar beunruhigt die europäischen Exporteure.
"Weiche Führung"
In den Mitgliedsstaaten gibt es immer wieder Bestrebungen von Politikern, die EZB als Instrument der Konjunkturbelebung einzusetzen. So forderte der konservative italienische Wahlsieger Silvio Berlusconi jüngst ein verbreitertes Entscheidungsfeld für die Bank "über die Aufgabe der Inflationskontrolle hinaus". Und in Paris werden regelmäßig - zum Ärger der Deutschen - Zinssenkungen der EZB angemahnt.
Das Hauptproblem bleibt die politische Führung des Euro-Gebiets. Während die Geldpolitik mit Entscheidungen über Leitzinsen bei der EZB gebündelt wurde, blieb die Wirtschafts- und Budgetpolitik weitgehend in der Hand der Mitgliedstaaten. Das sorgt für Dauerkonflikte.
Jahrelang lähmte der Streit über überhöhte Defizite in Deutschland und Frankreich die Arbeit der Euro-Finanzminister. In ihren monatlichen Treffen können diese aber nur nicht-bindende Beschlüsse fassen. "Das ist eine weiche Führung", räumt der luxemburgische Premier und Ressortchef Jean-Claude Juncker ein, der Vorsitzende des Gremiums.
Euro bleibt Baustelle
Währungskommissar Joaquin Almunia möchte die Aufsicht verstärken. Dabei müsse es nicht nur um Haushalte der Mitgliedstaaten gehen, sondern auch um die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und die Finanzstabilität.
Juncker bezeichnet es schon als eine Errungenschaft, dass der - noch nicht in allen Staaten ratifizierte - Reformvertrag von Lissabon den Euro ausdrücklich als ein Ziel der gesamten EU nennt.
Quelle: ORF.at (03-05-2008)